Nur ein galantes Abenteuer?
und Tom werdet ebenfalls nichts erhalten, sofern ich gegen seinen Wunsch heirate.“
„Ich mache mir nichts daraus!“, erklärte Nicolas und schnippte mit den Fingern. „Ich will nicht, dass du unglücklich wirst, Schwesterherz. Und Tom wird dasselbe sagen.“
„Da bin ich mir nicht sicher“, erwiderte Caroline. „Er hatte so viele Schwierigkeiten, das Anwesen zu halten. Außerdem würde er das meiste erben, glaube ich.“
„Der alte Herr ist streitsüchtig und unbeherrscht. Er kann seinen Willen noch fünfzig Mal vor seinem Ableben ändern. Außerdem wird ihm seine Härte dir gegenüber bald leid tun. Dann versucht er bestimmt, es wiedergutzumachen.“
„Freddie meinte das auch“, erwähnte Caroline. „Er macht sich nichts aus meiner Mitgift, und ich bin ebenso wenig daran interessiert – aber um dich und Tom sorge ich mich.“
„Ich wünschte, dass jemand auch einmal an meine Gefühle denken würde“, jammerte Mrs. Holbrook gekränkt. „Ich bekomme Migräne. Ihr seid die schwierigsten Kinder, die man sich vorstellen kann. Ich werde jetzt nach oben gehen und mich hinlegen.“
„Entschuldige, Schwesterherz“, sagte Nicolas, nachdem ihre Mutter hinausgegangen war. „Ich wusste nicht, dass es sie derart aufregen würde.“
„Arme Mama. Wir sind ein echtes Kreuz für sie. Bitte erzähle ihr nichts von dieser Jamaika-Geschichte. Ich fürchte, dann gerät sie völlig außer sich.“
„Große Güte, nein!“, rief Nicolas aus. „Großvaters alte Sünden sind vielleicht nicht mehr so schlimm wie deine Teilnahme am Rennen, aber von uns erfährt sie es besser nicht.“
„Ebenso wenig sollte sie etwas über diesen Mordversuch erfahren – falls es nicht nur ein verirrter Schuss war.“ Caroline seufzte.
„Leider sah es nicht nach einem Versehen aus. Aber Mama würde ich niemals ein Wort davon erzählen. Sie würde mit dir nach Hause eilen und dich einschließen. Ich glaube allerdings, du bist eine Weile sicher. Sir Frederick hat ihn immerhin angeschossen.“
„Ich werde mich trotzdem vorsichtig verhalten“, erklärte sie. „Freddie will innerhalb der nächsten Tage bei Mama vorsprechen. Wenn sie ihre Einwilligung gibt …“
„Auf jeden Fall darfst du dir nicht vom alten Marquis dein Glück zerstören lassen. Ich werde ihm sagen, dass er sein Geld gern behalten kann. Sein Versprechen hat uns nichts als Ärger eingebracht.“
„Oh, Nicolas …“ Unglücklich schaute sie ihn an. „Brich meinetwegen nicht die Brücken hinter dir ab.“
„Ich komme schon klar“, bemerkte er grinsend. „Ich schaue mich eben nach einer guten Partie um, Schwesterherz.“
„Du Halunke“, entgegnete sie lachend. „Wann musst du zu deinem Regiment zurück?“
„In zwei Tagen muss ich los. Ich kümmere mich darum, dass Mama uns bis zum Dinner wieder verzeiht.“
Caroline beobachtete, wie Nicolas den Salon verließ. Nach einer Weile kam das Dienstmädchen mit Tee und Gebäck.
Alleingelassen, biss sie in einen köstlichen Früchte-Muffin und ließ ihre Gedanken schweifen. Was sollte sie tun? Nicolas hatte sie so entschieden unterstützt. Doch sie wusste, dass das Geld ihres Großvaters über die Zukunft ihrer Brüder entschied. Hinzu kam diese rätselhafte Erbkrankheit. Wird Freddie mich überhaupt noch heiraten wollen, wenn er davon erfährt? fragte sie sich wohl zum hundertsten Male. Sie befand sich in einem furchtbaren Dilemma. Allein die Vorstellung, ohne ihn leben zu müssen, trieb ihr Tränen in die Augen.
„Verflucht!“, knurrte der Marquis, als Jenkins ihm ein kleines Glas Brandy brachte. „Da kann man ja den Mond durchsehen!“
„In Eurer Lordschaft cholerischem Zustand ist Brandy das Schlechteste, was man sich denken kann“, erwiderte der Diener mit unerschütterlicher Miene. „Sie sollten lieber mit klarem Verstand über die Dinge nachdenken.“
„Unverschämter Kerl! Ich sollte dich sofort entlassen.“
„Oh, mir macht es nichts aus, mich in ein Landhäuschen zurückzuziehen, auf das ich schon lange ein Auge geworfen habe. Meine Schwester ist verwitwet und wird sich freuen, dort mit mir den Lebensabend zu verbringen. Aber das ändert nichts an Ihren Problemen, Sir. Sie haben Ihre Söhne aus dem Haus getrieben und nun Miss Caroline. Ich denke, Sie werden das später tief bereuen, besonders, wenn Sie die jungen Herren auch noch verjagen, Sir.“
„Du weißt alles, nicht wahr?“, murmelte der Marquis verärgert. „So dumm, wie du denkst, bin ich allerdings nicht. Ich kenne die
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