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Nur ein Hauch von dir

Nur ein Hauch von dir

Titel: Nur ein Hauch von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. C. Ransom
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Päckchen herausfischte. Ich war so auf meine Suche konzentriert, dass ich ihn gar nicht bemerkte.
    »Hey, hey, halt doch still, sonst kann ich nicht mit dir reden.« Seine Stimme klang warm und gut gelaunt, änderte sich aber abrupt, als er mein Gesicht sah. »Was ist passiert, Alex? Geht es dir nicht gut?«
    »O, Callum, ich bin so froh, dass du da bist.«
    »Du hast mich gerufen, und, na ja, ich musste einfach kommen. Was ist denn?«
    Ich war plötzlich ganz verlegen. »Nichts Schlimmes, ich bin nur einfach stinksauer. Jemand hat Lügen über mich erzählt.«
    Im Nu war auch er wütend. »Wer? Wer tut dir so was an?«
    »Rob. Erinnerst du dich, ich hab gestern von ihm erzählt.«
    »Das ist der, mit dem du neulich aus warst.« Es war eine Feststellung, keine Frage. »Er bringt dich durcheinander.«
    »Ich bin einfach wütend, nicht durcheinander.« Ich wischte mir die Tränen ab. Nach einem Papiertaschentuch zu suchen, hatte ich aufgegeben.
    Callum schwieg, und ich beobachtete sein Gesicht in dem winzigen Spiegel. Er schien Mühe zu haben, die richtigen Worte zu finden.
    »Willst du mir davon erzählen?«
    »Da gibt es nicht so viel zu erzählen. Ich hab ihn abserviert, er hat sich geärgert, und jetzt erzählt er Lügen über mich.« Ich wollte Callum nicht sagen, dass Rob allen gegenüber behauptete, er hätte mich abserviert und ich wäre hinter einem anderen her. Das war alles viel zu lächerlich und unwichtig.
    Ich betrachtete sein Gesicht, während er darüber nachdachte, was ich gesagt hatte. Ihm musste klar sein, dass ich nicht alles erzählt hatte, doch es war auch klar, dass er mich nicht bedrängen würde, und dafür war ich dankbar. »Und du willst wirklich nicht, dass ich ihm einen kleinen Besuch abstatte?«
    »Nein!« Das kam viel zu scharf heraus. Aber ich wollte nicht, dass Callum etwas tat, das nicht zu ihm passte, nur damit ich es Rob heimzahlen konnte. »Glaub mir, er ist es nicht wert.« Ich versuchte ein ermutigendes Lächeln.
    Callum sah richtig mordlüstern aus. »Es wäre mir ein Vergnügen. Ich will nicht, dass dir irgendjemand weh tut.«
    »Bitte, es ist doch nichts passiert. Es tut mir leid, ich hätte dich nicht rufen sollen. Ich war nur völlig durcheinander, und ich wusste, dass es mir gleich besserginge, wenn ich dich sehen würde.«
    »Zögere nie, mich zu rufen. Für dich bin ich immer da.« Ich konnte spüren, wie stark seine Gefühle waren.
    »Ich bin so froh, dass du gekommen bist. Ich wusste nicht, ob du noch in der Nähe warst oder schon zurück in London.«
    »Ich war auf dem Rückweg, in einem Kino in Richmond. Es liefen ein paar grauenvolle Kinderfilme, und ich dachte schon, ich würde dem Publikum sogar einen Gefallen tun, wenn sie sich nicht mehr daran erinnern könnten.« Er blickte mich schnell an, um zu sehen, wie ich das fand. »Dann hab ich dich rufen hören und bin sofort gekommen.«
    »Wie weit kannst du mich denn hören?«
    »Ich glaub, da gibt es keine Grenze. In Richmond warst du genauso gut zu hören wie hier.«
    »Aber wie bist du so schnell hergekommen? Das waren ja nicht mal Minuten.«
    »Vergiss nicht, ich muss keine Umwege machen. Solange du dein Amulett trägst, kann ich deinen Standort spüren und geradewegs durch alles hindurch zu dir kommen.«
    »Es tut gut zu wissen, dass du da bist.« Ich lächelte so zuversichtlich, wie ich konnte. Callum erwiderte mein Lächeln und fuhr mir sanft mit der Hand über den Rücken.
    »Willst du, dass ich bleibe, oder …?«, fragte er sehr einfühlsam.
    »Ich wünschte, du könntest bleiben, aber ich sehe Grace kommen, und bald muss ich auch wieder zum Unterricht. Soll ich dich wieder rufen, wenn ich zu Hause und alleine bin?«
    »Einverstanden. Aber vergiss nie: Ich bin auf der Stelle da, wenn du mich brauchst. Versprich mir das.«
    »Als ob ich das vergessen könnte«, murmelte ich, während er mich auf die Stirn küsste und verschwand. Ich versuchte noch, seinem Bild im Spiegel zu folgen, doch er war zu schnell. Ich steckte den Spiegel weg und sah Grace entgegen, die über den Sportplatz kam. Das Leichtathletiktraining in der Mittagspause hatte angefangen, und deswegen musste sie um die Bahn herumgehen und sich vor den Speeren in Acht nehmen, die durch die Luft flogen. Sie kam nur langsam voran, aber das ließ mir genügend Zeit, mich wieder zu beruhigen.
    Selbst beim vorsichtigen Überqueren eines Spielfelds wirkte Grace zart und zerbrechlich. Obwohl sie barfuß war, ging sie elegant – das Ergebnis jahrelangen

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