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Nur ein Hauch von dir

Nur ein Hauch von dir

Titel: Nur ein Hauch von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. C. Ransom
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die Freude, die er zu zeigen schien, meine Aufregung darüber, mit ihm reden zu können, das war alles zu viel. Schnell schaltete ich die Kamera ab und suchte nach Taschentüchern. Dann wusch ich mir das Gesicht und machte weiter.
    Diesmal war ich härter mit mir. Jedes Mal, wenn mir die Tränen wieder hochkamen, bohrte ich die Fingernägel in meine Handflächen und dachte an Olivia. Auch wenn ich so gut wie nichts über sie wusste.
    Erst als ich den Augenblick beschrieb, in dem mir klarwurde, dass ich ihn liebte, musste ich die Aufnahme wieder unterbrechen. Es dauerte eine Weile, bis ich mich wieder erholt hatte, und gerade, als ich mich wieder in Position setzte, hörte ich unseren Wagen vor dem Haus. Ich schaute auf die Uhr und merkte, dass mir die Zeit davongelaufen war. Den Rest würde ich später erledigen müssen.
    Während des Abendessens war ich in meine Gedanken versunken. Ich bekam einmal mit, wie Mum mit meinem Vater einen Blick wechselte, und war dankbar dafür, dass alles bald vorbei war und sie sich keine Sorgen mehr zu machen brauchten.
    Aber vorher hatte ich noch einiges zu tun und wollte dabei nicht gestört werden. Ich überlegte, den Laptop mit ins Auto oder in den Garten zu nehmen, aber beides war nicht wirklich ideal. Es war wohl einfacher, die Wahrheit ein bisschen zu verdrehen. »Bitte achtet heute Abend nicht auf irgendwelche Geräusche aus meinem Zimmer«, verkündete ich der Tischrunde, die ziemlich überrascht war, weil ich während des ganzen Essens noch kein Wort gesagt hatte.
    »Natürlich, mein Schatz«, sagte Mum. »Was machst du denn?«
    »Ein Projekt über Videotagebücher. Ich soll eine Art Vorspann dazu machen, und der muss heute noch fertig werden. Wahrscheinlich hätte ich ein bisschen früher damit anfangen sollen«, sage ich und versuchte zerknirscht auszusehen.
    Wieder wechselten meine Eltern einen Blick.
    »Können wir dir irgendwie helfen?«
    »Danke, Dad, aber ich fürchte, nicht. Wundert euch einfach nicht, wenn ihr mich die halbe Nacht erzählen hört.«
    »Gut, aber bleibe nicht zu lange auf«, ermahnte Mum. »Also bei manchen von diesen Projekten begreife ich einfach nicht, wozu sie gut sein sollen …«
    Ich versuchte zu lächeln. »Tja, wem sagst du das? Bis morgen früh dann.«
    Zurück in meinem Zimmer, setzte ich mich aufrecht hin und schaltete die Kamera wieder ein. Mehrere Male musste ich eine Pause einlegen, weil mich die Gefühle übermannten. Sollte ich das jemals abspielen, dachte ich kläglich, würde ich kein gutes Bild abgeben. Endlich, so gegen Mitternacht, war ich fertig. Ich hatte alles festgehalten: wie das Amulett funktionierte, meine Gespräche mit Callum, was ich spüren konnte und wie Catherine ihn als Lügner entlarvt hatte. Mit hängenden Schultern lehnte ich mich in meinem Stuhl zurück.
    Ich zog die Speicherkarte aus dem Computer und überlegte. Würde ich dieses Video jemals noch einmal ansehen? Wenn das, was Catherine vorgeschlagen hatte, tatsächlich funktionierte, würde ich die Datei nie wieder öffnen und würde auch nicht die Tiefen der Verzweiflung nachempfinden müssen, die ich im Moment empfand.
    Ich hatte die Datei mit einem Passwort versehen, so dass Grace sie nicht würde öffnen können. Was für eine Verschwendung von Aufwand und Gefühlen, wenn sie mir von Callum erzählen würde, nachdem ich alles vergessen hatte.
    Ich dachte darüber nach, was ich am nächsten Tag zu tun hatte. Ich musste Grace die Speicherkarte und das Amulett geben, aber nachdem Catherine fertig war, und im Moment war mir nicht klar, wie das gehen sollte. Ich musste vorher mit Grace reden, damit sie mir beides nach der Prozedur abnahm. Ich bekam Kopfschmerzen und drückte meine Schläfen mit den Fingerspitzen. Konzentrier dich!, sagte ich mir streng. Ich ging alles noch einmal durch. Und dann, um sicherzugehen, dass ich an alles gedacht hatte, griff ich zu meinem Handy und schrieb eine Nachricht.
     
    Hi, G
    Das ist eine komische Bitte, und ich hoffe, du hilfst mir. Morgen hab ich ein Päckchen in meinem Rucksack. Kannst du es bitte herausnehmen, wegstecken und sicher für mich aufbewahren? Bitte mach es nicht auf und erwähne es mir gegenüber niemals wieder, bis ich danach frage.
    Verrückt, was?
    Deine A
     
    Ob Grace verstehen würde? Obwohl es schon so spät war, drückte ich auf Senden. Innerhalb einer Minute summte mein Telefon.
     
    Langsam wirst du wirklich verrückt! Klar mache ich das. Hoffentlich geht es mit der Migräne jetzt etwas

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