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Nur ein Jahr, Jessica!

Nur ein Jahr, Jessica!

Titel: Nur ein Jahr, Jessica! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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Jahren auf einer Skandinavienreise gegessen.“
    „Ich kenne es!“ rief ich glücklich. „Ich habe es im Elternhaus einer guten Freundin gegessen! Ein norwegischer Schwiegersohn hat es dort eingeführt, es schmeckt wunderbar herzhaft!“
    „Es wird so lange gekocht, bis es beinahe braun ist!“
    „Ja genau! Und mit schwarzen Pfefferkörnern!“
    Kein Zweifel! Der Direktor und ich hatten schon ein großes gemeinsames Interesse! Die Zukunft schien mir hell und rosig.
    Wir hielten vor einem netten Einfamilienhaus mit einem wunderschön gepflegten Vorgarten – ein wahres Blumenmeer in hübschen Rabatten und kleinen Beeten. Ja, wenn das das Werk der Gnädigen war, dann hatte sie jedenfalls Sinn für Schönheit!
    Dieser Eindruck wurde verstärkt, als sie selbst erschien. Eine sehr hübsche goldblonde Dame in einem todschicken Hosenanzug. Sie sah aus wie eine Fünfundzwanzigjährige. Später erfuhr ich, daß sie zweiunddreißig war. Ein junges, fröhliches Gesicht – allerdings hatte sie ein paar Pfündchen zuviel an den Stellen, wo die Pfündchen sich bei Frauen gewöhnlich festsetzen, aber hübsch war sie doch.
    „Ach, da haben wir ja die Jessica, herzlich willkommen! Ich zeige Ihnen gleich Ihr Zimmer, Sie möchten sicherlich auspacken und sich frisch machen – das Essen ist fertig, Dicker, geh mal rein, ich komme gleich…“
    Sie ging vor mir die Treppe hinauf. Wie wirkte alles gepflegt, sauber und frisch! Ich bekam beim Durchqueren der Halle einen Eindruck von blankpolierten Möbeln, frischen Blumen, farbenfrohen Teppichen und spiegelblankem Parkett – dann waren wir oben, und die Gnädige machte eine Tür auf.
    „Hier, Jessica, ist Ihr Zimmer. Nett, nicht wahr?“
    „Ganz reizend, gnädige Frau. Bitte, lassen Sie sich nicht aufhalten, ich mache mich eben ein bißchen zurecht, während Sie essen, Ihr Gatte hat bestimmt Hunger, es ist ja schon spät!“
    Der Gnädigen war es bestimmt recht, sie verschwand in Richtung Küche, und ich sah mich im Zimmer um. Ja, es sah wirklich reizend aus. Nicht gerade sehr groß, aber gemütlich. Es war ein Giebelzimmer mit einer kleinen Fensternische und schrägen Wänden. Dann entdeckte ich zwei Türen – hinter der einen eine Kleiderkammer, mit genügend Platz für Koffer und andere Dinge, hinter der anderen – o Freude! – ein kleiner Duschraum mit Toilette!
    „Mensch, Jessica!“ sagte ich zu mir. „Hast du vielleicht Schwein gehabt!“
    Ich freute mich schon darauf, Mutti, Falko und Reni von meinem sagenhaften Glück zu erzählen.
    Ich wusch mir Gesicht und Hände, kämmte die Haare, zog andere Schuhe und einen netten Arbeitskittel an. Dann ging ich nach unten und fand sofort die Küche. Und was für eine! Eine blitzblanke Anbauküche, vorbildlich aufgeräumt. Da ein großer Kühlschrank – dort der Herd, vollautomatisch, mit Backautomatik und Zeitschaltuhr. Mein Herz machte Freudensprünge!
    Der Direktor und meine Gnädige hatten inzwischen gegessen.
    Ich räumte ab, und dann war ich an der Reihe, meinen Hunger zu stillen.
    Als ich die reichlichen Reste von Frau Frisch-Nielsens Selbstgekochtem verzehrt hatte, verstand ich, warum sie eine Köchin brauchten.
    Ich sah meiner Tätigkeit in diesem Haus mit Ruhe entgegen. Denn jede Änderung des Kochens müßte ohne Zweifel eine Verbesserung bedeuten!
    Ich räumte die letzten Reste des labberigen Brathuhns in den Kühlschrank. Was hätte wohl Falko zu der fehlenden „Knusprizität“, den wässerigen, zerkochten Kartoffeln und dem Pudding mit der pampigen Soße gesagt? Wenn ich das faserige Fleisch und die traurigen Kartoffeln durch den Wolf drehte, würde ich vielleicht eine Suppe damit andicken können, überlegte ich mir.
    Dann setzte ich Kaffeewasser auf und wartete auf weitere Anordnungen.

Die Überraschungen fangen an
     
     
    Es war ein wunderschönes Haus. Der erste Eindruck wurde weiter verstärkt, als ich alle Räume gesehen hatte. Kein Stäubchen, keine Andeutung von Unordnung. Kein voller Aschenbecher, keine schnell hingelegte Strick- oder Näharbeit, kein herumliegendes Fernsehprogramm, kein Buch mit einem Lesezeichen zwischen den Seiten!
    Ja, überhaupt – Bücher! Wo hatten sie bloß ihre Bücher? Da stand ein großer Farbfernseher, eine Stereoanlage, ein Schrank voll Platten, ein Zeitungsständer mit ordentlich gestapelten Illustrierten – aber einen Bücherschrank oder ein Regal konnte ich nicht entdecken.
    Die persönliche Note fehlte völlig. Die sehr modern möblierten Zimmer sahen aus wie

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