Nur ein Jahr, Jessica!
mir aber erzählen! Wissen Sie, wir mochten ja die beiden jungen Mädchen so gern! Die Welt ist doch klein, sich denken, daß ich grade hier im Frankfurter Zoo… Übrigens, meine Name ist Dieters.“
„Ich heiße Jessica Berner.“
Wir schüttelten uns die Hände.
Dann mischte Elaine sich in das Gespräch. „Du heißt gar nicht Dieters, Tante Edda. Du heißt Edda Callies. Das steht auf all deinen Büchern!“
Ich horchte auf. „Callies? Und Bücher – Sie sind also die Schriftstellerin! Oh, das freut mich besonders, daß ich Sie getroffen habe! Als Teenager habe ich viele von Ihren Büchern gelesen!“
„Haben Sie das wirklich? Aber erzählen Sie doch von Sonja und Senta. Wieso hat Sonja einen zahmen Geparden, ist sie doch in Afrika gelandet?“
„Ja, sie wohnt seit drei Jahren in Nordkenia, Heiko arbeitet für das Mary-Green-Forschungsinstitut.“
„Nein, ist das schön!“ rief Frau Dieters. „Sie ahnen ja gar nicht, wie ich mich darüber freue. Ich habe nie solche Naturfreunde getroffen wie Sonja und Heiko. Ich weiß ja, wie brennend sie sich wünschten, in Afrika arbeiten zu können! Und Senta, was macht sie?“
„Sie ist mit einem Zahnarzt verheiratet. Sie hat sich als Diätköchin in Kiel ausbilden lassen, ihr Mann studierte dort. Jetzt hat er eine Praxis in Oslo. Seit drei Jahren heißt sie also Senta Skogstad.“
„Aha, das war der Rolf, an den sie damals täglich schrieb!“
„Tante Edda, können wir nicht zu den Kaiserschnurrbarttamarins?“ fragte Elaine.
Sie sagte den Namen so fließend und so selbstverständlich, wie ein anderes Kind „Affen“ gesagt hätte.
„Gleich, mein Kind! Wir haben doch versprochen, hier auf Onkel Benno, Mutti und Marcus zu warten!“
„Wo sind denn die Kaiser…? Was hast du gesagt, Kaiserbartpinguine?“ fragte ich.
Elaine lachte aus vollem Halse.
„Kaiser-schnurrbart-ta-ma-ri-ns“, sagte sie langsam und deutlich. „Sie sind so-o-o klein, und sie wohnen im neuen Affenhaus, da drüben am Wunschbrunnen. Sie haben ganz bestimmt jetzt Junge, denn vorigen Sonntag sagte der Wärter – oh, da kommt Onkel Benno!“
Sie rannte einem grauhaarigen Herrn entgegen und sprang ihm an den Hals. Frau Dieters lächelte.
„Ja, das ist die wahre große Liebe“, erklärte sie. „Elaine ist meine einzige Rivalin, mein Mann ist vollkommen verrückt nach ihr!“
Nun kamen die beiden zu uns, und Frau Dieters stellte uns vor und fügte hinzu: „Kannst du dir denken, Benno, Fräulein Berner kennt Sonja und Senta!“
„Ach was!“ rief Herr Dieters. „Das ist ja lustig! Wissen Sie, ich habe doch ein Bild von den beiden gemacht. Es gehört mit zu meinen besten Arbeiten. Aber bis ich den kleinen Unterschied zwischen den Zwillingen erkannte, hat es Schweiß gekostet.“
„Ja, denn Onkel Benno ist Maler!“ teilte Elaine mit. „Wo warst du, Onkel Benno? Zeig mir bitte, was du gezeichnet hast!“
Ungeniert holte sie einen Zeichenblock aus Herrn Dieters Tasche und begutachtete ein paar Zeichnungen mit gerunzelter Stirn.
„Der Hirscheber ist gut, Onkel Benno, und die Klippspringer sind es auch, aber Ameisenbären sind doch nicht so dick!“
„Doch!“ verteidigte sich der Künstler. „Der eine war so dick!“
„Dann muß es ein trächtiges Weibchen sein“, meinte Elaine.
„Jetzt platze ich vor Neugier“, sagte ich. „Wie in aller Welt kommt das Kind zu diesen Kenntnissen?“
Herr Dieters lachte. „Sie sind nicht die erste, die das fragt! Einmal ist sie als Tiermensch geboren…“
„… als wir uns zehn Minuten kannten, mußte ich vier neugeborene Kätzchen aus ihren Schürzentaschen holen!“ lachte Frau Dieters.
„Ihr Vater ist Kameramann, seine Spezialität sind Tier- und Naturfilme, er ist der leidenschaftlichste Tierfreund, den ich jemals getroffen habe!“
„Und wir sind jeden Sonntag im Zoo!“ erzählte Elaine. „Aber jetzt ist Vati in Norwegen und macht einen Film.“
„Und du bist allein mit Mutti und Marcus? Marcus ist doch wohl dein Bruder?“
„Mein Brüderchen! Er ist so klein und sitzt noch in der Sportkarre. Im Winter sitzt er auf einem Schlitten, den Barry zieht.“
„Jetzt könnte übrigens deine Mutti bald kommen“, meinte Herr Dieters. „Ich habe Hunger, und wir wollten doch eigentlich zusehen, daß wir einen Tisch im Restaurant bekommen.“
„Und außerdem wird es hier allmählich zu voll“, fügte seine Frau hinzu. „Jetzt ist wohl die Robbenfütterung zu Ende, bis jetzt waren ja alle Menschen da drüben. Aber
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