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Nur ein Jahr, Jessica!

Nur ein Jahr, Jessica!

Titel: Nur ein Jahr, Jessica! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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begeistert. „Und ich fahre mit! Wir schicken Marcus nach Norwegen oder ins Wallis, und Barry und Anton kommen zu Onkel Benno, dann können wir fahren!“
    „Warum sollen Marcus und Anton sich trennen?“ fragte ich. „Anton ist wohl auch dein Bruder?“
    Elaine lachte. „Nein, Anton ist mein Kater! Er ist so lieb! Ich habe ihn von Onkel Benno geschenkt bekommen.“
    „Aha, so ist es. Und warum soll Marcus ausgerechnet nach Norwegen?“
    „Da wohnt doch meine Oma! Sie kann doch auf Marcus aufpassen!“
    Das sah ich ein. „Dann bist du also eine halbe Norwegerin, Elaine?“ fragte ich.
    „Nee! Ganz! Vati und Mutti sind ja beide Norweger! Aber Opa war Italiener, und Grandmere im Wallis ist Französin. Wir besuchen bald Oma und Grandmere und…“
    „Elaine, hör endlich auf!“ stöhnte Frau Grather, und dann entschuldigend zu mir: „Meine Tochter glaubt nämlich, daß alle Menschen sich für unsere Familienverhältnisse interessieren, und quasselt allen Menschen die Ohren voll…“
    „Ich kann viel vertragen“, lachte ich. „Ihre Tochter ist schweigsam im Vergleich zu meiner Gnädigen! Außerdem ist es ja lustig, was Elaine erzählt. Ich hätte nie gedacht, daß Sie Skandinavierin wären, Frau Grather!“
    „Nein, da staunen alle“, gab Frau Grather zu. „Aber ich bin es ja nur zur Hälfte. Mein Vater war, wie Elaine schon mitgeteilt hat, Italiener.“
    „Und weißt du was…“, fing die unermüdliche Elaine wieder an und zupfte mich am Ärmel.
    „Elaine!“ erklang die mahnende mütterliche Stimme. „Du bist nicht in Norwegen. Also, wie heißt es hier in Deutschland?“
    „Ach so, ja, ich meine also, wissen Sie was…“
    „In Norwegen heißt es also du?“ fragte ich.
    Frau Grather lächelte.
    „Ja, wenn dort ein zehnjähriges Kind das Wort ,Sie’ in den Mund nähme, würde man es für leicht hirngeschädigt halten. Elaine war gerade in Norwegen, und jetzt vergißt sie immer…“
    „Elaine“, erklärte ich feierlich. „Dann habe ich einen Vorschlag. Wollen wir beide Brüderschaft trinken? Ich heiße Jessica. Und mir gegenüber brauchst du dann nie mehr an das ,Sie’ zu denken!“
    „Au fein!“ strahlte Elaine und nahm ihr Limonadeglas. „Und wenn wir gegessen haben, Jessica, kommst du dann mit zu den Kaiserschnurrbarttamarins?“

Kummer und Aufregung
     
    Wenn jemand behauptet, daß man von Kummer und Ärger dünn würde, dann werde ich laut und energisch protestieren. Ich hatte wirklich genug Ärger, aber ich nahm zu! So erreichte ich wieder mein Normalgewicht. Falko wäre sehr zufrieden mit mir gewesen, falls er mich jetzt gesehen hätte. Ich hätte mich nicht mehr „hinter einem Besenstiel“ verstecken können, jetzt brauchte ich eine ganze Tür!
    Ich hatte mich so langsam daran gewöhnt, daß Frau Frisch-Nielsen nie einen genauen Bescheid gab, daß sie überhaupt nichts organisieren konnte, daß sie mich andauernd bei der Arbeit störte. Wenn es allzu schlimm wurde, dachte ich an den reizenden Sonntag im Zoo, und besonders gern dachte ich an Frau Grathers Abschiedsworte: „Es war nett, Sie kennenzulernen, Fräulein Berner! Ich hoffe, daß wir uns bald wiedertreffen, wir sind jeden Sonntag im Zoo!“
    Eines stand fest: Ich wollte mir demnächst eine Monatskarte kaufen! Wenn ich viermal im Monat hinginge, würde es sich lohnen. Und ich konnte viermal hingehen! Ich hatte nämlich mit dem Herrn Direktor eine Neuordnung verabredet: Ich würde jeden Sonntagmorgen das Mittagessen mit Zeitschalter in den Backofen stellen, der Nachtisch sollte fertig im Kühlschrank stehen und der Tisch gedeckt sein. Wenn das alles erledigt war, konnte ich über den Rest des Tages verfügen – jeden Sonntag! Und kein Mensch würde mich daran hindern, diese Sachen in aller Herrgottsfrühe zu machen, so daß ich mich schon gegen neun Uhr aus dem nicht vorhandenen Staub machen und mit dem Bus zum Zoo fahren konnte!
    Dieser Gedanke half mir durch die vielen Ärgernisse des Alltags. Wie gesagt, an so allerlei Sachen hatte ich mich schon gewöhnt, aber dann kamen auch Dinge vor, die mich auf die Palme brachten. Dann befahl ich mir, alle Gedanken auf das gute Gehalt und das liebe Sparbuch zu konzentrieren – und dann konnte ich wieder von der Palme der Wut heruntersteigen und sehen, was sich aus einer unmöglichen Situation machen ließ!
    Das Schlimmste passierte an dem Samstag, als ich zum erstenmal Gäste zu bekochen hatte. Als ich unter den vergessenen, ungebrauchten Dingen eine ganze Fondueausrüstung

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