Nur ein Jahr, Jessica!
vielleicht sind die Löwen und Tiger jetzt an der Reihe.“
„Nein, erst Viertel vor fünf!“ teilte Elaine mit. „Und nach den Raubkatzen kommen die Menschenaffen und die Pinguine und…“
„Na, du weißt aber gut Bescheid!“ meinte ich.
„Klar!“ erklärte Elaine. „Denn, wenn eine Tierart gefüttert wird, rennen alle Leute dorthin, und dann können wir zu anderen Tieren gehen, ohne gestört zu werden!“
Ich wechselte wieder Blicke mit Frau Dieters. Sie schmunzelte, und ihr Mann lächelte. „Ja, sprechen Sie bloß nicht mit Elaine von Muschis und Piepvögel und Bä-Lämmer! Sie kennt schon die richtigen Ausdrücke, sie hat in dieser Hinsicht eine vorbildliche Ausbildung bei ihrem Vater genossen!“
„Da ist Mutti!“ rief Elaine und rannte los. Mir wurde ganz traurig zumute. Es war so nett mit diesen reizenden Menschen, aber jetzt würden sie essen gehen – diese ganze fröhliche, aufgeschlossene Gesellschaft, und ich konnte mich nachher doppelt einsam fühlen.
Elaines Mutti wirkte sehr jung, sie war eine kleine schwarzhaarige Frau mit strahlenden braunen Augen und einer fröhlichen Art. Sie schob eine Sportkarre mit einem Jungen von etwa zwei Jahren.
„Endlich, Bernadettchen, wir kommen gleich um vor Hunger, was machst du so lange?“
„Frag lieber, was mein Sohn macht, und zwar in die Hose! Da siehst du, Onkel Benno, wenn du ihn voll Schweizer Schokolade stopfst und ihm nachher eine ganze Flasche Brause einflößt…“ Jetzt entdeckte sie mich.
„Ja, denk dir, wir haben eine reizende Bekanntschaft hier gemacht, dies ist Fräulein Berner, Frau Grather – also, wir haben gemeinsame Bekannte, so um ein paar Ecken, und zwar Sonja und Senta Rywig, du weißt…“
„Ob ich das weiß! Die Zwillinge von eurer Afrikareise! Nett, Sie zu treffen, Fräulein Berner. Sind Sie auch auf der Durchreise hier?“
„Nein, ich wohne hier, ich arbeite als Hausangestellte.“
„Dann haben Sie vielleicht nicht viele Bekannte hier?“
„Nein, keine- bis jetzt“, gab ich zu.
„Was für ein Glück, daß Sie Tante Edda getroffen haben! Aber sie ist leider nur auf der Durchreise.“
„Wir kommen aus der Schweiz“, erklärte Frau Dieters. „Mein Mann hat dort eine Kirche restauriert, und dann wollten wir noch schnell unsere jungen Freunde hier besuchen.“
„Sprich: Elaine!“ Frau Grather lachte.
„Das könnt ihr auffassen, wie ihr wollt! Aber jedenfalls müssen wir morgen früh nach Hause, es wird höchste Zeit. Britta kommt doch mit Kind und Kegel und Ehemann – das ist unsere Tochter“, fügte Frau Dieters erklärend hinzu.
„So, jetzt möchte ich aber etwas essen!“ verlangte Herr Dieters. „Nicht, Lille…. entschuldige, nicht wahr, Elaine! Weißt du, ich habe so viel Geld in der Schweiz verdient. Jetzt lade ich euch zu einem ganz feinen Mittagessen ein! Und du erhältst einen riesigen Eisbecher mit einem kleinen Sonnenschirm darauf, Elainchen. Kommen Sie, Fräulein Berner, Sie mögen bestimmt auch Eis mit Sonnenschirm?“
Mein Herz machte einen Freudensprung und landete wieder auf seinem richtigen Platz.
„Es ist furchtbar lieb von Ihnen, Herr Dieters, aber Sie sollen doch nicht…“
„Blödsinn, was Sie da sagen, meinen Sie doch nicht. Das ist nur angelernte Höflichkeit. Sie möchten bestimmt gern mit uns essen, und wir möchten mehr über Sonja und Senta hören!“
Er nahm meinen Arm und führte mich zielbewußt in Richtung Restaurant. Als wir einen Tisch bekommen hatten, nahm er die Menükarte und reichte sie mir.
„So, wählen Sie nun, aber nur auf die linke Seite schauen! Die rechte geht Sie nichts an!“
„Ja aber…“
Frau Dieters lachte. „Protestieren Sie bloß nicht, Fräulein Berner. So macht es mein Mann immer, wenn er gut bei Kasse ist!“
Also gehorchte ich und bat um ein Kasseler Kotelett.
„Nachtisch brauchen Sie nicht zu wählen“, erklärte Herr Dieters. „Ich habe euch ja Eisbecher mit Sonnenschirm versprochen!“
Für den jungen Marcus wurde etwas aus der Kindermenükarte bestellt. Und dann fragten sie weiter nach Sonja und Senta und erzählten lustige Erlebnisse von ihrer Afrikareise.
„Waren Sie auch da unten, Frau Grather?“ fragte ich.
„Noch nicht, leider. Mein Mann war ein paarmal in Afrika als Kameramann. Das erstemal wurde er leider Gottes ohne Ehefrau engagiert, das zweitemal hätte ich mitfahren können, aber da meldete gerade mein Sohn seine Ankunft an. Aber ich hoffe, daß es einmal schon klappen wird.“
„Ja!“ rief Elaine
Weitere Kostenlose Bücher