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Nur ein Katzensprung

Nur ein Katzensprung

Titel: Nur ein Katzensprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Hartmann
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Nussbaum als Musiker im Varieté aufgetreten“, erinnerte sich Kofi.
    Aus dem Augenwinkel sah er, dass ein Auto quer über die Wiese auf sie zu hoppelte.
    „Wahrscheinlich hat er als Berater seinen Kunden Körner auch hier besucht.“
    „Er könnte auch gewusst haben, dass Körner übers Wochenende beruflich außer Haus war.“
    „Kofi, Kofi, ich habe da etwas ausgegraben“, rief Magdalena, die aus dem Auto gestiegen war, und lief auf ihn zu.
    „Wie hast du uns gefunden?“
    „Folge den kleinen blauen Autos mit dem Tatütata oben drauf. Ich habe was für dich.“
    Kofi verdrehte die Augen. „Wir suchen einen Mörder.“
    „Ja, und ich hätte da ein Motiv für euch.“
    „Was für eins?“
    „Nach eurer Pressekonferenz konnte ich nicht schlafen. Solche Indizienlösungen gefallen mir bei Krimis auch immer nicht. Deshalb habe ich eine Liste aller beteiligten Personen erstellt und habe sie systematisch überprüft. Dabei ist zum Beispiel herausgekommen, dass Gerd Schwarze einen ziemlichen Berg Schulden hat, Frau Jänicke mindestens zwei Pornos gedreht hat, vor ihrer Hochzeit, versteht sich, und dass der Anwalt Oliver Nussbaum unter dem Pseudonym Morton Malloy ein Kinderstar war.“
    „Kinderstar?“
    „Teufelsgeiger oder so ähnlich. Jedenfalls ist er 1986, als Sechsjähriger oder so, von der Bühne gestürzt und hat sich so schwer verletzt, dass er die Karriere aufgeben musste. So weit, so tragisch. Er hatte mit seinen Auftritten weltweit massig Kohle verdient. Kritiker munkelten, dass seine Mutter die treibende Kraft war, und dass sie den Jungen gegen seinen Willen unermüdlich zu Höchstleistungen trieb. Einige Zeitungen behaupteten damals sogar, der Junge habe sich absichtlich von der Bühne und auf seine Geige gestürzt, um sich umzubringen.“
    „Was hat das …“
    „Gemach, mein lieber Kofi. Das Highlight kommt jetzt. Nach dem Unfall hat Frau Malloy ihren Sohn in Rom in ein Waisenhaus gegeben. Dort ist sie dann immer mal wieder aufgetaucht, um sich unter den anderen Waisenkindern eines auszusuchen, von dem die Betreuer erzählten, dass es besonders begabt wäre. Sie hat ihren Sohn und das fremde Kind mitgenommen, bis sich herausgestellt hat, dass das andere Kind ungeeignet war. Daraufhin hat sie beide ins Waisenhaus zurückgebracht. Das ist irgendwann aufgeflogen, weil einer der Betreuer geredet hat. Frau Malloy muss wohl recht gut für die Leihkinder gezahlt haben. Jedenfalls verliert sich 2002 die Spur von Mutter und Sohn.“
    „Das könnte bedeuten, Nussbaum besorgt seiner Mutter talentierte Kinder, damit sie ihn nicht wegschickt“, überlegte Kofi.
    „Warum bringt er sie dann um?“, fragte Stefan.
    „Vielleicht hat er zuerst seine Mutter umgebracht?“
    „Die entscheidende Frage ist jetzt nicht warum, sondern wo.“ Kofi stampfte mit dem Fuß auf und wählte noch einmal Annas Handynummer. So langsam machte er sich auch um sie Sorgen.

59
    Anna dachte, Nussbaum würde zurückkommen und ihr das Handy wegnehmen, doch er lachte nur. „Lange reicht dein Akku nicht mehr.“ Er summte die Rufmelodie nach. „Erfreu dich noch ein bisschen an der hübschen Musik.“
    Nachdem er gegangen war, wurde es stockfinster. Trotzdem musste Anna versuchen, an ihr Handy zu kommen. Es steckte in ihrer Jackentasche. Sie konnte es mit den Fingerspitzen erreichen. Vielleicht, wenn sie die Beine anzog. Das Klingeln hatte längst aufgehört.
    Immer wieder bewegte sie die Beine, zog die Knie hoch, doch die Folie lockerte sich nicht.
    Es half alles nichts. Sie versuchte, sich zu erinnern. Gab es in dem kleinen Raum irgendetwas, mit dem sie die Folie zerschneiden, löchern, zerpieken konnte?
    Auf dem Tisch? Was hatte auf dem Tisch gestanden? Eine Tasse? Ja, sie war sich sicher. Eine Tasse und ein Teller.
    Sie ließ sich auf die Seite fallen, drückte sich ab, so gut es ging, und kam auf die Knie.
    Da hörte sie Schritte. Im nächsten Augenblick flammte die Glühlampe wieder auf. Nussbaum entdeckte sie sofort. „Ich sehe, du hast dich bereits auf den Weg gemacht.“ Er prüfte mit den Augen, wohin sie unterwegs war. Sein Blick blieb am Tisch hängen. „Oh, würde es dich sehr enttäuschen, wenn ich dir sagte, dass dies eine Blechtasse ist?“ Er klapperte mit der Tasse auf dem Holztisch und lachte sie laut aus.
    Vorsichtig stellte er die Schale, die er in der Hand gehalten hatte, neben Kim auf das Bett. Danach kam er zu Anna, packte sie an den Haaren und schleifte sie hinter sich her. Am Fußende des Bettes

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