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Nur ein Katzensprung

Nur ein Katzensprung

Titel: Nur ein Katzensprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Hartmann
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sollte.“
    Konnte der Mann hellsehen?

    Dieses E-Book wurde von der "Verlagsgruppe Weltbild GmbH" generiert. ©2012

Holzminden
Montag, 31. Oktober 2011
gegen 15 Uhr

10
    Stella hatte nicht auf diesen Kriminalhauptkommissar gewartet. „Ich halt’s hier nicht mehr aus“, hatte sie gesagt. „Ich habe Termine außer Haus.“ Dann war sie mit Jacke und Laptop unter dem Arm verschwunden.
    Irene hatte sich in ihr Büro gesetzt, ohne etwas zu arbeiten.
    Sie hatte darüber nachgedacht, ob sie mit Oliver reden, ihn um Rat fragen sollte. Doch er war in seinen Raum gegangen und hatte die Tür hinter sich zugemacht.
    Sie hatte den Polizisten nicht hereinkommen gehört.
    Er klopfte an den Türrahmen. „Stefan Ollner, Sie müssen Frau Rugenstein sein.“
    Er sah nicht aus wie ein Polizist, eher wie einer ihrer Klienten. Das helle Jackett gefiel ihr. Aber auch seine Augen blickten müde, und er schien es eilig zu haben.
    „Wir haben die Krankenhäuser der Umgebung überprüft. Herr Scharfetter befindet sich nicht dort. Ein Auto ist nicht auf ihn zugelassen?“
    „Nein, er fährt grundsätzlich mit dem Rad.“
    „Er besitzt keinen Führerschein?“
    „Doch, bei Bedarf leiht er sich einen Wagen.“
    „Gut, dann werde ich veranlassen, dass die Autovermietungen überprüft werden. Ich würde mir gern das Büro ansehen. Wenn Sie vorgehen würden?“
    Irene zeigte ihm den Weg.
    Er zog das Siegel ab und nahm das gesamte Zimmer von der Türschwelle aus in Augenschein. Dann erst ging er hinein. Er bewegte sich vorsichtig, schaute in jede Ecke, las hier ein paar Zeilen, hob dort ein Blatt auf. Nachdem er aus dem Fenster geschaut hatte, richtete er den Stuhl auf, rollte ihn vor den Schreibtisch und setzte sich.
    Als er merkte, dass sie ihn beobachtete, sagte er: „Ich mache mir gern ein Bild. Ich will vieles wissen. Was ist Herr Scharfetter für ein Mensch? Rechts- oder Linkshänder? Ordentlich, schusselig, penibel? Groß oder eher klein? Modern oder konservativ? So ein Arbeitsplatz verrät viel über einen Menschen.“
    „Glauben Sie, dass ihm etwas passiert ist?“
    „Glauben Sie, dass er sein Büro in einem Wutanfall selbst so zugerichtet hat?“
    Irene verneinte. „Er ist ordentlich, fast schon zu ordentlich.“
    „Ein bisschen pingelig.“
    „Ganz schön.“
    „Sehen Sie. Dennoch.“ Er zögerte. „Einiges passt nicht.“
    „Wie meinen Sie das?“
    „Kommen Sie mal her.“
    Irene stellte sich neben ihn. „Herr Scharfetter ist Rechtshänder, nicht wahr?“ Er zeigte auf das Telefon. „Es steht rechts, genau wie die Notizzettel. Die wichtigste Schublade ist demnach die oben rechts, oder? Alles, was wichtig ist, was man schnell zur Hand haben will, tut man da hinein. Schauen Sie hin. Ausgerechnet diese Schublade wurde nicht aufgerissen und durchsucht. Warum? Wusste der Täter, dass da nicht war, was er gesucht hat?“
    „Ich weiß nicht.“ Irene sah sich prüfend im Raum um. „Was hat er denn gesucht?“
    „Gute Frage. Gibt es Bargeld in der Firma?“
    „Nur eine Portokasse, vorn in meinem Büro.“
    „Schauen Sie sich die Lage der Blätter an.“
    „Ich verstehe nicht.“
    Ollner stand auf. Er nahm ein paar Papiere, die auf dem Schreibtisch lagen, und machte eine Bewegung, als wolle er sie werfen, warf sie tatsächlich. Sie segelten kurz hinter dem Schreibtisch zu Boden. „Das meine ich. Wie sind die Papiere bis zur Tür gekommen?“
    Irene wusste nicht, was sie sagen sollte.
    „Für mich sieht es fast so aus, als wäre jemand durch das Büro gegangen und hätte die Blätter gleichmäßig verteilt.“
    „Und das passiert weder bei einem Streit, noch wenn ein Einbrecher etwas sucht“, ergänzte sie nachdenklich.
    „Genau, und dann sind da noch die Blutflecken. Es befindet sich kein einziger auf den Papieren. Im Gegenteil, da, wo die Flecken sind, sind keine Papiere. Das Blut ist nur hier, nicht am Schreibtisch, nicht an der Türklinke, nur hier. Im Papierkorb liegt keine Folie von einem Pflaster. Sie haben gar keinen Verbandskasten, oder?“
    „Doch, in der Teeküche liegt ein Autoverbandskasten.“
    Irene verstand, worauf er hinauswollte. Die Blutflecken sahen regelmäßig aus, irgendwie absichtlich.
    „Ich brauche etwas, um zu überprüfen, ob das Blut wirklich von Herrn Scharfetter stammt.“
    In diesem Moment klingelte sein Handy. Er lauschte. „Wo? Ich komme sofort.“
    Irene packte seinen Arm. „Haben Sie Leon gefunden?“
    „Nein, Kelvin.“
    Er streifte ihre Hand ab und rannte beinahe los.

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