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Nur ein Katzensprung

Nur ein Katzensprung

Titel: Nur ein Katzensprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Hartmann
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sie Überwindung, egal, was Irene ihr anbot.
    Trotz allem hatten sie es heute ausnahmsweise rechtzeitig aus dem Haus geschafft.
    Wie immer war vor der Grundschule viel Verkehr. Neben einem Schulbus hielten Wagen in zweiter Reihe, ließen Kinder aussteigen und fuhren dann weiter, oft genug, ohne zu blinken. Irene setzte den Blinker und wartete. Plötzlich kamen zwei Männer angelaufen, zogen die Autotüren auf und redeten mit den Fahrern. Die schalteten die Motoren ab und stiegen aus.
    Irene hupte. Doch statt weiterzufahren, kam einer der Männer zu Irene und Kim. Er klopfte an das Fenster und wollte die Tür aufmachen. Da sie verriegelt war, ließ Irene die Scheibe herunterfahren. Als er zu sprechen begann, erkannte sie den Mann.
    „Wir bitten alle Eltern zu einem kurzen Informationsgespräch auf den Schulhof. Es wäre schön, wenn Sie auch Zeit hätten“, sagte Gerd Schwarze.
    „Worum geht es denn?“
    Schwarze warf einen kurzen Blick auf Kim. „Wir wollen die Kinder nicht beunruhigen.“
    Kim verschränkte die Arme vor der Brust und sagte: „Es geht um Kelvin, das weiß ich sowieso.“
    Irene drehte sich zu ihr um. „Manchmal müssen die Erwachsenen Dinge unter sich besprechen. Am besten gehst du in deine Klasse, es klingelt gleich zum Unterricht.“
    Kim löste den Gurt. Irene stieg aus, öffnete ihre Tür und umarmte sie kurz.
    An der Seite von Gerd Schwarze ging Irene auf den Schulhof, wo zahlreiche Eltern in kleinen Grüppchen beieinander standen. Irene fröstelte, obwohl die Sonne den Nebel bereits aufzulösen begann.
    Schwarze hob beide Hände und bat um Ruhe. Es dauerte eine Weile, bis alle sich ihm zugewandt hatten. „Wir alle wissen, dass der kleine Kelvin Jänicke am Sonntagabend verschwunden ist. Niemand hat ihn gesehen, nachdem er aus dem Judobus ausgestiegen ist. Die Polizei sucht nach ihm, ist dabei aber bisher nicht erfolgreich gewesen.“
    „Man hat doch eine Leiche gefunden, gestern Abend“, rief ein Mann, den Irene bereits ein paar Mal gesehen hatte.
    „Das war ein fremdes Kind“, erklärte Schwarze. „Und auch das hat nicht die Polizei gefunden, sondern ein Spaziergänger, der seinen Hund ausführen wollte.“
    „Wieso liegt da ein totes Kind herum?“
    „Das möchte ich auch wissen.“
    Die Eltern riefen durcheinander. Schwarze hob wieder die Arme. „Ihr habt ganz recht. Wir überblicken viel zu wenig. Wir brauchen mehr Informationen. Aber …“ Er hob einen Zeigefinger. „Das ist nicht alles. Wenn es der Polizei nicht gelingt, Kelvin zu finden, ist es dann nicht unsere Aufgabe, dafür zu sorgen, dass die unglückliche Mutter, Angela Jänicke, ihren geliebten Sohn bald wieder in ihre Arme schließen kann? Wir sind viele. Wenn wir Holzminden aufteilen und alle mitsuchen, können wir garantiert verhindern, dass noch eine Leiche gefunden wird, eine Leiche, deren Namen wir kennen.“
    Irene sagte laut: „Die Polizei hat Hubschrauber und Hunde eingesetzt.“
    „Ausgezeichnet. Eine Superidee. Ich wusste es doch, wir müssen uns nur zusammentun, dann sind wir unschlagbar. Gibt es weitere Vorschläge?“
    „Wir könnten GPS-Geräte und Apps benutzen, um Holzminden systematisch abzusuchen.“
    „Mein Barney findet alles, was ich ihn suchen lasse.“
    „Wir müssen auch an die Wälder denken.“
    „Meine Tochter darf nicht mehr alleine nach draußen.“
    Irene hielt sich die Ohren zu. Alle redeten durchein­ander, immer lauter, immer aufgeregter. Sollte Schwarze nicht bald die Reißleine ziehen, würde alles in einem Tumult enden. Andererseits wusste sie nicht, ob sie das gutheißen konnte. Beim Suchen helfen war okay, aber jetzt sprachen sie schon von Bewachen und Beschützen, von Sicherheitsteams und überlegten, ob sie sich bewaffnen sollten.
    Irene hatte genug gehört. Sie drehte sich um und ging. Wenn sie sich an jemandem vorbeidrängen musste, flüsterte sie: „Ich muss zur Arbeit, tut mir leid.“

15
    Da weder Ollners Wagen noch sein Fahrrad auf dem Parkplatz standen, blieb Kofi noch in seinem Auto sitzen. Er hatte gestern das Hörbuch von Simon Becketts neuem Kriminalroman „Verwesung“ angefangen und verspürte nicht übel Lust, diesem Monk eine reinzuhauen. Warum machten sich alle einen Spaß daraus, die Ermittlungsarbeit der Polizei zu stören, zu behindern oder zu durchkreuzen, nur um sich dann über Misserfolge und Fehler lustig zu machen?
    Stefan Ollner kam mit seinem Fahrrad um die Ecke. Gemeinsam gingen sie zur Besprechung. Mausig und die anderen Kollegen saßen

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