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Nur ein Katzensprung

Nur ein Katzensprung

Titel: Nur ein Katzensprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Hartmann
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mein Mann ist ein Sexualverbrecher, was glauben Sie, ist sein Wort in einer Verhandlung wert, wenn Aussage gegen Aussage steht? Noch dazu die Aussage eines Verbrechers gegen die eines unbescholtenen Bürgers, der seine Freizeit zum Wohl der Allgemeinheit opfert?“ Sie hatte die Arme herausfordernd in die Hüften gestemmt und tappte mit der rechten Fußspitze auf den Boden.
    „Wir leben doch nicht in einer Bananenrepublik, Frau Kruse.“ Ollner setzte sich, schlug sein Notizbuch auf und begann zu schreiben. „Haben Sie noch eine Rechnung für das Fahrrad? Wann haben Sie die Hose gekauft? Gibt es ein Zertifikat für die Lok?“
    Kofi konnte es nicht glauben. Ollner ließ nicht locker. Frau Kruse gab ihm die gewünschten Auskünfte und war sichtlich erleichtert, als er einen Arzt anrief und ihn um Unterstützung bat.
    Kofi tat der alte Mann leid. Allerdings wusste er nicht, ob Frau Kruse nicht viel schlechter dran war. Augenscheinlich flüchtete ihr Mann in seine Modelleisenbahnwelt. Sie hingegen erkannte sehr wohl, was um sie und ihn herum vorging und musste sich damit auseinandersetzen, ja sie schirmte ihn vermutlich so weit wie möglich ab.

    Die ganze Zeit über hatte Guntram Schnitter draußen im Auto gesessen und Polizeifunk gehört. Als Kofi und Ollner nach knapp einer Stunde wieder zu ihm in den Wagen stiegen, rümpfte er die Nase. „Diese Bürgerwehr macht sich breit in Holzminden, es riecht nach Selbstjustiz.“
    „Verstehe einer die Menschen. Gibt es neue Erkenntnisse?“, fragte Stefan und zeigte auf das Funkgerät.
    „Nichts Bahnbrechendes. Scheinbar wurde ein Schuh von Emma auf dem Spielplatz in der Nähe ihres Elternhauses gefunden, ein gutes Stück von der Stelle entfernt, an welcher der Hund angebunden war. Fahren wir zurück zur Dienststelle?“
    „Können wir vorher noch eine Runde durch die Innenstadt drehen? Ich würde mir diese Bürgerwehr gern in Aktion ansehen.“
    „Kein Problem, einmal Sightseeing für die Herren von der Kriminalpolizei. Auf der rechten Seite sehen Sie die städtische Kita, zwei Rotbindenträger patrouillieren vor der Eingangstür. Bitte beachten Sie die militärische Haltung.“
    Beinahe im Schritttempo fuhren sie durch die Stadt. Je näher die Polizeibeamten dem Zentrum kamen, umso öfter begegneten ihnen Männer mit roten Armbinden, die zu zweit oder dritt betont geschäftsmäßig die Straßen entlanggingen.
    „Fahr mal am Campe vorbei.“
    Schnitter brummte zustimmend und bog ab.
    Eine beachtliche Menschenmenge hatte sich auf dem Parkplatz versammelt. „Das ist doch der Schwarze, oder?“, fragte Stefan Ollner.
    „Ich sitze hier neben dir, siehst du mich nicht? So dunkel ist es nun auch wieder nicht“, sagte Kofi.
    Ollner brauchte einen Moment, bevor er ihn verstand. „Sehr witzig. Da sind beide Schwarzes, wenn ich es richtig erkenne.“
    „Und Frau Jänicke.“
    „Guntram, lass uns hier heraus. Wir mischen uns unter die Leute.“
    Sie stiegen beide aus und gingen unter den alten Bäumen, deren Wurzeln das Pflaster und den Asphalt aufwölbten, hindurch. Die Menschen versammelten sich vor der Eingangstür. Herr und Frau Schwarze standen auf der obersten Treppenstufe. Helfer verteilten rote Armbinden an diejenigen, die noch keine trugen. Auch Kofi erhielt eine. Er steckte sie in die Hosentasche.
    Nach und nach kam die Menge zur Ruhe. Schwarze hob die Arme und rief: „Wir haben einen ersten Erfolg. Emmas Schuh kann der Hinweis sein, den wir brauchen, um sie zu finden.“
    Jubel und Applaus brandeten auf.
    „Woher weiß der das?“, zischte Ollner.
    „Vielleicht hat jemand aus der Bürgerwehr den Schuh gefunden. Die sind auch mit Hunden unterwegs gewesen.“
    „Glaubst du, die hätten den zur Polizei gebracht?“
    „Einige bestimmt.“
    „Guten Abend.“
    Ollner drehte sich um. „Frau Rugenstein, guten Abend. Wie geht es Ihnen?“
    Kofi bewunderte das Namens- und Gesichtergedächtnis seines Kollegen immer wieder. Scheinbar funktionierte sein Trick mit den beschreibenden Namen hervorragend. Wie er diese Frau wohl insgeheim nannte? Graue Maus, die lieber nicht auffallen möchte?
    „Haben Sie etwas von Leon Scharffetter gehört?“, fragte sie gerade.
    Stefan lächelte unverbindlich. „Tut mir leid, nein.“
    Sie packte Ollner am Arm, zog ihn zu sich heran und wisperte: „Sie müssen auf Herrn Schwarze aufpassen, der kommt irgendwie an Polizeiinformationen. Er macht mir Angst.“
    Wieder brandete Jubel auf. Die Menge setzte sich in Bewegung. Kofi und

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