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Nur ein Katzensprung

Nur ein Katzensprung

Titel: Nur ein Katzensprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Hartmann
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herbeigezaubert, damit Jamie mit ihnen kochen konnte. Das war cool.“
    „Was für eine Preisverleihung?“
    „Emma hat in einem Film mitgespielt, der einen Preis bekommen hat, weil er so nett von krebskranken Kindern gesprochen hat. Alle, die beteiligt waren, durften nach München reisen. Da hat Jamie für alle gekocht, das ging aber zuerst nicht, weil die Zutaten versteckt waren.“
    „Verstehe, und die musste der Zauberer wiederholen.“
    „Er hat ein Ei und Petersilie aus Emmas Kragen gezogen.“
    „Das war sicher lustig.“
    „Ich hätte den Film gern gesehen. Vielleicht zeigt Emma ihn mir, wenn sie von ihrer Entführung zurück ist.“
    „Ganz bestimmt wird sie das tun.“ Kofi fühlte sich wie ein Verräter.
    Kim war noch zu jung, um die Tragweite der Ereignisse zu verstehen. Kofi streckte die Hand aus, um ihr über den Kopf zu streicheln, überlegte es sich jedoch anders.
    Plötzlich spürte er, dass er beobachtet wurde. Er wandte den Kopf. Anna stand hinter dem Tresen, den Kopf auf die Hände gestützt und beobachtete ihn. „Irene kann erst in etwa zwei Stunden kommen. Sie ist einverstanden, dass Sie Kim befragen. Sie sollen ihr nur keine Angst machen.“
    „Wir verstehen uns blendend.“
    Als der Mann hinter Anna auftauchte, wollte Kofi seinen Augen nicht trauen. Der Kerl war groß und üppig, im Vergleich zu der schmächtigen Anna wirkte er wie ein Klotz. Er war nicht wirklich dick, sondern seltsam ungeformt. Keine Hüfte, von oben nach unten gleichmäßig breit. Seine Stimme klang tief, und er sprach langsam. „Anna, kann ich die restlichen Kekse mitnehmen?“
    „Die mit der weißen Schokolade?“
    Er schüttelte sich. „Igitt, die doch nicht.“
    Kim lachte. „Schokolade muss braun sein, stimmt´s Paul?“
    „Am besten mit Nüssen.“
    Anna lachte auch und ging mit Paul nach hinten in den angrenzenden Raum.
    Warum war sie mit so einem Kerl zusammen? Kofi schüttelte sich. Sie mochten in etwa in einem Alter sein, aber sonst passten sie nicht wirklich gut zuein­ander, fand Kofi.
    Er wandte sich Kim zu. „Wie oft triffst du dich mit Emma zum Spielen?“
    Kim verzog das Gesicht. Sie wirkte unschlüssig, gleichzeitig traurig. „Früher waren wir Nachbarn, da sind wir zusammen zur Schule gegangen. Nachmittags mussten wir uns nicht verabreden, einfach in den Garten gehen und rufen.“
    „Das ist jetzt anders, weil ihr weggezogen seid?“
    Kim schüttelte den Kopf. „Vorher schon. Emma hat angefangen, diese Fotos zu machen. Zuerst am Wochenende. Dann immer öfter. Sie hatte kaum Zeit zum Spielen.“
    „Nachdem ihr umgezogen seid, wurde es noch seltener?“
    „Seltener? Lustiges Wort. Was heißt das?“
    „Selten. Nicht oft, manchmal.“
    „Manchmal, ja.“
    „Aber du magst Emma gern?“
    Kim legte beide Handflächen nebeneinander vor sich auf den Tisch.
    „Ja, ich mag Emma. Aber ich mochte die alte Emma lieber.“
    „Das verstehe ich. Besuchst du Emma manchmal?“
    Kim lachte. „Selten.“
    „Okay. Ich habe noch eine Frage. Bitte denke gut darüber nach, bevor du sie beantwortest.“
    Kim nickte. „Ist es eine schwierige Frage?“
    „Ja. War Emma unglücklich? Wollte sie woanders sein?“
    Kim sah ihn so prüfend an, dass er glaubte, sie habe ihn nicht verstanden. Doch dann sagte sie: „Emma ist nicht weggelaufen. Sie hat sich auf das Wochenende gefreut, weil sie einen Vorsprechtermin hatte.“
    ‚Kluges Kind‘, dachte er. „Ich danke dir, Kim. Bitte grüß Frau Blume und deine Mutter von mir.“
    „Kommst du noch mal wieder?“
    „Kann sein. Warum fragst du?“
    „Du bist nett“, sagte Kim.
    Er musste grinsen und bedankte sich. Er wartete, ob Anna oder Paul erneut auftauchen würden. Als sich nichts tat, verabschiedete er sich von Kim und verließ den kleinen Laden.
    Doch nach wenigen Schritten wurde er langsamer, wäre am liebsten umgekehrt. Er blieb stehen. Sicher fielen ihm noch ein paar Fragen ein, die er Kim stellen konnte. Im gleichen Augenblick wusste er, dass Anna Blume ihn durchschauen würde. Wie peinlich. Er stellte sich vor, wie sie ihn prüfend maß. Welche Augenfarbe hatte sie? Er hatte nicht darauf geachtet. Noch ein Grund zurückzugehen.
    Morgen. Genau, morgen. Er würde noch ein Gläschen Salz kaufen. Er konnte sagen, dass er es verschenken wollte. Das würde ihr sicher gefallen.
    Ungewöhnlich beschwingt ging er die Straße herunter, beschloss, durch den Park zu gehen. Hatte er etwas erfahren, das er vorher nicht gewusst hatte? Dass Emma nicht zum Treffen

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