Nur ein Katzensprung
ein: „Trotzdem habe ich bei der ganzen Angelegenheit ein seltsames Gefühl, da läuft etwas Ungesetzliches, ich weiß nur nicht, was. Ich würde es begrüßen, wenn … ach, Mensch, lass uns zusammen hinfahren. Vielleicht siehst du was, das mir total entgangen ist.“
„Mir ist alles recht, solange wir nicht hier herumsitzen und Däumchen drehen müssen“, sagte Kofi und nahm den Autoschlüssel vom Tisch.
Nachdem sie sich in der Zentrale abgemeldet hatten, waren sie zum Katzensprungtor gegangen.
Oliver Nussbaum hatte sie hereingelassen, nicht gerade überwältigt vor Glück, aber auch nicht abweisend. Nun saßen sie im Büro von Leon Scharffetter und versuchten, sich einen Eindruck von dem zu verschaffen, womit Leon sich vor seinem Verschwinden beschäftigt hatte.
„Das papierlose Büro, seit wie vielen Jahren wird es propagiert?“ Kofi seufzte, als er einen Ordner in das Regal zurückstellte und sich die Reihe derjenigen betrachtete, die noch darauf warteten, von ihm durchsucht zu werden.
Ollner lachte. „Niemand vertraut Computern, alle legen elektronische Sicherheitskopien an und anschließend drucken sie vorsichtshalber alles aus, falls die Kopien auch verschwinden.“
„Gilt das auch für einen IT-Profi wie diesen Scharffetter? Sollten wir nicht lieber nach etwas suchen, wovon es keine Sicherungskopie gibt?“
„Das machen wir, wenn wir mit dem Gedruckten fertig sind“, antwortete Ollner.
Kofi nahm den nächsten Ordner heraus. „Hier sind die Unterlagen über Anna Blumes Partyservice.“
„Interessiert uns das?“, fragte Ollner skeptisch.
„Weiß ich noch nicht, vielleicht. Anna Blume ist die Freundin von Leons Freundin, Irene Rugenstein. Sie passt nach der Schule immer auf deren Tochter Kim auf.“
„Die Freundin von Emma? He, warum hast du eigentlich keine Freundin?“ Ollner vermied es, Kofi anzusehen. Doch der antwortete rasch und ungerührt. „Keine Zeit. Außerdem habe ich ja dich. Anna Blume hat sich vor zwei Jahren selbstständig gemacht. Partyservice, Kochkurse und Lebensmittelgeschäft.“
„Edeka oder was?“
„Eher exotisch, weder Dosenmilch noch Haferflocken, sie macht Gewürzmischungen, Kräutersalz und so, Geschenke aus der Küche.“
„Moment mal, hier stimmt etwas nicht.“ Ollner klickte mehrmals hin und her, verglich Daten, murmelte Zahlen vor sich hin. Kofi stellte sich hinter ihn. „Was hast du gefunden?“
„Was weißt du über die Kaimaninseln?“
„Nichts. Mir fällt dazu nur das Wort Briefkastenfirma ein.“
„Bingo.“
„Spielen ältere Damen in England.“
„Witz komm raus, du bist umzingelt. Dieser Leon hat Kontakt zu einer ganzen Reihe von Firmen im Ausland, dazu gehören welche in Belgien, Luxemburg und Großbritannien, aber eben auch auf den Kaimaninseln, sogar auf den Falklandinseln.“
„Haben die Engländer da nicht vor Jahrzehnten einen Krieg vom Zaun gebrochen?“
„Mag sein, aber darum geht es nicht. Alle diese Firmen haben Konten, und auf diese Konten wurde regelmäßig Geld überwiesen.“
„Und ist dort verschwunden?“
„Nein, nein, das ist es ja. Nach wenigen Stunden tauchte es wieder auf den Ursprungskonten auf.“ Stefan klickte weiter.
„Nur um dann erneut zu verschwinden, hier zum Beispiel 100 000 Euro in einen Millenium Fonds in Luxemburg.“
Kofi, der Ollner beobachtet hatte, fragte: „Wozu bucht jemand so große Summen so wild hin und her?“
Ollner kratzte sich am Kopf. „Jetzt verstehe ich langsam, worauf Marc uns hinweisen wollte.“
„An den Buchungen ist was faul.“
„Du hast mir von Anna Blume und ihrem Partyservice erzählt. Ich habe eben die Kundendatei gefunden. Nachdem ich einen Link angeklickt habe, hat sich eine Internetverbindung aufgebaut, die mir die Konten angezeigt hat, mit denen Anna Blume verknüpft ist.“ Er zeigte Kofi, was er meinte.
„Ein Ein-Frau-Partyservice und Finanzinvestitionen auf den Kaimaninseln klingt nicht kompatibel.“ Er strich sich mit der Hand über die Haare. „Oder soll das bedeuten, dass Anna Blume eine Filiale auf den Kaimaninseln hat?“
„Sieht so aus. Auf den Falklands allerdings nicht.“
„Was ist da los? Hörst du das?“
„Das hört sich nicht nach einem Beratungsgespräch mit einem zufriedenen Kunden an.“
„Lass uns nachgucken.“
Kofi öffnete die Tür einen Spalt. Er sah einen Mann in der Tür zu Irenes Büro stehen.
„Ich will auf der Stelle Herrn Scharffetter sprechen.“ Der Mann sprach laut und schien erregt zu sein.
Kofi
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