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Nur ein Katzensprung

Nur ein Katzensprung

Titel: Nur ein Katzensprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Hartmann
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das tanzen lernen soll, obwohl es weder Taktgefühl hat noch geschmeidig genug ist.“
    „Warum betreuen Sie die dann?“
    Wieder wich Hanske Kofis Blick aus und antwortete nur flüsternd. „Sie zahlen einfach zu gut.“ Trotzig schaute er Kofi an. „Ich habe eine exorbitante Summe genannt. Sie haben genickt, waren der Meinung, was richtig teuer ist, muss auch richtig gut sein. Da konnte ich nicht mehr nein sagen.“
    Kofi überlegte. Tanzen lernen? Eltern, die viel Geld investieren? „Das Mädchen heißt nicht zufällig Emma Nielsen?“
    Wenn es denn möglich war, sackte Detlef Hanske noch weiter in sich zusammen. „Sie denken auch, dass ich etwas mit den Kindesentführungen zu tun habe.“ Seine Beine klappten unter ihm zusammen, er rutschte mit dem Rücken an der Wand hinunter. „Frau Nielsen war mit den Fortschritten nicht zufrieden, die Emma gemacht hat. Sie wollte sich einen anderen Coach suchen. Aber deswegen habe ich doch Emma nicht entführt. Das bringt sie mir als Kundin nicht zurück. Ich bin gut. Ich brauche nur abzuwarten. Wen auch immer sie mit Emmas Ausbildung beauftragen, er wird ebenfalls keinen Erfolg haben, weil das Mädchen schlicht unmusikalisch ist. Die kommen sowieso zu mir zurück.“ Hanskes Stimme war stetig leiser geworden. Sein Kopf sackte nach vorne. Der Mann wirkte plötzlich schlaff.
    ‚Außerdem‘, dachte Kofi, ‚hättest du sonst die Gans geschlachtet, die deine goldenen Eier legen sollte.‘
    Laut sagte er: „Ist Ihnen nicht gut, Herr Hanske? Herr Hanske, hören Sie mich?“ Er packte seine Schulter und schüttelte ihn. Hanskes Kopf schlackerte mit der Bewegung auf und ab.
    „Auch das noch.“ Kofi riss die Tür auf und rief: „Herbert, wir brauchen die Sanitäter, ruf den Notarztwagen zurück, schnell.“

    Nachdem Hanske abtransportiert worden war, betrat Kofi den Windfang erneut und öffnete die Tür zum Flur. Vorsichtig trat er ein. Gemächlich ging er durch alle Zimmer. Er entdeckte nichts Außergewöhnliches. Die Einbauküche hatte eine Holzfront mit einer etwas extravaganten Arbeitsfläche in Goldgelb. Im Wohnzimmer dominierte eine Couchgarnitur aus Leder. Es gab jede Menge CDs und eine protzige Stereoanlage. An der Wand hingen ein paar Urlaubsfotos und über dem Sofa eine Ansicht des Grand Canyon. Den Fernseher konnte man sowohl von der Sitzecke als auch aus dem Esszimmer einsehen. Langsam stieg Kofi die Treppe hinauf. Das Badezimmer sah aus wie viele Badezimmer aus den sechziger Jahren. Daneben gab es drei Schlafzimmer, zwei davon augenscheinlich ungenutzt. Hier stapelten sich Kartons, ungebügelte Wäsche und Gartenstühle. In Hanskes Schlafzimmer standen ein Doppelbett, zwei Nachtschränke und ein Kleiderschrank. Es gab absolut nichts, was sich zu verstecken lohnte.
    Kofi öffnete die Klappe, die zum Boden führte. Außer leeren Verpackungen für Fernseher und Computer und einigen ausrangierten Möbeln sah er nichts.
    Die einzige Überraschung im Keller war der gut ausgestattete Fitnessraum, der neben Heimtrainern, Rudergeräten, Spinning Bikes und Laufbändern auch Hantelbänke, eine Sprossenwand und zwei oder drei seltsame Geräte enthielt, deren Zweck Kofi nicht kannte. Solarium und Sauna sowie das Tauchbecken im Kellerraum nebenan überraschten ihn nicht sonderlich.
    Kofi fragte sich, warum Hanske ihn partout nicht hereinlassen wollte, fand aber keine befriedigende Antwort. Hatte er in der Zwischenzeit irgendetwas verschwinden lassen? Anzeichen dafür hatte er nicht entdecken können. Gelegentlich klopfte er gegen die Wände, um Hohlräume oder versteckte Zimmer zu finden. Doch im Allgemeinen konnte er sich auf seinen Orientierungssinn verlassen. In einem freistehenden Einfamilienhaus ließ er sich nicht verwirren. Zur Sicherheit schritt er noch einmal den Flur in der oberen Etage ab. Nichts.
    Er verließ das Haus und suchte nach Stefan Ollner. Der stand bei einigen Menschen und unterhielt sich.
    Kofi gesellte sich zu ihnen.
    „… zurückgezogen, nur im Sommer sieht man ihn öfter im Garten.“
    „Ja, aber nicht Rasenmähen oder Unkraut jäten, lieber in der Sonne liegen und Rätsel raten.“
    Ollner machte sich unablässig Notizen, fragte gelegentlich nach Namen oder warf eine Bemerkung in die Runde, um dem Gespräch eine andere Richtung zu geben. Trotzdem spürte Kofi, dass Ollner sich ungewöhnlich verhielt. War er wütend?
    Als die Ersten aus der Runde sich verabschiedeten, klappte Ollner sein Notizbuch zu und fragte: „Sie bleiben dabei, dass Sie

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