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Nur ein Katzensprung

Nur ein Katzensprung

Titel: Nur ein Katzensprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Hartmann
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Ich fahr weiter.“
    Herbert wollte gerade die Sendetaste drücken, als eine Nachricht durchgegeben wurde. „Wir haben ihn!“
    „Das war Guntram. Wo sind sie? Frag sie, wo sie sind.“
    „Wir brauchen einen Notarztwagen, dringend einen Notarztwagen am Knickbach. Schwere Kopfverletzungen. Ich wiederhole …“
    Kofi wendete und raste los.
    „Ich weiß, wo das ist.“
    Herbert hörte noch immer den Meldungen zu, die über Funk durchgegeben wurden. „Kofi, fahr vorsichtiger. Du weißt doch gar nicht, ob sie den NAW für Stefan Ollner oder den Jungen brauchen.“
    Kofi beachtete ihn nicht. Er fuhr mit quietschenden Reifen um die Kurven, nahm einem Transporter die Vorfahrt, übersah eine, zwei, jetzt schon die dritte rote Ampel, zwang einen entgegenkommenden Trecker zur Vollbremsung. Herbert Heinrich atmete auf, als sie in einen Feldweg einbogen. Dichtauf gefolgt von einem weiteren Einsatzwagen. Steinchen spritzten nach rechts und links. Dann bemerkten sie die Lichter.
    „Da, da vorn sind sie.“ Kofi parkte den Wagen am Wegesrand und sprang heraus. Er nahm eine Taschenlampe aus dem Kofferraum und lief zu den anderen.
    Da lag das Fahrrad. Nur noch Schrott. So, als hätte jemand es mutwillig zerstört. Guntram Schnitter hockte am Boden und redete beruhigend auf Stefan Ollner ein. Mausig hielt einen Erste-Hilfe-Kasten in der Hand. Beide sahen bleich aus.
    Kofi zögerte einen Moment, bevor er sich seinen Partner anschaute, der vor ihm auf dem Boden lag und sich nicht rührte. Er wollte es wissen.
    „Ollner hat viel Blut verloren. Er ist nicht bei Bewusstsein. Wahrscheinlich hat er auch innere Verletzungen.“ Kofi wollte an Mausig vorbei. „Warten Sie. Er hat tatsächlich den Jungen gefunden.“
    „Kelvin?“
    „Ja, er liegt ein Stückchen weiter, unter einem Brombeergebüsch. Gehen Sie nicht hin. Ich habe Hoffnung, dass die Brombeerranken uns ein paar Fetzen des Täters präsentieren werden.“
    Kofi sah die Lichter des Notarztwagens auf sie zukommen. Vorsichtig hockte er sich neben Ollner hin. Er lag auf der Seite. Eine Verletzung am Kopf war notdürftig verbunden. Blut sickerte darunter hervor. Auch aus der Nase und dem Mund war Blut gesickert und trocknete langsam. Kofi konnte seinen unregelmäßigen, pfeifenden Atem hören. Es roch penetrant nach Urin. Hatte Ollner sich während der Ohnmacht entleert? Oder hatten die Täter …?
    Die Sanitäter lösten Guntram ab und schoben Kofi zur Seite. Sie legten einen Zugang und hoben ihn auf ihre Transportliege. Sie sprachen sehr wenig. Der Notarzt war kurz nach den Sanitätern angekommen. Er untersuchte Stefan an Ort und Stelle, spritzte ihm irgendetwas, bevor er den Männern ein Zeichen gab. Sie brachten ihn in den Wagen und fuhren dann im Schritttempo davon.
    Der Notarzt und Mausig unterhielten sich kurz. Obwohl Kofi einerseits darauf brannte, Genaueres zu erfahren, scheute er sich davor nachzufragen.
    „Sie haben ihn stabilisiert“, sagte Mausig leise. „Für den Moment.“
    „Ob er den Täter überrascht hat?“, fragte Kofi. „Ob er so nah dran war, den Kerl unschädlich zu machen?“
    „Das wird er uns morgen ausführlich erzählen“, sagte Mausig und ging zu Marc hinüber.
    Interessiert, aber abwartend, beobachtete Kofi, wie das Team der Spurensicherung im Halbkreis Halogenscheinwerfer aufbaute.
    ‚Ich will da nicht hin‘, dachte Kofi. ‚Ich will keine Kinderleiche sehen. Ich will, dass Kelvin noch lebt, fröhlich und lachend, übermütig auf einem Spielplatz schaukelt, mit seinen Freunden Sandburgen baut und mit seiner Mutter zusammen Weihnachtskekse backt. Weihnachtskekse. Bald ist es wieder so weit. Erst der Advent, mit seinen Feiern und Krippenspielen, dann Weihnachten. Das Fest der Familien. Ohne Kelvin. Auch ohne Emma? War sie ebenfalls tot? Abgelegt in einem anderen Waldstück? Oder lebte sie noch? Gab es Hoffnung? Wenigstens für sie? Konnten sie mit Hilfe von Kelvins Leiche Emma retten?‘ Dann kam ihm eine furchtbare Idee. ‚Mussten sie damit rechnen, dass morgen früh ein anderes Kind verschwunden war, sozusagen im Austausch? Er musste mit Ollner darüber sprechen. Unbedingt. Stefan, was würde er dazu sagen? Nachdem Kelvin entführt worden war, hatten sie die Leiche von Hilmar Herzke aus Heide gefunden. Dann wurde Emma vermisst, dafür tauchte Kelvins Leichnam auf. Gab es da einen Zusammenhang?‘
    Kofi lehnte sich gegen einen Apfelbaum und wartete. Er begann zu frösteln.
    Endlich kam Marc zu ihm. „Du hast lange genug gewartet. Wir

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