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Nur ein Katzensprung

Nur ein Katzensprung

Titel: Nur ein Katzensprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Hartmann
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niemanden gesehen haben? Sie sind alle erst aus Ihren Häusern herausgekommen, als die Scheiben zerbrachen und haben nur noch ein paar dunkle Schatten weglaufen sehen?“
    Die Leute nickten, einige betreten, die meisten jedoch mit ganz unschuldigem Augenaufschlag.
    Die ersten Pressewagen rollten bereits davon. Es wurde immer stiller in der Straße.
    Kofi legte Stefan eine Hand auf die Schulter. „Zivilcourage ist nicht unbedingt weit verbreitet.“
    „Von wegen Zivilcourage. Mindestens die Hälfte von denen, wenn nicht mehr, sympathisieren mit den Tätern. Ich wette, die wissen genau, wer das angerichtet hat. Vielleicht hat sich der eine oder die andere sogar daran beteiligt.“
    „Eine rote Armbinde trägt jetzt keiner?“
    „Das wäre immerhin auch eine Form von Zivilcourage.“
    „Setzt du mich bei mir ab? Hast du noch was vor, heute?“
    Ollner verzog den Mund zu einem Grinsen. „Ich denke, ich werde mir mein Fahrrad schnappen und noch eine richtig große Runde durch die Feldmark drehen. Willste mit?“
    „Keine Chance. Ich hau mich aufs Sofa und guck mir einen guten Film an. Wir müssen morgen in der Einsatzbesprechung unbedingt abklären, wie wir gegen diese Bürgerwehrheinis vorgehen wollen. Am liebsten wäre es mir, Mausig würde das regeln. Mein Gott, was für Arschlöcher.“
    Die beiden Kollegen gaben sich zum Abschied die Hand und trennten sich. Kofi ging langsam, schlenderte nach Hause. ‚Diesen Gregor Körner und sein Varieté durften sie ebenfalls nicht aus den Augen verlieren. Lauter lose Enden. Bloß nicht mehr über all das nachdenken. Wahrscheinlich liege ich nach der Tagesschau schon im Bett. Muss ja keiner wissen. Vielleicht besorge ich mir vorher noch ein neues Gläschen Kräutersalz.‘
    Plötzlich fühlte er sich nicht mehr so müde.

    Dieses E-Book wurde von der "Verlagsgruppe Weltbild GmbH" generiert. ©2012

Holzminden
Donnerstag, 3. November 2011
gegen 20.30 Uhr

29
    Als sein Telefon klingelte, schreckte Kofi schweißgebadet aus einem erschreckend realistischen Traum auf, in dem er einfach nicht von der Stelle kann, egal, wie sehr er sich anstrengte, egal, wie schnell er rannte.
    Er tastete nach dem Telefon, erwischte es und fegte dabei ein Glas Wasser vom Nachtschrank. Licht wäre auch nicht schlecht. Er setzte sich auf und nahm das Gespräch an. Seine Stimme kratzte. Er musste unbedingt einen Schluck trinken.
    Es meldete sich Mausig persönlich.
    „Herr Kayi. Haben Sie Alkohol getrunken?“
    „Nein, nein, ich war so müde und lag schon im Bett. Was ist passiert?“
    „Wir haben einen anonymen Anruf bekommen.“
    Kofi wunderte sich. Das war an sich nichts Ungewöhnliches und nach den Vorkommnissen der letzten Tage noch weniger. Doch Mausig wartete seine Antwort nicht ab, stattdessen sprach er sofort weiter.
    „Dabei ging es allerdings nicht um Kelvin und Emma, sondern um unseren Kollegen Ollner. Der Anrufer will ihn gesehen haben, wie er eine Kinderleiche in der Feldmark abgeladen hat.“
    „Das kann nicht sein. Stefan wollte noch eine Runde mit dem Fahrrad fahren.“
    „Genau das hat der Anrufer gesagt. Verstehen Sie jetzt, warum ich so besorgt bin? Er hat das Rad beschrieben, und …“
    Mausig zögerte einen Moment.
    „Er hat uns von Ollners Mobiltelefon aus angerufen.“
    „Eine Falle.“ Kofi sprang auf und versuchte, mit nur einer Hand in seine Hosen zu steigen, ohne das Telefon aus der Hand zu legen.
    „Ziehen Sie sich an und kommen Sie her, aber unauffällig. Man hat mir versprochen, dass ich spätestens in zwanzig Minuten eine Ortung für das Handy habe, dann wissen wir zumindest, aus welcher Zelle das letzte Gespräch geführt wurde.“
    „Ich beeile mich.“
    Jetzt benötigte Kofi keinen Kaffee, um wach zu werden. Sein Herz schlug schneller, als ein Geigerzähler in Fukushima tickte. Stefan hatte ihn gefragt, ob er ihn begleiten wollte. Er hatte abgelehnt, hatte sich lieber noch vor einem verwaisten Partyservice herumgetrieben, in der Hoffnung, einen Blick auf Anna Blume werfen zu können, eventuell einige Worte mit ihr zu wechseln. Und nun?
    Ja, und nun? Was sollte das? Dass Ollner nichts mit dem Abladen einer Kinderleiche zu tun hatte, verstand sich von selbst. Wie kam der Anrufer an Stefans Handy? Hatte der echte Täter ihn überfallen?
    Kofis Gedanken wirbelten durcheinander. War es möglich, dass sein Kollege zufällig den Feldweg entlanggeradelt war, an dem der Mörder die nächste Leiche ablegen wollte? Wenn das zutraf, war Ollner in Lebensgefahr oder

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