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Nur ein Katzensprung

Nur ein Katzensprung

Titel: Nur ein Katzensprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Hartmann
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zu verabschieden.“
    „Benehmen ist Glückssache.“
    „Weißt du, er hat sich auf meinen Schreibtisch gestützt und hat mich angebrüllt. Dabei sind mir seine Arme aufgefallen, völlig zerkratzt, und ich glaube, im Gesicht hatte er auch Kratzspuren.“
    „Vielleicht besitzt er eine Katze.“
    „Kann ich mir bei dem nicht vorstellen. Bekommt man solche Kratzer vom Judo? Vermutlich haben die Kinder ihn so zugerichtet, beim Training oder beim Spielen.“
    Die beiden Frauen sahen sich an.
    „Denkst du, was ich denke? Kinder?“
    Irene schien nicht überzeugt. „Abgesehen von diesem einen Auftritt ist er ein sehr netter Mann.“
    „Und Kinderschänder.“
    „Wie?“
    Anna sprang auf und wühlte im Altpapierstapel. „Hier ist der Tägliche Anzeiger vom Donnerstag.“ Sie blätterte. „Da ist es. Detlef Hanske.“ Sie las ein paar Zeilen, bevor sie Irene die Zeitung hinlegte. „Leute haben sein Haus beschmiert, weil er schon mal ein Kind missbraucht hat.“
    Irene las den Artikel sorgfältig. „Moment, Moment, das stimmt so nicht. Hier steht, dass er angezeigt und nach umfangreichen Ermittlungen freigesprochen wurde.“
    „So freigesprochen, dass er danach umziehen musste.“
    Irene faltete die Zeitung wieder zusammen. „Solch einen Vorwurf wirst du nicht mehr los, selbst wenn du absolut unschuldig bist. Der klebt an dir wie Hefeteig. Sobald abermals etwas passiert, heißt es, frag doch mal den Hanske.“
    „Du magst recht haben. Kann sein, er ist unschuldig. Möglicherweise auch nicht. Du solltest der Polizei einen Tipp geben.“
    „Ich weiß nicht.“
    „Was hast du zu verlieren?“
    „Ich? Gar nichts. Aber ich kann doch nicht einfach jemanden verdächtigen.“
    „Das brauchst du nicht. Du berichtest von deiner Beobachtung. Für die Anschuldigungen ist die Polizei zuständig.“

36
    Während Guntram Schnitter ihn mit dem Dienstwagen nach Hause brachte, überlegte Kofi, ob er nicht doch lieber zur Dienststelle zurückkehren sollte. Andererseits fühlte er sich hundemüde und hatte sich ein wenig Ruhe verdient.
    Als er ins Wohnzimmer kam, blinkte sein Anrufbeantworter.
    „Stefan Ollner hier, Kofi, komm bitte noch einmal bei mir im Krankenhaus vorbei, ich habe eine Idee. Die wollen mich nicht entlassen, deshalb kann ich mich nicht selbst darum kümmern.“
    Kofi schaute auf die Anzeige.
    Vor etwa zwanzig Minuten hatte Stefan angerufen. Warum hatte er nicht versucht, ihn auf dem Handy zu erreichen? Kofi zog es aus der Tasche. Kein Strom mehr. Sehr passend.
    Er holte das Ladegerät und steckte es ein.
    Er wusch sich Hände und Gesicht und zog ein frisches Hemd an. Er hätte gern geduscht. Doch Stefan wartete sicher schon ungeduldig auf ihn. Wie lange es wohl her war, dass er die Wohnung ohne Handy verlassen hatte? Er konnte sich nicht daran erinnern. Irgendwie fühlte er sich unvollständig.
    Sollte er Stefan irgendetwas mitnehmen? Schokolade? Orangensaft, was zum Gesundwerden. Er verwarf die Idee und fuhr direkt zum Krankenhaus.

    Als er die Zimmertür öffnete, saß Ollner auf der Bettkante. Seine Füße baumelten knapp über dem Boden.
    „Hi, na, wo willst du denn hin?“
    „Grüß dich. Ich soll liegen bleiben, mich ausruhen, kann ich aber nicht, will ich auch nicht.“
    „Ist doch nur zu deiner Sicherheit. Die wollen nicht, dass du dir zu viel zumutest und am Ende …“
    „Am Ende, am Ende sind wir noch lange nicht. Hör zu, mir ist etwas aufgefallen.“ Er ließ sich auf das Bett plumpsen und angelte nach der Fernbedienung für den Fernseher, der auf einem Gestell an der gegenüberliegenden Wand angebracht war.
    „Die bringen laufend Sondersendungen über unseren Fall. Ist zwar immer das Gleiche, aber sie tun so, als hätten sie alle zwei Stunden etwas Neues zu berichten, indem sie die Szenen anders zusammenschneiden. Die Stellungnahmen der sogenannten Sachverständigen kann ich inzwischen auswendig.“
    Er schaltete durch einige Programmplätze. Dann wedelte er mit der Hand. „Da! Das ist es. Guck dir das an.“
    „Was meinst du?“
    „Die Fotos von Kelvins Leiche.“
    „Was ist damit?“
    „Ist es dir nicht aufgefallen? Jetzt müssen wir warten, bis sie es wieder zeigen.“
    „Was denn?“
    „Das sind Fotos von draußen. Ich meine, vom Fundort. Man kann ganz klar das Grünzeug darunter erkennen.“
    „Und?“ Kofi verstand noch immer nicht, worauf Stefan Ollner hinauswollte.
    „Die Fotos können nur vom Täter oder von einem der Männer stammen, die mich überfallen

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