Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nur ein Katzensprung

Nur ein Katzensprung

Titel: Nur ein Katzensprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Hartmann
Vom Netzwerk:
haben.“
    „Wieso?“
    „Nachdem ihr mich gefunden habt, ist die übliche Prozedur abgespult worden, oder? Das bedeutet, dass niemand außer dem Team Zugang zum Fundort hatte.“
    „Stimmt. Sobald die Presse uns gefunden hatte, hat Mausig die Leiche abtransportieren lassen. Außerdem war es da schon dunkel. Bei den Fotos, die wir eben gesehen haben, war es eindeutig Tag.“
    „Jemand hat die Bilder gemacht und an die Presse verkauft. Diesen Jemand müssen wir finden.“
    „Das dürfte kein Problem sein. Ich werde Marc bitten, sich darum zu kümmern. Ich selbst werde Magdalena Kelbig anrufen und sie ein bisschen ausfragen. Die ist mit mir zur Schule gegangen und arbeitet für den NDR.“
    „Leute kennst du. Seid ihr sonst vorangekommen?“
    „Kaum. Mausig hat die Anführer oder wie sie sich selbst nennen, die Organisatoren der Bürgerwehr einzeln auf die Dienststelle bringen lassen. Der Schwarze ist von vornherein in Begleitung eines Anwalts erschienen. Hat ihm nicht viel genützt, habe ich gehört.“
    „Wie kann das sein?“
    „Was meinst du?“
    „Wieso haben wir nicht den geringsten Ansatzpunkt? Überhaupt gar keine Spur? Das gibt es nicht.“
    „Wir haben eine einzelne, blaue Teppichfaser.“
    „Aus einem Auto?“
    „Eher Auslegware, reine Schurwolle, nicht ganz billig, aber in vielen Baumärkten zu bekommen.“ Kofi lachte leise. „Und eine halbe tote Spinne.“
    „Was ist daran witzig?“
    „Naja, sie ist mumifiziert.“
    „Wie muss ich das verstehen?“
    „Marc sagt, die wäre schon lange tot, also nicht lange im Sinne von: im letzten Winter verstorben und beim Putzen übersehen, sondern richtig lange tot. Er schätzt, fünfzig Jahre.“
    „Eine fünfzig Jahre alte Spinnenleiche. Du willst mich auf den Arm nehmen.“
    Kofi hob die Linke zum Eid. „Ehrenwort, nein.“
    „Wo hat er sie gefunden? Unter ihm?“
    „Nein, seitlich, in Hüfthöhe.“
    „Welche Schlussfolgerungen zieht er daraus?“
    „Dass die Leiche zumindest vorübergehend in einem Raum untergebracht worden war, in dem seit fünfzig Jahren niemand die Spinnen weggestaubwedelt hat.“
    „In einer Scheune?“
    „Eher in einem Keller, wegen der Temperatur.“
    Ollner grunzte. „Es müssen Tausende Keller in Holzminden existieren, in deren Ecken uralte Spinnen vor sich hin gammeln.“
    „Er hat das Tier eingeschickt. Marc hofft, dass es eine besondere ist, die es nicht überall gibt.“
    „Wie verzweifelt muss er sein? Ich muss hier heraus.“
    Ollner schwang seine Beine wieder über die Bettkante. „Um 19 Uhr ist noch mal Visite. Holst du mich danach ab? Ich will in mein eigenes Bett.“
    „Hältst du das für klug?“
    „Ich habe nicht einmal eine richtige Gehirnerschütterung, und ein paar blaue Flecke werden erst gefährlich, wenn du sie Hämatome nennst.“
    „Da hat der Arzt aber etwas anderes gesagt.“
    Einen Moment lang wirkte Ollner ertappt, dann entspannte er sich. „Der Arzt darf gar nicht mit dir reden.“
    Kofi verzog das Gesicht. „Du musst wissen, was du tust. Ruf mich an, wenn was dazwischenkommt. Ich sehe zu, dass ich Magdalena erwische, und dann hole ich dich um acht Uhr ab. Pass auf dich auf.“
    Kaum hatte Kofi das Krankenhaus verlassen, tastete er nach seinem Handy. Nicht da. So ein Mist. Nun musste er erst nach Hause fahren.

    Dieses E-Book wurde von der "Verlagsgruppe Weltbild GmbH" generiert. ©2012

Holzminden
Freitag, 4. November 2011
gegen 18.30 Uhr

37
    Magdalena Kelbig wohnte in Hellers Krug. Es war sein dritter Versuch gewesen. Er hätte gedacht, dass sie eher der Typ für die Schleifmühle oder Hotel Buntrock war. Egal, er war sich ja auch sicher gewesen, dass er ihre Handynummer gespeichert hatte. Jedenfalls hatte er sie gefunden.
    Die Rezeptionistin sagte Kofi, dass Frau Kelbig gerade zum Abendessen ins Restaurant gegangen sei. Er fuhr sofort los und sah sie schon durchs Fenster an einem kleinen Tisch in der Ecke sitzen. Sie trug einen blauen Blazer. Eine Kette aus dicken Holzperlen baumelte gegen die Tischplatte, als sie sich vorbeugte, um einen Löffel Suppe zu essen.
    „Darf ich mich zu dir setzen?“
    „Kofi Kayi, wie angenehm, gern. Nimm Platz. Die Tomatencremesuppe mit Whiskey kann ich empfehlen. Ein Traum. Wir haben uns ja ewig nicht gesehen.“
    Er setzte sich ihr gegenüber und zog die Speisekarte heran. Er verspürte tatsächlich Hunger. Aber nicht auf Suppe. Zuerst bestellte er sich eine große Cola, dann die Schweinemedaillons mit Kroketten, Pfifferlingen und

Weitere Kostenlose Bücher