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Nur ein Katzensprung

Nur ein Katzensprung

Titel: Nur ein Katzensprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Hartmann
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handelte.
    Alle Schubladen waren abgeschlossen. Dass sein Computer passwortgeschützt war, wusste sie sowieso. Mist. Sie schaltete das Licht aus und verließ das Zimmer.
    Plötzlich knarrten die Treppenstufen. Schlüssel klapperten. Kurz darauf schwang die Eingangstür auf. Irenes Gedanken überschlugen sich. Sie hatte jedes Recht hier zu sein, ebenso wie die beiden anderen. Sie brauchte sich nicht zu verstecken, mal abgesehen davon, dass sie vor Olivers Büro stand. Hier hatte sie, genau genommen, nichts zu suchen, wenn er nicht da war. Wo konnte sie hin? In die Teeküche? Wie sollte sie erklären, dass sie im Dunkeln in der Teeküche stand?
    Sie beschloss, sich zu fürchten.
    Vielleicht war es Stella?
    Schwere Schritte gingen auf ihr Büro zu.
    Keine Chance. Das war Oliver.
    Hoffentlich.
    Oder Leon.
    Hauptsache nicht der Kerl vom Telefon.
    Wer auch immer es war, er kannte sich hervorragend aus.
    „Was für eine Schlamperei.“ Das war eindeutig Oliver. Wieso ging er in ihr Büro?
    „Noch nie was von Energiesparen gehört.“
    Was machte er da? Irene hörte Tasten klappern. Wusste er ihr Passwort?
    Gerade hatte sie beschlossen, zu ihm zu gehen und ihn zur Rede zu stellen, als der Anrufbeantworter anlief.
    „Sie haben drei neue Nachrichten. Nachricht eins, heute 17.41 Uhr. ,Guten Tag, Frau Rugenstein, Böker hier, Alfred Böker, ich bestätige den Termin für Dienstag um zehn. Danke und schönen Feierabend.‘ Nachricht zwei, heute 20.56. ,Ich will endgültig mein Geld zurück. Wenn die Miezen nicht innerhalb von 24 Stunden bei mir eintreffen, werde ich an Ihrem Anwalt ein Exempel statuieren lassen. Sollte Sie das nicht ausreichend beeindrucken, nehme ich mir als Nächstes ihre blonde Partnerin vor. Alles klar? Nachricht gelöscht.‘
    Irene war zusammengezuckt, als sie die Stimme wiedererkannte.
    „Nachricht drei, heute …“
    Irene konnte nicht mehr verstehen, was der dritte Anrufer wollte, denn Oliver schimpfte laut vor sich hin. „Dieses Sackgesicht … wird … mich kennenlernen. Ich lass mich … doch von so einer … Arschgeige nicht bedrohen.“ Die Sätze waren unterbrochen. Scheinbar lief Oliver in ihrem Büro auf und ab. Dann hörte sie wieder Tippgeräusche auf der Tastatur. Kurz darauf sprang der Drucker an.
    Sollte sie es wagen, sich hinauszuschleichen?
    Bevor sie sich entscheiden konnte, trat Oliver auf den Flur. Er schaltete das Licht aus und verließ das Büro auf direktem Weg.
    Irene stützte sich mit beiden Händen auf der Arbeitsplatte ab. Das war viel zu aufregend für sie. Als unten die Haustür zuklappte, zuckte sie noch einmal zusammen. Schnell rannte sie zu ihrem Bürofenster und sah hinaus. Oliver lief mit großen Schritten die Fußgängerzone hinunter.
    Sie weckte den Computer und rief die Dokumente auf, die Oliver sich eben ausgedruckt hatte.
    ‚Seltsam, das sind die Dateien von Hanske und Körner. Was hatten die beiden mit diesem Anruf zu tun?‘
    Vorsichtshalber druckte sie sie ebenfalls aus und studierte sie sorgfältig.
    Dann schüttelte sie den Kopf. Das musste ein Irrtum sein. Wahrscheinlich waren das die Unterlagen, deretwegen Oliver ursprünglich gekommen war. Sicher hatte er den Anrufer sofort erkannt und brauchte keine Daten.
    Sie rief sich seine Worte ins Gedächtnis zurück. Arschgeige und Sackgesicht. Sie lächelte über sich. Na klar, er hatte prompt gewusst, worum es ging und wer angerufen hatte. Nur sie tappte im Dunkeln.
    Sie ging wieder zum Fenster.
    Vielleicht hätte sie Oliver folgen sollen, statt hier herumzuschnüffeln.

39
    Kofi fuhr auf kürzestem Weg von Hellers Krug zum Krankenhaus. Trotzdem kam er erst zwanzig nach acht bei der Rezeption an. Stefan Ollner lief davor wie ein Tiger im Käfig auf und ab. „Da bist du ja endlich“, sagte er und rannte an Kofi vorbei zur Tür. „Wo steht der Wagen?“
    „Warte einen Augenblick, warum hast du es so eilig?“
    „Ich muss hier raus.“ Schon stand er auf der Treppe.
    Kofi folgte ihm. „Da rechts, direkt unter der Laterne.“ Er drückte auf den Schlüssel, um die Türen zu öffnen, so dass Stefan sich gleich auf den Beifahrersitz werfen konnte. Er stöhnte leise, als er sich anschnallte.
    Kofi stieg ebenfalls ein, startete den Wagen aber nicht.
    „Was ist? Fahr los!“
    „Ich habe noch eine Verabredung.“
    „Anna Blume?“
    „Nein, wie kommst du darauf?“
    „Ich dachte. Mit wem?“
    „Mit einer Reporterin vom NDR. Ich hatte sie vorhin erwähnt.“ Er sah Ollner aufmerksam an. Der Kollege sah

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