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Nur ein kleiner Sommerflirt

Nur ein kleiner Sommerflirt

Titel: Nur ein kleiner Sommerflirt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Elkeles
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Schafe wie dieses hier sind als Erste an der Reihe.«
    Ich sehe in die Augen des hilflosen, neugeborenen Wesens und drücke es schützend an mich.
    Ich bin ein Fleischfresser. Obwohl mir übel wird, wenn ich das Tier, das ich essen soll, persönlich kenne. Das Lamm ist so süß. Wie kann man überhaupt daran denken, so einen armen kleinen Kerl zu schlachten? Vielleicht sollte ich in Zukunft die Kohlenhydrate doch nicht ganz weglassen?
    Matan kommt den Weg entlang. Ein paar Schritte dahinter läuft Doda Yucky. Er ist nackt, wie üblich. Es ist komisch, aber ich habe mich so daran gewöhnt, ihn nackt zu sehen, dass es mich gar nicht mehr stört.
    Er kommt in den Pferch und rennt zwischen den Lämmern herum. Vor Vergnügen kreischend läuft er ihnen hinterher und versucht, sie zu fangen.
    Nach einer Minute drehen die Lämmer den Spieß um und rennen hinter ihm her. Aber sie wollen nicht spielen, wie mir klar wird, sondern sie halten seinen Pipimann für einen Babyflaschensauger. Lachend, als wäre es ein Spiel, läuft Matan vor den Schafen davon, die versuchen, aus seinem Dingsda Milch zu saugen. Als ich mich umschaue, sehe ich, dass Doda Yucky lacht – genau wie alle anderen, die jetzt mit dem Scheren aufgehört haben.
    Ich renne zu Matan hinüber und hebe den kleinen Kerl schnell hoch, um ihn vor den perversen Lämmern zu beschützen.
    Nachdem ich ihn in Sicherheit gebracht habe, sage ich so laut, dass es alle hören können: »Das. Ist. Nicht. Okay.«
    Doch weder Matan noch einer der anderen ist beunruhigt. Sie lachen noch immer. Doda Yucky wechselt noch ein paar Worte mit Onkel Schleim, ehe sie und Matan sich Gott sei Dank vergnügt auf den Heimweg machen.
    Die Schafschermaschinen surren wieder los. Alle beugen sich über die Schafe, bis auf Ron, der etwas auf Hebräisch zu Onkel Schleim sagt und dann zu mir herüberkommt.
    »Ich habe eine Aufgabe für dich.«

14
    Entschlossenheit und Können sind die halbe Miete. Der Rest ist Glück.
    Ich folge Ron ans andere Ende der Umzäunung, das dankenswerterweise im Schatten liegt.
    »Wenn die sheeps fertig geschoren sind, dann treibe sie in diesen Pferch hier.«
    Ich sehe hinüber zu dem dünnen, kahl-ärschigen Tier. Meine Nerven, die Viecher haben so fett und flauschig und groß ausgesehen mit all der lockigen Wolle, dass ich es kaum glauben kann, wie klein und schutzlos sie nach der Schur wirken. Ich spüre förmlich ihre Unsicherheit und mir läuft ein Schauer über den Rücken.
    Aber ich bin fest entschlossen zu helfen. Glaube ich. Vermassle das nicht, Amy. Mein Blick fällt auf Snotty, die die Jungtiere mit der Milchflasche füttert. Das sieht aus, als würde es Spaß machen. Warum bekomme ausgerechnet ich die Aufgabe aufgebrummt, die Kahl-Ärsche in einen Pferch zu treiben? Was, wenn sie mit mir spielen wollen? Oder schlimmer noch, wenn sie miteinander spielen wollen? Dann ist die Kacke am Dampfen.
    »Traust du dir das zu?«
    »Klar«, sage ich mit mehr Überzeugung, als ich verspüre. »Eine meiner leichtesten Übungen«, setze ich noch einen drauf.
    Wenn ich das hinbekomme, dann wird er vielleicht stolz auf mich sein.
    Onkel Schleim gibt eines der Schafe frei, das sich mühsam hochrappelt. An dem baumelnden Ding zwischen seinen Beinen kann ich erkennen, dass es sich um ein männliches Tier handelt. Es starrt mich aus der Ecke des Pferchs an.
    »Na, komm«, sage ich.
    Doch über das Brummen der Schermaschinen hinweg kann es mich bestimmt nicht hören.
    Das Schaf glotzt mich nur mit seinen großen, unheimlichen grauen Augen an, und ich frage mich, ob es mich angreifen will. Zögernd mache ich einen Schritt darauf zu. Es bewegt sich keinen Millimeter.
    »Komm schon«, sage ich diesmal etwas lauter.
    Ich hoffe inbrünstig, dass mich niemand beobachtet, und komme dem Tier noch näher.
    Es weicht zurück.
    »Da entlang, Dummie!«
    Das Vieh will nicht auf mich hören. Verdammt. Ich sehe zu Ron hinüber, doch zum Glück achtet er nicht auf mich.
    Also sind es nur wir zwei: ich gegen das Schaf. Habe ich vorhin behauptet, das Vieh würde nach der Schur klein und verletzlich wirken? Das nehme ich zurück. Bevor ich noch einen weiteren Schritt auf das bedrohliche, vierbeinige, kahl-ärschige Tier mit dem Baumelding zwischen den Beinen zugehe, sehe ich aus den Augenwinkeln, wie das nächste aufsteht und auf das erste zusteuert. Jetzt muss ich es schon mit zweien aufnehmen.
    Avi steht auf, um sich ein weiteres struppiges Wollknäuel von einem Schaf zum Scheren zu schnappen.

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