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Nur ein kleiner Sommerflirt

Nur ein kleiner Sommerflirt

Titel: Nur ein kleiner Sommerflirt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Elkeles
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Dabei treffen sich unsere Blicke. Ich habe ihm den Schlangenglibber-Vorfall noch immer nicht verziehen. Und es ist auch das Letzte, dass er sich nicht dafür entschuldigen wollte, dass er mich beobachtet hat, als ich so nackt war wie ein frisch geschorenes Schaf. Irgendwie ironisch, oder? Ich werfe ihm einen flehenden Blick zu. Hilf mir.
    Er sieht mich verächtlich an. Nie im Leben, Amy. Das musst du schon alleine hinkriegen. Vollidiot. Nicht, dass er diese Worte wirklich ausgesprochen hätte, aber ich weiß genau, dass er das gedacht hat.
    Leck mich. Ich gehe noch näher auf die zwei Schafe zu. Vielleicht gelingt es mir, sie gefügig zu machen, indem ich sie mit meinem Blick hypnotisiere und in ihr Gehirn eindringe. Ich reiße die Augen auf und fixiere das größere der beiden. Rein mit dir in den Pferch, befehle ich ihm in Gedanken. Volle Konzentration, Amy , sage ich mir. Ich lege die Fingerspitzen an meine Schläfen, um meine Gedanken auf das verflixte Vieh vor mir zu übertragen, das mich ansieht, als hätte ich einen an der Waffel.
    Ich spüre etwas neben mir. Als ich ruckartig herumfahre, stoße ich fast mit Avi zusammen. Sein verwunderter Gesichtsausdruck in Kombination mit der gerunzelten Stirn und seinen Schokoladenaugen sagt mir, dass er mich für eine totale Matsch-Potato hält (nur für den Fall, dass euch diese Redewendung nicht bekannt ist – das bedeutet: für ein hirnamputiertes menschliches Wesen).
    »Jaaa!«, brüllt er und stampft mit dem Fuß auf. Und das von dem Typ, der meint, ich wäre eine Matsch-Potato.
    Ich drehe mich wieder zu den Schafen um, die bei seiner Schrei-Stampf-Nummer gerade in den angrenzenden Pferch gerannt sind.
    Avi hat so ein arrogantes Grinsen auf dem Gesicht, als hätte er eine Meisterleistung vollbracht.
    »Ich wette, das kann dein Freund nicht«, sagt er.
    Wie kann er es wagen, Mitch in Zusammenhang zu bringen mit diesem … diesem … diesem …? »Der hätte da auch null Bock drauf«, schieße ich zurück.
    Den Rest des Nachmittags ahme ich die Brüll-Stampf-Technik nach, die Avi mir gezeigt hat, und mache keine schlechte Figur als Viehtreiber.
    Einmal hat Ron sogar gesagt: »Das machst du gut, Honey .« Er weiß ja gar nicht, wie viel mir sein Lob bedeutet.
    Gleich nachdem die Erwachsenen die Weide für heute verlassen haben, versammeln sich Avi, Snotty und die anderen auf riesigen Heuballen, die über drei Meter hoch sind.
    Ich will gerade gehen, da ruft Ofra zu mir herunter: »Amy, komm rauf.«
    Snotty funkelt sie an, doch Ofra irgnoriert sie.
    Ich schüttle den Kopf. »Nein, danke.«
    Avi thront dort oben, als wäre er drei Meter über dem Boden geboren.
    »Sie hat Schiss raufzuklettern«, sagt er. »Ein typischer Fall von großer Klappe, aber nicht viel dahinter.«
    Nicht zu fassen! Erst hilft er mir und im nächsten Moment macht er einen auf Angeber und beleidigt mich. Mehr ist nicht nötig, um mich dazu zu bringen, den gelben, stachelhalmigen Strohballen zu erklimmen.
    Oben angekommen, weiß ich nicht, wo ich mich hinsetzen soll. Ich lasse meine Beine über den Rand des Ballens baumeln und lehne mich zurück. Alle Augen sind auf mich gerichtet. Ich drehe mich zu Avi um.
    »Warum hasst du mich eigentlich?«, frage ich ihn.
    Ihr habt ja recht, so etwas trägt man nicht vor anderen aus, aber da soll er jetzt ruhig mal dran knabbern. Außerdem kann ich nicht anders. Ich muss es einfach wissen, und zwar jetzt gleich.
    Avi antwortet nicht und alle sehen von ihm weg.
    »Nimm’s nicht persönlich«, sagt Doo-Doo. »Er ist schon seit einer ganzen Weile so drauf.«
    »Warum?« Ich richte die Frage an Doo-Doo, doch meine Augen ruhen auf Avi.
    Keiner sagt etwas. Die Spannung ist fast greifbar und die Stimmung so aufgeheizt wie mein Rücken von der Sonne.
    Avi bellt ein paar Worte auf Hebräisch, die ich natürlich mal wieder nicht verstehe, da sich mein Hebräisch-Vokabular auf etwa fünf Wörter beschränkt. Er weiß das. Snotty weiß das. Verdammt, sie wissen es alle.
    Irgendwie fühle ich mich dadurch wie eines dieser spinnenartigen Fliegviecher im Haus. Weder Spinne noch Fliege, sondern irgendwo dazwischen.
    Jetzt reden sie alle durcheinander und es entspinnt sich eine hitzige Diskussion. Ganz plötzlich. Sehr laut. Es klingt wie ein einziges, großes kollektives Räuspern und Abhusten, weil anscheinend jedes hebräische Wort diesen »Ch«-Laut hat, der ganz unten aus dem Rachen kommt.
    Es wäre schön zu erfahren, worüber sie sprechen. Geht es darum, wieso Avi mich

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