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Nur ein kleiner Sommerflirt

Nur ein kleiner Sommerflirt

Titel: Nur ein kleiner Sommerflirt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Elkeles
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du auch kannst. Sogar noch besser. Glaube ich.
    Man nennt mich Amy, die Schafschererin. Das rede ich mir zumindest schon den ganzen Morgen ein. Also zumindest seit ich den Zettel gefunden habe, auf dem steht, dass Snotty mich nach dem Frühstück zu unserem kleinen Zweikampf erwartet.
    Leider war die letzte Nacht nicht nur ein schlimmer Albtraum. Ich habe Snotty wirklich zum Schafscher-Duell herausgefordert, und dabei habe ich nicht mal was von dem Bier getrunken, wie Avi mir unterstellt hat. Ja, ja, mir ist schon klar, dass ich mich da selbst reingeritten habe, aber ich bin noch immer fest entschlossen, ihr zu zeigen, dass ich nicht alles vermurkse.
    Ich ziehe Jeans und ein langärmeliges T-Shirt an, um besser geschützt zu sein. Eine Schutzbrille besitze ich nicht, also setze ich meine Designersonnenbrille auf. Als ich nach draußen gehe, kommt Köter auf mich zugesprungen.
    »Na, meine Sandale schon gefunden?«
    Zur Antwort rollt er sich auf den Rücken und bettelt mich hechelnd an, wobei ihm die Zunge aus dem Maul hängt.
    »Hör auf zu kriechen«, sage ich. »Das ist unattraktiv.«
    Ich hebe den Köter hoch und nehme ihn mit. Er könnte mir von Nutzen sein, wenn ich versuche, das Schaf in die Enge zu treiben. »Okay«, sage ich, »dann legen wir uns mal eine Strategie zurecht. Wenn du mir hilfst, eine gute Figur zu machen, vergesse ich die Sache mit der Sandale. Abgemacht?«
    Köters Antwort ist ein fetter Furz.
    Das wird nicht mein Tag.
    Beim Schafpferch läuft mir als Erstes Ofra über den Weg.
    »Du musst das nicht machen«, meint sie.
    Oh doch, ich muss. Für mich. Für Köter. Für alle Amerikaner auf der ganzen Welt. Ofras fehlendes Vertrauen in meine Fähigkeiten bestärkt mich nur in meinem Entschluss.
    »Ist schon okay. Ich will es so«, versichere ich ihr.
    Doo-Doo kommt zu uns und gibt mir noch ein paar Tipps. »Du musst das Schaf kräftig runterdrücken. Lass es nicht aus den Augen und gib acht, dass dir die Schermaschine nicht auf den Fuß fällt.«
    Er ist wie ein Coach beim Boxen und im Ring steht meine Kontrahentin.
    Sie haben ein Schaf in den Unterstand gebracht. Von der Decke hängt ein großer Rasierer. Während Doo-Doo mir dabei hilft, das Ding an der Hand festzugurten, sehe ich mich um. Snotty sitzt mit O’dead auf einer Zaunstange. Meine Unterstützer Ofra und Doo-Doo nehmen auf meiner Seite Platz.
    Avi lässt sich nirgends blicken. Es erstaunt mich, dass er nicht gekommen ist, um dabei zu sein, wie ich bei lebendigem Leibe von einem Schaf verspeist werde.
    Im gegenüberliegenden Pferch befindet ein weiteres Schaf. Snottys Schaf. Ich könnte schwören, dass es viel kleiner aussieht als meines.
    Ich hole tief Luft und betrete den Pferch mit dem ahnungslosen Tier. Es ist sogar noch größer, als ich dachte. Man sollte meinen, Snotty hätte einen Rest von Mitgefühl. Sie hätte mir wenigstens ein Lamm geben können, so eins wie in dem Kinderreim, aber nein.
    Dies hier ist definitiv nicht Marys kleines Lämmchen, und sein Fell ist auch nicht weiß wie Schnee, sondern so dreckig wie das von Köter.
    Snotty betritt den anderen Pferch. Sie stürzt sich geradezu hinein, als würde sie das jeden Tag machen. Dann dreht sie sich zu mir um. »Du ziehst das wirklich durch, oder?«
    »Ja, verdammt.« Ich hab mal einen Aufkleber auf einer Stoßstange gesehen mit einem Bild der amerikanischen Flagge, unter der stand: These Colors Don’t Run. Ich habe nicht vor, den Schwanz einzuziehen. Obwohl ich es liebend gern täte.
    Sie sieht mich ungläubig an. »Okay. Bei drei geht’s los. Wer zuerst fertig ist, hat gewonnen.«
    »Gut.«
    »Eins. Zwei. Drei.«
    Ich setze Köter ab und flüstere: »Jetzt bist du an der Reihe.«
    Sofort beginnt Köter zu bellen und das Schaf drängt sich in eine Ecke. Ich schalte die Schermaschine ein und gehe auf das bedrohliche Tier zu.
    Bis es mich mit diesen großen grauen Augen anblickt. Wieder und wieder sage ich mir vor, dass das dicke Fell im Sommer zu heiß für die Schafe ist. Das verstehe ich und habe Mitleid. Okay, ich versuche mir einzureden, dass mir das einleuchtet und ich Mitleid habe.
    Es funktioniert nicht.
    Ich sehe hinunter zu Köter, der mich anstarrt, als wolle er sagen: Mach schon! Er hat recht. Jetzt wird nicht gekniffen. Augen zu und durch. Ich halte den Rasierer wie ein Schwert vor mich und stürze mich ins Gefecht.
    Nur dass das blöde Schaf in seiner Angst wegrennt. Als es an mir vorbeiflitzt, strecke ich wie ein Vollidiot die Schermaschine vor. Jetzt hat

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