Nur ein kleines Bischen
Leute infizieren? Unsere Stadt wäre schon bald ein einziges großes Werwolfsrudel.«
»Aber trotzdem!« Ich lege die Zeitung beiseite. »Sie sind nicht nur Werwölfe! Sie sind auch Mädchen! Und wie bescheuert sie auch sein mögen, sie verdienen es nicht zu sterben.«
»Hör mal, Rayne, die Aufgabe von Slayer Inc. ist es, den übernatürlichen Teil unserer Gemeinschaft zu überwachen. Wenn nötig, jene zu töten, die aus der Reihe tanzen. Dies sind keine Vampire, die in abge-schlossenen Gemeinschaften leben, unter sich bleiben und sich nicht in das Leben der Menschen einmischen. Sie sind ein Rudel wilder Wölfe, die frei herumlaufen und alles zerstören, was ihnen in den Weg kommt. Ich denke, du verstehst die Gefahr nicht ganz. Sie könnten in dein Haus einbrechen. Deine Mutter töten. Oder schlimmer noch, sie in einen
Werwolf verwandeln. Und was würdest du dann tun?«
»Ich weiß«, sage ich und sacke auf meinem Stuhl
zusammen. »Ich meine, ich verstehe, was Sie sagen.
Wir dürfen sie nicht bei jedem Vollmond weiter die Stadt verwüsten lassen. Aber es muss doch eine andere Möglichkeit geben, als sie einfach zu töten.«
»Wie zum Beispiel?«
»Wie ... ein Gegenmittel. Ich meine, dieses Dorf in England. Das, in dem die Cheerleader während ihres Wettbewerbs gewohnt haben. Wenn sie dort gebissen wurden, kennen die Einheimischen vielleicht eine
Möglichkeit, den Fluch umzukehren.«
Teifert schweigt für einen Moment, dann nickt er.
»Also schön, Rayne«, sagt er. »Wenn du nach England fliegen und herausfinden willst, ob es ein Heilmittel gibt, wird Slayer Inc. dich unterstützen. Schließlich haben wir noch einen Monat bis zur nächsten Verwandlung. Aber wenn du auf deinen Reisen
nichts findest, werden wir gezwungen sein, unseren Plan in die umzusetzen.«
»Wunderbar!«, rufe ich. »Vielen, vielen Dank. Es
wird Ihnen nicht leidtun. Ich werde das Heilmittel finden. Wir werden sie in ihren alten, fellfreien Zustand zurückverwandeln.«
»Ich hoffe es, Rayne«, sagt Teifert müde. »Denn ich bin mir nicht sicher, ob unsere Stadt noch so eine Nacht wie die gestrige verkraften kann.«
Klar. Wieder einmal liegt es allein an mir, Rayne
McDonald, die Welt zu retten.
Wie bringe ich mich nur immer wieder in solche
Situationen?
Nach der Schule gehe ich zum Strand. Ich finde
Jareth, der leuchtend bunte Bermudashorts trägt und auf einem Corona Strandhandtuch liegt. Oh, wie cool.
Nicht. Ich kann noch immer nicht glauben, dass mein schönes Geschöpf der Nacht plötzlich klebriger geworden ist als eine Flasche Superleim. Aber wie
soll ich ihm erklären, dass er jedwedes Gefühl für Stil und Würde verloren hat? Vor allem, wenn er so strahlend glücklich wirkt?
»Rayne!«, ruft er und rappelt sich hoch, um mich zu begrüßen. Ich springe zurück, um nicht von einem eins achtzig großen Sandmonster umarmt zu werden.
Ich meine, ich freue mich, ihn zu sehen, aber habt ihr schon je Sand in eurer Unterwäsche gehabt? Das ist die Zuneigung absolut nicht wert.
»Hey, Jareth«, sage ich, während ich meinen
schwarzen Regenschirm öffne und ihn mir über den
Kopf halte, um mich vor jedweden spätnachmittäg—
lichen Sonnenstrahlen zu schützen. Einige von uns
Vampiren haben immer noch ein gewisses Niveau.
Die Umarmungsverweigerung scheint ihn zu kränken
und ich fühle mich sofort mies. Dieser Mann ist mein Freund, die Liebe meines Lebens. Warum fühlt es sich in letzter Zeit so komisch an, wenn ich mit ihm zusammen bin? Warum kann ich nicht einfach
glücklich darüber sein, dass er glücklich ist? Warum nervt er mich plötzlich so sehr?
Und das Schlimmste ist, wir kleben aneinander! Für immer. Dies hier ist nicht die gewöhnliche Sache zwischen Freund und Freundin, bei der man sich
trennen und nie wieder miteinander sprechen kann.
Jareth hat alles geopfert, um mit mir zusammen zu
sein - um mein Blutsgefährte zu werden. Und wir
sollen für immer zusammenbleiben, ohne eine Chance auf Scheidung! Beängstigend. Sehr beängstigend.
Aber egal. Ich kann jetzt nicht auch noch darüber
nachdenken. Nicht, solange die Cheerleader der
Oakridge High Footballspieler verspeisen.
Beziehungskram kann zu einem späteren Zeitpunkt
entwirrt werden.
»Also«, sage ich, während ich mich auf einen Strand-stuhl setze, sorgsam darauf bedacht, dem Sand so gut wie möglich auszuweichen. »Ich denke, ich weiß, wo die Cheerleader infiziert wurden.«
»Oh?«, fragt Jareth, lässt sich wieder auf sein
Handtuch
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