Nur ein Kuss von dir
anderen an.«
Callum schloss für einen Moment die Augen. »Ist gut, lassen wir das erst mal. Aber wir müssen wieder darüber reden, und zwar bald.« Er unterbrach sich kurz, da wir Josh an meiner Zimmertür vorbeigehen hörten, und dann sprach er weiter, allerdings leiser, obwohl Josh ihn ja auf keinen Fall hören konnte. »Hast du in der Zwischenzeit etwas über diese seltsame Pastorin herausgefunden?«
»Ich hab mich ganz auf die Berichte über Lucas konzentriert«, erwiderte ich flüsternd und vermied, seine Frage zu beantworten. »Hast du in der Kathedrale Glück gehabt?«
»Überhaupt nicht«, sagte er düster. »Alles, was ich machen kann, ist ihr zu folgen, wenn ich sie zufällig sehe. Ich kann nicht die Akten durchstöbern und rausfinden, wo sie wohnt. Ich muss darauf warten, dass ich es zufällig erfahre, und das kann ewig dauern.«
Ich zögerte kurz, entschied aber, Veronica erst einmal zu vertrauen. Diese nächsten paar Stunden würden nichts kaputtmachen. »Bis ich losgehen muss, suche ich weiter im Internet. Irgendwo muss es doch ein paar Informationen über sie geben.« Ich deutete unbestimmt auf den Laptop, als würde ich gleich anfangen zu suchen.
»Lass das doch einen Moment – lass uns lieber noch ein bisschen zusammenbleiben. Ich finde, das haben wir nach diesem Tag verdient.« Im Spiegel konnte ich sehen, wie er mich fest umarmte, den Kopf hinter meiner rechten Schulter. Selbst dieser Tag voller Sorge und Schmerz hatte seinem umwerfend guten Aussehen nicht geschadet. Mein Herz machte einen Sprung, als ich ihn so betrachtete. Ich konnte es immer noch nicht glauben, dass jemand, der so schön und so lieb war, ausgerechnet mich wollte. Aber es war noch viel schwerer zu glauben, dass er ernsthaft wollte, dass ich ihn umbrachte.
Ich würde dafür sorgen, dass das nicht passierte. Wenn mir Veronica nichts Brauchbares erzählen konnte, musste ich einfach losziehen und Catherine finden, wohin auch immer sie verschwunden war.
10. Veronica
Ich überzeugte Callum davon, dass ich allmählich losmusste, um meine Aufträge zu erledigen. Auch er machte sich dann auf den Weg, um zu sammeln. Ein bisschen hoffte ich, dass er mir folgen und Veronica sehen würde, denn es schien mir so unvernünftig, ihm das Treffen mit ihr zu verschweigen. Doch ich widerstand der Versuchung.
Als ich die Straße zum Gartencenter entlangging, versuchte ich mir immer wieder vorzustellen, was es wohl war, das sie vor den Versunkenen verbergen wollte. Ich kam zu früh am Café an und kroch hinter ein paar Blumenkübel, auf der Suche nach einer Stelle, von wo aus ich ungesehen beobachten konnte. Ich wollte sie unter die Lupe nehmen, wenn sie eintraf.
Aber auch sie war früh dran und saß schon an einem Tisch gegenüber dem Eingang, die Hände im Schoß gefaltet. Sie saß einfach da und behielt den Eingang genau im Auge. Die Art, wie sie wartete, war seltsam – als wäre sie gewohnt zu warten. Ich fragte mich wieder, was sie mir wohl erzählen wollte und warum sie so erpicht darauf war. Ich beobachtete sie ein paar Minuten, doch das brachte mich auch nicht weiter. Ich richtete mich also auf, warf die Haare über die Schulter und betrat entschlossen das Café.
Als Veronica mich sah, erhellte ein breites Lächeln ihr Gesicht und verdoppelte die Falten auf ihrem Kinn. »Alex! Du bist gekommen. Ich freue mich so, dich zu sehen!« Sie stand auf und trat einen Schritt vor.
»Hallo, Veronica.« Mein Lächeln war zurückhaltender, und sofort bremste sie das ab, was vielleicht eine Umarmung hätte werden sollen. Ich war entschlossen, vorsichtig zu sein, solange ich nicht wusste, was sie wollte.
»Bitte, Alex, setz dich doch«, sagte sie. »Ich hole uns was zu trinken. Kaffee oder Tee?«
»Bitte Kaffee.« Ich setzte mich an den kleinen Tisch, während sie zur Theke ging. Sie trug nicht ihre Soutane und auch nicht den Kragen einer Geistlichen, nur einfach die Kleidung einer älteren Dame. Bedrohlich wirkte sie überhaupt nicht, und ein strahlend gelbes Licht tanzte über ihrem Kopf. Mit den Getränken und ein paar großen Schokoladenkeksen kam sie zurück.
»So, Alex, jetzt treffen wir uns endlich. Es ist gut, dass wir reden können.«
Ich nickte kurz und wollte erst ihre Geschichte hören.
»Du weißt offenbar, wer ich bin?«
Ich rührte ein paar Augenblicke lang in meinem Kaffee und überlegte, wie ich es sagen sollte. »Ich bin mir nicht ganz sicher, ich versuche nur, mir ein Bild zu machen. Aber ich weiß, dass eine
Weitere Kostenlose Bücher