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Nur ein Kuss von dir

Nur ein Kuss von dir

Titel: Nur ein Kuss von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. C. Ransom
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Versunkene mit dem Namen Veronica es vor Jahren geschafft hat zu entkommen. Und ich vermute, dass Sie das waren.« Ich schaute sie an. »Stimmt das?«
    »Ja, das war ich. Es ist schon lange her. Und bitte sag nicht ›Sie‹ zu mir.«
    Ich nickte, lehnte mich zurück und betrachtete sie einen Moment. Sie hatte ein verwittertes Gesicht, eines, das so wirkte, als hätte es viel vom Leben gesehen. Die Haut auf der Stirn und um den Mund war regelrecht zerknittert.
    »Du hast es also geschafft, wohlbehalten rüberzukommen?«
    Sie nickte und rieb geistesabwesend ihr Handgelenk. Da war eine alte Narbe, die immer noch Falten bildete. »Jedenfalls war ich wohlbehalten«, meinte sie mit gesenktem Blick.
    »Du hast jemanden umgebracht.« Ich sprach leise, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. »Du hast gewusst, was du da getan hast.«
    »Ich weiß, und damit lebe ich jeden Tag.« Sie hob den Blick wieder. »Du hast keine Ahnung, nicht die geringste Ahnung, wie schlimm das Leben als Versunkene ist. Wir hätten alles getan, um zu entkommen, einfach alles, und erwartet habe ich nur das Vergessen. Jetzt lebe ich mit dieser immerwährenden Schuld.«
    »Es ist eine Schande, dass Catherine das nicht auch so sieht.«
    »Du kennst Catherine?«, fragte sie scharf.
    »Ja, natürlich! Bei ihrer Flucht hat sie mich beinahe umgebracht.«
    Veronica blickte mich überrascht an. »Waren es deine Erinnerungen, die sie rübergebracht haben? Und wie hast du … Ich meine, du bist am Leben. Wie konnte das passieren?«
    »Das ist eine lange Geschichte. Aber ehe wir über mich reden, möchte ich gerne wissen, was ansteht. Warum bist du mir gefolgt, und warum hast du den kurzen Brief nicht unterschrieben, den du mir geschickt hast?«
    Ehe sie antwortete, nahm sie einen Schluck von ihrem Tee. »Ich hab nicht gewusst, was du wusstest und wie du reagieren würdest. Ich war der Meinung, es wäre das Beste, nichts zu tun, was dich erschrecken oder in Panik versetzen würde, und ich hatte Angst, mein Name könnte genau das hervorrufen. Ich dachte, du würdest die Nummer aus reiner Neugier wählen, und ich hätte dann die Chance, dir alles zu erklären, bevor du jemandem etwas erzählen würdest.« Sie schaute von ihrer Tasse auf. »Ich nehme an, du hast deinen Eltern nichts gesagt?«
    »Natürlich nicht. Sie hätten sofort gewollt, dass ich das Amulett abnehme.« Ich musterte sie misstrauisch. »Jetzt sag mir, was du über Catherine weißt, sie zumindest kennen wir beide.«
    »Ich habe sehr lange auf Catherine gewartet oder, besser gesagt, auf jemanden wie sie. Jeden Tag gehe ich die Zeitungen durch auf der Suche nach Nachrichten über Leute, die aus dem Fluss gefischt worden sind, Leute, die ihr Gedächtnis verloren haben. Dank meiner Position habe ich Zugang zu den Berichten der Wasserpolizei, und ich besuche routinemäßig alle, die beinahe ertrunken sind, im Krankenhaus – nur für den Fall. Aber noch nie hatte ich Glück. Ich hatte schon fast die Hoffnung aufgegeben, als ich eine Frau besuchte, die nahe der Blackfriars Bridge gerettet worden war und im Guys Hospital langsam wieder zu Kräften kam. Sie bekam keinen Besuch, und das Krankenhauspersonal war wegen ihrer heftigen Gefühlsschwankungen besorgt. Als ich ihr zerschrammtes Handgelenk sah, war mir alles klar, und ich sprach mit ihr darüber, dass sie eine von uns gewesen war, dass sie eine Versunkene war.«
    Ich merkte, wie ich mit dem Teelöffel auf meiner Untertasse herumspielte, und weil ich mir nicht anmerken lassen wollte, wie nervös ich war, legte ich ihn vorsichtig wieder hin und setzte mich dann auf meine Hände. »Und was hat sie gesagt?«
    »Das Gespräch verlief nicht so gut, wie ich gehofft hatte. Sie war offensichtlich völlig aufgewühlt und kämpfte mit den Erinnerungen, die sie übernommen hatte.«
    »Gut. Sie hat sie sowieso nicht verdient«, fauchte ich, unfähig, meine Abneigung aus meiner Stimme herauszuhalten. »Aber weiter, was ist dann passiert?«
    »Sie ist ganz schön wütend geworden, und die Leute im Krankenhaus meinten, ich sollte gehen und erst am nächsten Tag wiederkommen. Doch als ich zurückkam, hatte sie sich selbst entlassen und war weg. Seitdem habe ich nichts mehr von ihr gesehen.«
    »Stattdessen hat sie mich gefunden und angefangen, mir das Leben unerträglich zu machen. Hat das was mit dir zu tun? Hast du ihr was gesagt, was sie dazu gebracht hat, mir diese ganzen Probleme zu machen?« Ich merkte, wie ich immer lauter wurde, und zwang mich zur

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