Nur ein Kuss von dir
schnaubte. »Immerhin ist das nicht mein Problem.«
Ich sah nach hinten. Der violette Dunst, der sie umgab, war wieder dichter geworden. »Und was meinst du, was wir tun sollten?«
Sie erwiderte nichts, schlang nur die Arme fester um sich und tat so, als wäre sie wieder eingeschlafen. Grace und ich wechselten schnell einen Blick, und Grace zuckte hilflos mit den Schultern. Wir schwiegen, während sie weiterfuhr, und meine to-do-Liste blieb unvollständig auf meinem Schoß liegen. Ich blickte aus dem Fenster, ohne die raue Landschaft wahrzunehmen, durch die wir fuhren. Catherine hatte völlig recht. Die praktischen Gegebenheiten des Lebens, mit denen sich die wiederauferstandenen Versunkenen konfrontiert sehen würden, waren höchst problematisch. Die Behörden würden diesen Menschen gegenüber, von denen keiner irgendwelche Papiere hatte, äußerst misstrauisch sein. Natürlich wären es ziemlich viele, die alle dasselbe sagen würden, aber letzten Endes müssten sie alle eine Wohnung, Freunde und Arbeit finden. Das war eine Riesenaufgabe.
Darüber musste ich mit Callum reden. Er würde wissen, was zu tun war. Er könnte Matthew dazu bringen, mit allen Versunkenen darüber zu reden, und die könnten entscheiden. Vielleicht konnte ich es zweimal machen, einmal mit Catherine und dann wieder mit Veronica, und damit jedem das geben, was er wollte. Wirklich wichtig war mir, dass ich Callum rüberbekam und dass wir für immer zusammenbleiben könnten.
Ich plauderte weiter mit Grace über völlig unwichtige Dinge, nur um sie wachzuhalten. Nach Bristol war der Verkehr weniger geworden, und wir kamen halbwegs zügig voran. Als wir uns der nächsten Raststelle näherten, deutete Grace auf das Schild.
»Ich mache da mal einen Halt. Ich hätte vorhin nicht so viel Kaffee trinken sollen. Meinst du, dass sie was dagegen hat?«
Sie deutete mit dem Kopf nach hinten, wo Catherine immer noch aussah, als würde sie schlafen.
»Ach, da würde ich mir keine Gedanken machen«, sagte ich, als sie auf die rechte Spur steuerte. »Ich könnte es auch mal vertragen, mir die Beine zu vertreten.«
Der Parkplatz war gerammelt voll mit Familien, die hier zum Mittagessen angehalten hatten, und es dauerte eine ganze Weile, bis wir einen freien Parkplatz gefunden hatten. Bis der Motor abgestellt wurde, hatte Catherine weiter so getan, als würde sie schlafen. Dann schlug sie die Augen auf und blickte verächtlich um sich.
»Ich bin unglaublich steif«, meinte Grace, machte die Tür auf und stieg mühsam aus. Sie reckte die Arme, und selbst bei dem Lärm auf dem Parkplatz hörte ich, wie ihre Gelenke knackten.
»Oh, das klingt aber nicht gut. Ich würde ja gerne eine Weile für dich fahren, aber es geht nun mal nicht.«
»Ich weiß. Ist schon in Ordnung. Halt mich nur irgendwie weiter wach. Wenn es okay ist, trinke ich nur schnell noch einen Kaffee da drin. Komm, Catherine, gehen wir.«
»Ich gehe nicht mit. Ich muss nicht aufs Klo, und ich hab keine Lust, hier was zu essen.« Sie rührte sich nicht.
»Na gut. Wir sind in zehn Minuten zurück. Bleib im Auto.«
Grace forderte mich auf mitzukommen.
»Bist du dir sicher, dass das klug ist?«, fragte ich. »Sie könnte einfach verschwinden.« Als wir zum Eingang gingen, blickte ich noch einmal zurück.
»Ich hab den Schlüssel nicht stecken lassen, und wir sind auf einer Raststätte. Sie kann nirgendwo hingehen, außer über die Autobahn. Reg dich mal nicht auf, das ist schon in Ordnung.«
»Da bin ich nicht so sicher. Ich bleibe hier und behalte sie und den Wagen im Auge.«
Ich stellte mich so, dass ich die Vorderseite des Autos sehen konnte. Es war drückend heiß geworden, und ich dachte voller Verlangen an den sanften Wind am Meer. Dann zog ich mein Telefon aus der Tasche und wählte Veronicas Nummer. Sie meldete sich sofort.
»Hallo, hier ist Alex. Ich hab eine gute Nachricht für dich.«
Sie klang sehr viel müder als beim letzten Mal. »Wirklich? Wo bist du? Hast du Catherine gefunden?«
»Ja, wir haben sie gestern Abend aufgespürt. Es hat etwas Überredung gebraucht, aber dann war sie einverstanden, mit uns nach London zurückzufahren.«
Es blieb kurz still.
»Hast du mich verstanden, Veronica? Catherine hat eingewilligt, uns zu helfen. Sie werden alle leben!«
Ihre Stimme klang skeptisch. »Kann sie mithören?«
»Sie kann kein Wort mitbekommen. Was hast du? Ich hab gedacht, du würdest dich freuen.«
»Warum macht sie das? Was hast du ihr versprochen?«
»Geld.
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