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Nur ein Kuss von dir

Nur ein Kuss von dir

Titel: Nur ein Kuss von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. C. Ransom
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besten und am schnellsten.« Die Tür öffnete sich zu einem dunklen, finsteren Treppenabsatz. »Verdammt!«, stieß sie aus. »Sie haben schon überall das Licht ausgeschaltet. Nimm meine Hand, ich führe dich.«
    Veronicas Hand war kühl und beinahe ledrig, aber ihr Griff war überraschend fest. Ich stockte ein paarmal, als wir uns immer weiter von dem kleinen Fenster im Treppenhaus entfernten, das zumindest einen Lichtschimmer hereinfallen ließ, doch sie zog mich immer gleich weiter. Es war einfacher, ihr zu vertrauen und ihren Anweisungen zu folgen, wenn sie Stufen ankündigte.
    Das Gefühl, auf allen Seiten eng von Mauern umgeben zu sein und nichts zu sehen, war bedrückend. Ich konnte nur unter den Füßen die kühlen Steine spüren, die über die Jahrhunderte von unzähligen anderen Menschen glattgeschliffen worden waren. Endlich schwang die Tür zur Galerie auf, und ich blinzelte durch das nun grelle Licht in die ungeheure Weite der Kuppel.
    Die Galerie war dicht besetzt. Es gab kaum noch einen freien Sitzplatz. Fast auf jedem saß eine der durchscheinenden Gestalten mit Umhang, und alle Kapuzen waren uns zugewandt.
    »Sind alle da?«, flüsterte Veronica, die plötzlich ungewöhnlich nervös wirkte.
    »Sieht nach einem vollen Haus aus«, flüsterte ich zurück. »Willst du es sehen?«
    Ihre alten Augen waren feucht, als sie mir das Gesicht zuwandte und nickte. So sehr ich ihr auch vertraute, war es mir doch wichtig, das Amulett auf der einen Seite festzuhalten, während sie auf der anderen Seite einen Finger darunter schob. Ich hörte sie nach Luft schnappen. »Ich kann es noch gar nicht fassen. Ich habe immer gedacht, ich würde keinen von ihnen jemals wiedersehen.«
    Noch während sie sprach, spürte ich das bekannte Prickeln im Arm und blickte nach rechts. Da stand Callum und sah noch mehr wie ein Geist aus als sonst. »Hallo, Veronica«, sagte er. »Da sind eine Menge Leute, die alle sehr überrascht sind, dich zu sehen.«
    »Oh … hallo, ja. Kann ich mir vorstellen. Ist Matthew da?« Sie klang unkonzentriert, während sie über die Kapuzengestalten blickte, die sie plötzlich zu sehen vermochte. Sie konnte es wohl noch gar nicht fassen, dass es tatsächlich so weit war.
    »Er kommt gerade.« Callum wandte sich direkt an mich. Er wirkte besorgt. »Alex, ich hab ihnen zwar gesagt, dass du mit ihnen sprechen willst, aber nicht, was du vorhast. Ich wollte sicher sein, dass du absolut überzeugt bist und deine Meinung nicht mehr änderst.«
    »Ich hab meine Meinung nicht geändert. Ich will, dass du lebst. Hör mal, wir haben nicht viel Zeit. Hast du mit Olivia gesprochen?«
    »Ich hab sie bisher nicht finden können, aber sie ist bestimmt hier. Ich hole sie, solange Veronica mit Matthew spricht.«
    »Gut, schau zu, dass sie sich beeilt, ja? Es könnte entscheidend sein.«
    »Mach ich, versprochen.« Er beugte sich runter, um mit seinen Lippen über meinen Hals zu streichen, bevor er ging. Das Prickeln in meinem Arm wurde sofort durch ein etwas anderes ersetzt, das ich als jenes von Matthew erkannte. Seine schattenhafte Gestalt war für mich nicht so deutlich wie die von Callum, doch ich konnte sehen, dass er lächelte.
    »Alex, es ist schön, dich zu sehen. Ich hoffe, dass du hier bist, um das zu tun, was Callum mir erzählt hat. Du bist unsere einzige Möglichkeit zu entkommen. Das weißt du doch, oder?«
    »Das weiß ich, Matthew. Aber ehe ich euch helfe, musst du hier mit jemandem reden, den du offenbar nicht erkennst.« Ich warf Veronica einen Blick zu. »Kannst du ihn gut verstehen?«
    Sie nickte kurz und ich sah, wie Matthew sich ihr zuwandte, die Stirn noch stärker als gewöhnlich gerunzelt.
    »Es ist lange her, Matthew.«
    Einen Moment schwieg er verblüfft. »Ich erkenne die Stimme«, sagte er schließlich. »Das kann nicht sein … doch nicht etwa … Veronica?«
    Sie nickte wieder, und ich konnte die Tränen in ihren Augen erkennen. »Es tut mir so leid, dass es so lange gedauert hat, bis ich kommen konnte, um euch zu helfen.«
    »Niemand von uns hat erwartet, dass du das tun würdest«, sagte er schroff. Die Versunkenen in unserer Nähe hatten offenbar mitbekommen, was er gesagt hatte, und beugten sich vor, um mitzuhören, so dass sich die Nachricht schnell nach beiden Seiten auf der großen runden Galerie verbreitete. »Wie lange ist das jetzt her? Sechzig Jahre? Siebzig?«
    »Ich glaube, ungefähr fünfundvierzig. Es ist schwer zu sagen, weil ich eine lange Zeit in einer psychiatrischen

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