Nur ein Liebestraum am Mittelmeer
Raoul.“
„Ich habe ihn seit einer knappen Woche nicht mehr gesehen. Er musste in die Schweiz, und wie ich gehört habe, ist er momentan in Lyon.“
„Du kommst bestimmt fast um vor Sehnsucht.“
„Ja, das stimmt.“ Laura hatte keine Ahnung, ob diese Reisen wirklich nötig waren. Vielleicht ging er ihr absichtlich aus dem Weg, weil ihn etwas quälte, das er ihr nicht anvertrauen konnte.
„Für wie lange hat dich Carl beurlaubt?“ Taktvoll wechselte Cindy das Thema.
„Für zweieinhalb Monate. Danach muss er jemand anderen einstellen.“
„Aber Chantelle könnte noch länger als ein Jahr leben. Niemand kann es so genau vorhersagen.“
„Das ist mir klar. Ich wünschte, ich könnte mit ihrem Arzt reden. Was natürlich nicht möglich ist.“
„Kannst du vielleicht mit Raoul sprechen?“
„Ich weiß nicht, Cindy. Chantelle möchte es nicht. Nur habe ich keine Ahnung, wie ich es schaffen soll, dieses Geheimnis noch viel länger für mich zu behalten. Aber natürlich möchte ich Chantelles Vertrauen in mich nicht zerstören.“
Cindy schwieg einen Moment. „Ich kenne Raoul zwar nicht persönlich, aber er scheint mir derjenige zu sein, an den du dich wenden solltest. Denk darüber nach, Laura. Es könnte allen mehr helfen, als man im Augenblick meinen mag.“
„Ja, ich werde es mir durch den Kopf gehen lassen. Danke, dass du mir zugehört hast. Und jetzt will ich deine Nacht nicht weiter verkürzen. Ruf mich an, wann immer du willst.“
Laura trennte die Verbindung. Sie fühlte sich schuldig, weil sie der Freundin wieder einmal den Schlaf geraubt hatte. In Kalifornien war es jetzt null Uhr fünfzehn. Doch Cindy beharrte darauf, dass es die beste Zeit sei, um zu telefonieren. Wie gut, dass sie diese Freundin hatte, die ihr stets bereitwillig ihr Ohr lieh.
Laura schlüpfte aus dem Morgenmantel, zog den Badeanzug an und streifte sich das Strandkleid über. Vermutlich wartete Chantelle bereits auf der Terrasse auf sie.
Als sie nach draußen kam, saß sie allerdings nicht wie üblich am Tisch. Laura setzte sich und ließ sich schon einmal ein Croissant schmecken. Bestimmt würde Chantelle sich in ein paar Minuten zu ihr gesellen.
Um zehn Uhr war sie noch immer nicht da. Fühlte sie sich vielleicht nicht wohl? Beunruhigt erkundigte sich Laura bei einem Hausmädchen nach ihr, aber es hatte Chantelle noch nicht gesehen.
Sie entschied sich, erneut zu den Privaträumen des Ehepaars zu gehen und nach ihr zu schauen. Im Zimmer waren die Gardinen geschlossen, und Chantelle lag auf dem Bett.
„Hast du eine Migräne?“
„Ja. Ich habe bereits meine Tabletten genommen. Gib mir noch eine halbe Stunde, dann bin ich wieder so weit okay.“
Laura wurde angst und bange. Dies war schon der zweite Anfall seit ihrer Ankunft in Cap Ferrat. „Soll ich dir einen Eisbeutel holen?“
„Der hilft mir nicht. Alles, was ich brauche, ist Ruhe und Dunkelheit.“
„Dann lasse ich dich allein.“ Laura fühlte sich schrecklich, weil sie sie gestört hatte.
Wenig später rief Guy an. Er tat es jeden Vormittag, um anzufragen, ob seine Frau etwas benötige. Als Laura ihm von der Migräne erzählte, erklärte er, er würde sofort nach Hause kommen. Der Ärmste konnte sich nicht auf die Arbeit konzentrieren, wenn es Chantelle schlecht ging.
Als Guy eintraf, hatte Laura sich inzwischen umgezogen. Sie trug einen pflaumenblauen Rock und ein farblich abgestimmtes bedrucktes Top. Ihre Haare hatte sie geflochten und mit einem hübschen Schildpattkamm am Hinterkopf befestigt.
„Wenn du nichts dagegen hast, bitte ich Pierre, mich nach Nizza zu fahren. Ich besorge für Chantelle ihre geliebten Schokoladentrüffel.“
„Darüber wird sie sich bestimmt freuen. Und bleib so lange du willst. Ich bin den restlichen Tag hier und muss nicht mehr fort. Raoul ist wieder im Büro und wird sich um alles kümmern.“
Lauras Herz schlug sogleich höher. Sie holte ihre Handtasche aus dem Zimmer und ließ sich von Pierre in die Stadt chauffieren. Er wusste natürlich genau, wohin er musste. Binnen einer halben Stunde hatte sie alle Einkäufe erledigt, und er fragte sie, ob sie nun in die Villa zurückkehren wolle.
„Nein, noch nicht. Wären Sie so nett und würden mich zum Laroche-Firmensitz bringen und dort auf mich warten?“
Kaum hatte Pierre die Limousine vor dem Eingang angehalten, sprang Laura hinaus und eilte in das luxuriöse Bürogebäude. Der Concierge, der in der Nähe der Lifts saß, erklärte ihr dann jedoch, dass er sie nicht
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