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angekommen und setze mich zu George an den Tisch. Der sieht mich stirnrunzelnd an, steht dann aber auf, um mir Kaffee und Brötchen zu besorgen. Er ist einfach der Beste.
„ Ich bin mir sicher, Nils und ich werden darüber hinweg kommen. Und sollte er eines Tages eine Affäre haben, werde ich ihm genauso verzeihen wie er mir, und alles wird gut“, erklärt Emily feierlich.
„ Das freut mich wirklich für dich. Aber jetzt bin ich verwirrt, wolltest du mir nicht etwas ganz Entsetzliches erzählen?“, frage ich sie, tatsächlich verwirrt. Von der ursprünglichen Panik in ihrer Stimme ist nichts mehr zu hören.
„ Ach ja, jetzt quatsche ich nur von mir, wie dumm. Also, als ich heute Morgen aufgestanden bin, kam mir die Wohnung komisch vor. Ich kann gar nicht genau sagen warum, ich kann auch nichts Konkretes benennen, aber es kommt mir vor, als wäre jemand hier drin gewesen.“
„ WAAAAS?“, schreie ich ins Handy und kassiere ein paar genervte Blicke der anderen Gäste.
„ Hm, ich hatte einfach ein komisches Gefühl nach dem Aufstehen. Es liegen keine Sachen rum, wo keine sein sollten, es sind auch keine Fußabdrücke auf dem Boden oder so, aber ich bin durch die Wohnung gegangen und hatte ein mulmiges Gefühl.“ Emilys Stimme zittert und ein Anflug der Panik von vorhin liegt darin.
„ Naja, das ist zwar strange, aber so furchtbar und schrecklich ist das doch nicht“, versuche ich, sie zu beschwichtigen.
„ Ja, bis dahin war es nur ein Gefühl. Und dann habe ich gesehen, dass an allen Fenstern, die vorne zur Straße raus gehen, Flecken sind. Ich habe mir das genauer angeguckt, und die Flecken sind von außen an den Fenstern. Es ist irgendwas Rotes, es könnten Tomaten sein, die jemand an die Scheiben geworfen hat.“
„ WAAAAAAAAAAAS?“ Mein zweiter Schrei ist lauter und länger als der erste und sichert mir nun die ungeteilte Aufmerksamkeit aller Gäste im Raum.
„ Ich habe dann von außen gesehen, dass diese Flecken nur an den Fenstern sind, die zu unserer Wohnung gehören, es hat also jemand gezielt auf uns geworfen. Nachdem ich das entdeckt habe, habe ich die Polizei angerufen.“
„ DIE POLIZEI?“, brülle ich, und nun sieht mich George nicht mehr belustigt, sondern besorgt an.
„ Ja, die Polizei war hier. Sie haben eine Anzeige gegen Unbekannt aufgenommen, erst mal nur in meinem Namen, weil ich dich nicht erreichen konnte. Ich habe denen auch erzählt, dass ich den Eindruck hatte, es wäre jemand in der Wohnung gewesen, woraufhin sie die Tür auf Einbruchsspuren untersucht haben. Sie konnten aber nichts feststellen, zumindest keinen Einbruch oder Einbruchsversuch. Es wurde allerdings von außen etwas in unsere Tür geritzt, wahrscheinlich mit einem Messer oder einem anderen spitzen Gegenstand, das war mir zuerst gar nicht aufgefallen.“ Emily bemüht sich sehr, einen gelassenen Eindruck zu machen. Aber ich höre, dass sie die Worte zwischen zusammengebissenen Zähnen hervorpresst.
„ Wie jetzt, da wurde was in die Tür geritzt?“
Emily antwortet nur sehr leise und ich muss mich anstrengen, um sie richtig zu verstehen. „Ja, da steht jetzt was an unserer Tür, man kann es aber kaum lesen, es ist ein seltsames Gekritzel. Irgendwas von ‚dunkles Geheimnis‘ könnte es heißen, meinte der eine Polizist.“
„ Jemand bewirft unsere Wohnung mit Tomaten, ritzt eine seltsame Botschaft in die Tür und war möglicherweise sogar in unserer Wohnung?!“, kreische ich hysterisch in mein Handy, plötzlich von einer mir nie gekannten Panik erfasst.
Emily schweigt einen Moment, dann antwortet sie mit zittriger Stimme: „Also IN der Wohnung war wohl niemand. Wahrscheinlich kam dieses Gefühl nur daher, dass ich unbewusst die Flecken an den Fenstern schon bemerkt hatte, bevor ich sie bewusst wahrgenommen habe, ist ja auch egal. Ich wusste halt, dass etwas nicht stimmt, und so ist es auch.“
„ Und jetzt? Wissen die denn, wer das war? Und wie geht das jetzt weiter? Haben die einen Verdacht?“, bombardiere ich Emily mit meinen Fragen.
„ Nein, sie haben keine Ahnung. Es scheint immer wieder mal vorzukommen, dass irgendwelche Halbstarken nachts durch die Gegend ziehen und hier und da mal ein paar Mülltonnen umstoßen oder Obst oder Eier gegen Häuser werfen. Das ist zwar ärgerlich, aber nicht außergewöhnlich, laut Polizei. Was allerdings ungewöhnlich ist, ist die Tatsache, dass in der Umgebung sonst nichts passiert ist und dass an unserem Haus auch nur die Fenster von einer Wohnung
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