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Nur Ein Toter Mehr

Nur Ein Toter Mehr

Titel: Nur Ein Toter Mehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ramiro Pinilla
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Lehrer wäre jedenfalls nichts für mich. Wenn er schon nicht heiraten will, dann soll er sie sich wenigstens nicht jahrelang warmhalten. Du hättest mal sehen sollen, wie der mir auf den Rock gestarrt hat!«
    »Sie werden schon wissen, was sie tun.«
    »Aber es ist doch zum Aus-der-Haut-Fahren, dass er Señorita Mercedes nicht endlich um ihre Hand bittet! Obwohl … wenn ich die beiden manchmal so zusammen sehe – wenn sie spazieren gehen, meine ich natürlich, heimliche Treffen nachts am Strand sind bei diesem Lehrerpaar ja undenkbar –, wenn ich sie also so förmlich und respektvoll miteinander umgehen sehe, dann könnte ich richtig neidisch werden.«
    »Immerhin hält ihre Liebe so nun schon zwanzig Jahre und das ohne zerdeppertes Geschirr, das ist doch auch was.«
    »Du bist auf dem besten Weg, es ihm gleichzutun!«, entgegnet Koldobike komischerweise mit sich überschlagender Stimme.
    Irritiert sehe ich sie an. Keine Ahnung, was sie auf einmal hat. Daran müssen der Rock und die gefärbten Haare schuld sein.
    »Ich mag nun mal keine Verpflichtungen«, murmele ich.
    Statt einer Antwort stößt sie nur einen resignierten Seufzer aus, der ebenso wenig in die Szene passt.
    »Komm, alles wird gut«, versuche ich sie wieder an ihre Rolle als Espartas Sekretärin zu erinnern.
    »Gut?! Schon vergessen, dass dieses Falangistenpack dir gedroht hat? Normalerweise machen sie kurzen Prozess mit einem, aber mit dir haben sie wohl etwas ganz Besonderes vor.«
    »Na ja, wer weiß, vielleicht braucht mein Kriminalroman einfach noch eine Prise Gewalt. Der Anführer dieser Blauhemdenstammt übrigens aus Las Arenas, wie mir Eladio Altube verraten hat. Er heißt Luciano Aguirre.«
    In dem Moment klingelt das Türglöckchen, und bevor sie verschwindet, sagt Koldobike noch schnell: »Ich erinnere dich nur daran, dass Samuel Esparta inzwischen aus Fleisch und Blut ist und nicht mehr nur auf dem Papier existiert.«
    Büros von Privatdetektiven haben normalerweise eine Tür, die sie zumachen können, um in ihren Überlegungen nicht gestört zu werden. Ich hingegen höre Koldobike mit einem Mann reden, gefolgt von dem Kratzen eines Füllfederhalters, dem üblichen Wortgeplänkel zum Abschied und erneutem Glöckchengebimmel. Wie soll ich mich da auf die nächsten Schritte konzentrieren – zumal mich unvermittelt Zweifel befallen über die bereits unternommenen?
    Schon steht Koldobike wieder vor mir, da, wo eigentlich die Tür zu meinem Büro sein sollte, stattdessen aber nur dieser lächerliche Wandschirm steht. Es ist alles nur Schein, bloße Staffage!
    »Der wollte das Buch ›Wie züchtet man Schnecken?‹ von Federico Doreste, erschienen bei Espasa Calpe. Muss ich bestellen. Mein Gott, wenn Franco uns jetzt auch noch dazu verdammt, widerliche, schleimige Schnecken zu essen, dann will ich lieber verhungern.« Sie runzelt die Stirn. »Was ist los mit dir?«
    Sie kennt mich wirklich gut.
    »Ich glaube allmählich, es war ein Fehler, den Fall der Altube-Zwillinge wieder ans Licht zu zerren. Das ist doch alles Schnee von vorgestern. Was hat mich da bloß geritten?! Nur so ein unfähiger Schreiberling wie ich kann auf die abstruse Idee kommen, seinem Roman einen realen Fall zugrunde zu legen. Abgesehen davon, dass die edlen Gesetze des Kriminalromans hier gar nicht greifen. Ich wollte so nah wie möglichan der Wirklichkeit bleiben, und was passiert? Um mich herum wird alles immer nur irrealer!«
    Ich bin auf dem seelischen Tiefpunkt angelangt.
    »Soweit ich es überblicke, ähnelt nichts von dem, was ich gerade erlebe, irgendeinem Roman von Hammett oder Chandler. Ich komme mir vielmehr wie ein blasser Abklatsch von Agatha Christies oder S. S. Van Dines Helden Hercule Poirot und Philo Vance vor, diesen Hobby-Detektiven, die sich nicht die Finger schmutzig machen, immer in einem absolut harmlosen, wohlanständigen, ja geradezu spießigen Ambiente ermitteln und ihren Grips vor allem für Morde verschwenden, die anno Tobak …«
    Vor lauter Kummer versagt mir die Stimme. Mühsam stemme ich mich hoch.
    »Das setzt dir ganz schön zu, was?« Ungläubig starrt Koldobike mich an und seufzt dann. »So wie du gerade drauf bist, wird das nichts mit deinem Roman.«
    Als ich nicht antworte, tritt sie zur Seite, um mich vorbeizulassen.
    »Und was ist mit denen, die darauf vertrauen, dass du den Fall löst?«, höre ich sie hinter mir, während ich mit hängenden Schultern zur Tür schlurfe. »Zum Beispiel die Eltern der Zwillinge, Roque und Madia

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