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Nur eine Liebe

Nur eine Liebe

Titel: Nur eine Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Meadows
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du die Flöte gerade hältst.«
    »Ich weiß, ich weiß. Liegst du nachts wach, um dir neue Dinge einfallen zu lassen, die du an mir korrigieren kannst?«
    Er lachte leise. »Liegst du nachts wach, um dir neue Wege einfallen zu lassen, wie du feststellen kannst, ob ich aufpasse?«
    »Ganz genau.« Mit einem glücklichen Seufzer hob ich den Kopf dem Duft des Herbstes entgegen. Ich sog die Gerüche sich verfärbender Blätter und vermodernden Grases tief in mich ein, und während wir die Sylphen und das Labor hinter uns ließen, begann sich ein Knoten in meiner Brust zu lösen.
    Eine neue Schwierigkeit erwuchs, als wir Heart näher kamen, und zwei Tage später wurden wir von lautem Donner geweckt. Die Luft, gerade noch frisch und aufregend, fühlte sich jetzt schwer und gespannt an. Während wir unsere Sachen fertig packten, zog ich meinen Regenmantel fest um mich und wünschte, es würde einfach bereits regnen.
    Der Himmel grollte, und der Boden bebte. Wasser strömte aus den Wolken und ertränkte den Rest des Weges nach Heart in Elend.
    Der Regen goss stundenlang auf uns herab, tropfte durch das Herbstlaub und offenbarte in dieser Nacht dünne Stellen in unserem Zelt. Die Temperatur sank, und als wir uns am nächsten Tag Heart näherten, waren meine wollenen Kleider durchnässt und stanken und kratzten auf der Haut. Ich gab mich lebhaften Fantasien von einer heißen Dusche hin.
    Endlich leuchtete die Stadtmauer weiß oben auf dem Plateau auf, und neben mir murmelte Sam einige erleichterte Worte. Unter seiner Kapuze entspannte sich seine Miene so wie meine, als wir Heart verlassen hatten.
    Doch beim Anblick des makellos weißen Turmes, der sich in die Wolken erhob, kribbelte es mir vor Anspannung im Nacken und auf den Schultern, und alles, woran ich denken konnte, waren Janans Worte an mich: Fehler. Du bist ein belangloser Fehler.
    Ich riss den Blick davon los und schaute zu Boden, atmete tief ein und drehte die Hände in meinen Fäustlingen, um mich abzulenken. Selbst mit den Sylphen hatten mir unsere Wochen fern der Stadt den Stress genommen, mit dem ich in Heart gelebt hatte, ohne dass es mir bewusst gewesen war. Und es bedurfte nur eines Blickes, um ihn zurückzubringen.
    »Geht es dir gut?« Sams Stimme übertönte kaum den prasselnden Regen. »Ana?«
    Ich nickte. »Bringen wir es hinter uns.«
    Geysire stießen in der Kälte riesige Dampfwolken aus und hüllten das ganze Plateau in Nebel, sodass man nur schwer durchkam.
    »Bleib auf der Straße«, erinnerte mich Sam, obwohl das gar nicht nötig war. Der Boden war hier an manchen Stellen sehr dünn; unter uns pulsierte und kochte eine gewaltige Kammer aus Magma und setzte ihre Energie in Dampfausbrüchen und blubberndem Schlamm frei. Ich ließ mich trotzdem von Sam zum östlichen Mauerbogen führen und wartete, während er die Hand auf den Seelenscanner drückte. Einen Moment später ließ er uns passieren.
    In der Wachstation trockneten wir uns und Zottel ab und gaben das Pony dem Dienst habenden Wachposten mit, damit es gefüttert werden konnte. Der Wachmann lächelte mich an. Ich konnte mich schwach an ihn vom Tempeldunkel erinnern. Hatte ich ihn vor dem Tod gewarnt? Die ganze Nacht war zu chaotisch für klare Erinnerungen gewesen, und er nahm Zottel und ging, bevor ich fragen konnte.
    »Möchtest du hier warten, bis es aufhört zu regnen?«, fragte Sam, als wir allein waren.
    »Nein, wir können genauso gut jetzt auf die andere Seite der Stadt gehen. Wer weiß, wie lange es dauert, bis das Gewitter vorbeigezogen ist.« Ich zog meinen SAK hervor und schickte Sarit die Nachricht, dass sie uns bei Sam treffen solle. »Aber es wird ein großer Krug Honig auf uns warten. Sarit mag doch Regen, oder?«
    Sam grinste und wuchtete sich vier von unseren Taschen auf die Schultern, sodass zwei für mich übrig blieben. Die allein waren schon schwer genug.
    Wir gingen nach draußen, nach Heart hinein, gebeugt unter dem Gewicht unserer Habseligkeiten. Die Ostallee war dunkel und still bis auf den peitschenden Regen, daher eilten wir ungestört die Straße entlang. Mühlen und Lagerhäuser des Industrieviertels beobachteten uns von Süden aus; Tannen riegelten das nordöstliche Wohnviertel ab und ließen nur vereinzelte Straßen als Beweis dafür, dass dort Menschen lebten.
    Als wir auf den Marktplatz kamen – die weite Fläche von Pflastersteinen um den Tempel und das Rathaus –, wechselte Sam die Position, sodass er zwischen dem Tempel und mir ging. Er sagte nichts

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