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Nur eine Liebe

Nur eine Liebe

Titel: Nur eine Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Meadows
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darüber, und er wusste, dass ich den Tempel nicht mochte, aber ich war mir auch nicht sicher, ob es eine bewusste Entscheidung war.
    Wir bogen in die Südallee ein. Eine Nebenstraße hier und da, und schließlich kamen wir auf seinen Eingangsweg, der mit nassem Laub und abgebrochenen Zweigen bedeckt war. Die Obstbäume waren kahl, und die Ställe der Hühner und Meerschweinchen neben dem Haus waren im Regen beinahe unsichtbar.
    »Bereit, ins Warme zu gehen?«, fragte Sam und hievte noch einmal seine schweren Taschen hoch.
    Ja, definitiv, aber ich war nicht scharf darauf, mich in einem der identischen weißen Steinhäuser einzuschließen. Mauern sollten keinen Herzschlag haben. Sie sollten es einfach nicht. Und so einladend Sams Haus sonst auch war – kiefergrüne Fensterläden und Türen, Rosensträucher unter den Fenstern und ein großzügiger Garten –, war es dennoch aus diesem Stein gemacht. Die Fenster und Türen saßen an denselben Stellen wie bei jedem anderen Haus in Heart. Es war unnatürlich.
    Trotzdem wollte ich nicht draußen im Regen stehen und es anstarren. Ich folgte Sam ins Haus und ließ meine Taschen auf den Fußabtreter fallen. Wasser durchnässte ihn sofort und verlieh dem Grau eine dunklere Färbung.
    Sam zog Mantel und Stiefel aus und ließ sie zurück, während er zwischen den ganzen Instrumenten im Salon hindurchging. Die Tücher, die den Flügel, das Cembalo und das Cello bedeckten – all die großen Instrumente auf dem Boden –, waren bereits entfernt worden, wahrscheinlich dank Stef oder Sarit.
    Ich lud meine nassen Taschen und Kleider ab, und meine Muskeln seufzten erleichtert auf. Dann eilte ich die Wendeltreppe hinauf und in mein Badezimmer, um zu duschen.
    Als ich aufgewärmt, trocken und mit einem taubengrauen Pullover und einer dicken schwarzen Hose bekleidet war, lief ich nach unten, um Stef und Sarit in der Küche zu finden, wo sie Tee machten.
    »Ana!« Sarit ließ von dem Kessel ab und schloss mich in die Arme. »Du bist zurück! Und gerade rechtzeitig. Ich habe vorhin eine Nachricht bekommen, dass Lidea heute Nachmittag in das Wiedergeburtszentrum gegangen ist, und Wend wird uns benachrichtigen, wann wir kommen sollen. Sie wären so traurig gewesen, wenn du es nicht geschafft hättest.«
    »Und das bei dem Regen.« Ich schlang mein feuchtes Haar schnell zu einem Knoten. »Unser Zelt hatte ein Leck. Ich habe von dem Regen so ziemlich die Nase voll.«
    »Aber du wirst doch hingehen?« Sarit sah mich mit schmalen Augen an. »Denn ich werde dich in eine meiner kleinen Taschen stecken und dich hintragen, wenn es sein muss.«
    »Ich werde gehen! Alles, nur nicht die kleine Tasche.« Nachdem ich Sarit besänftigt hatte, umarmte ich Stef, bevor ich den heißen Becher Tee entgegennahm, den sie mir hinhielt. »Du hast mir gefehlt.«
    Sie schüttelte eine Strähne ihres blonden Haars zurück und küsste mich auf die Stirn. »Du mir auch.«
    Wir gingen in den Salon, wo Stef und ich uns aufs Sofa setzten und Sarit auf der Klavierbank Platz nahm. »Meinst du, er wird es bemerken?« Sie schaute zur Treppe; Sam war irgendwo dort oben und wusch sich oder packte aus. Ich wollte ans Auspacken noch nicht einmal denken, aber meine Tasche starrte mich von der Tür aus an und wartete.
    »Oh, er wird es bemerken«, erwiderte Stef. »Aber er wird nichts dagegen haben.«
    Sarit grinste und strich über die Reihe Klaviertasten aus Ebenholz und Elfenbein. »Ich werde dieses Stück Summ, Hummel, summ nennen. Es ist für dich, Ana.«
    Ich lachte und lehnte mich zurück, um zuzuhören, während sie eine alberne Melodie spielte, bei der es vor allem darum zu gehen schien, willkürlich irgendwelche Noten auszuwählen. Schließlich kam Sam herunter und setzte sich neben mich auf die Armlehne des Sofas, und alle erzählten, was in letzter Zeit in ihrem Leben passiert war.
    In all meinen Jahren, die ich mit Li im Purpurrosenhaus verbracht hatte, hatte ich mir dies niemals vorstellen können: in Dossams elegantem Salon zu sitzen, umgeben von herrlichen Instrumenten, von denen ich nur träumen konnte, und zuzuhören, wie meine Freunde über ihre Erlebnisse sprachen.
    Ich hatte Freunde.
    Es war mehr, als ich mir hätte erhoffen können.
    Stef war wild und einschüchternd, und sie besaß eine Anmut, die so geübt war, dass sie nach all diesen Generationen ganz natürlich wirkte. Wenn ich neben ihr saß, kam ich mir immer mager und unbeholfen vor. Und während Stef wie der Sonnenschein aussah, wirkte Sarit wie

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