Nur eine Ohrfeige (German Edition)
gesehen. Er wollte Hugo wehtun, es hat ihm Freude bereitet. Ich habe sein Gesicht gesehen, er hat es mit Absicht getan. Er hat es nicht getan, um sein Kind zu schützen, er hat es getan, um Hugo wehzutun. Das war die Wahrheit, sie wusste es, sie würde sein Grinsen nie vergessen. Der Anwalt war genau so, wie sie ihn sich immer ausgemalt hatte. Er war
Law & Order
und
Boston Legal
, er war Susan Dey in
L. A. Law
und Paul Newman in
The Verdict
. Er war das, was man mit Geld kaufen konnte. Aber er hatte unrecht, er war ein Lügner. Sie hatte Harrys triumphierenden Blick gesehen, als er ihr Kind schlug. All ihre Hoffnungen waren zunichtegemacht worden. Der Anwalt beendete seine Ausführungen und sah erwartungsvoll zur Richterin. Neben sich hörte sie Gary langsam und tief ausatmen. Shamira drückte ihre Hand. Sie musste ihren Mann nicht ansehen. Sie wussten beide, dass es vorbei war. Und trotzdem, trotzdem beugte sie sich vor und hoffte auf ein Wunder.
Die Urteilsverkündung der Richterin war präzise, intelligent, mitfühlend und vernichtend. Zum ersten Mal an diesem Vormittagschien sie wirklich interessiert an einem Fall, als wüsste sie, dass er nicht in diesen überhitzten, vollgepackten Gerichtssaal gehörte. Zuerst tadelte sie die Polizei. Möglicherweise, begann sie herablassend, sei es etwas voreilig gewesen, Anklage wegen Körperverletzung zu erheben. Der junge Polizist sah stur nach vorn, direkt in die Gesichter einer Menge, die ihn jetzt schon hasste. Dann blickte die Richterin auf den Mann herab, der vor ihr stand. Rosie beugte sich vor, um sein Gesicht sehen zu können. Keine Spur von Arroganz, kein Grinsen war mehr darin zu sehen, stattdessen blickte er ängstlich und beschämt vor sich auf den Boden. Er spielt uns etwas vor, dessen war sie ganz sicher. Das Schwein tut nur so. Gewalt sei niemals eine angemessene Reaktion, wies die Richterin ihn zurecht, und vor allem nicht, wenn ein Kind involviert war. Das Monster nickte ergeben. Dieser dreckige Lügner. Aber, fuhr die Richterin fort, sie sehe ein, dass die Umstände in diesem Fall außergewöhnlich seien, weshalb sie ihn mangels weiterer Beweise freisprechen müsse. Er sei ein hart arbeitender Geschäftsmann, ein anständiger Bürger, guter Ehemann und Vater. Er habe bisher nur einmal mit dem Gesetz zu tun gehabt, und zwar wegen eines Vergehens als Jugendlicher, und das war Jahre her. Sie sehe keinen Sinn in einer Verurteilung. Sie entschuldigte sich. Sie entschuldigte sich tatsächlich dafür, seine Zeit verschwendet zu haben. Ein kühler Blick in den Raum, und damit war die Klage abgewiesen.
Shamira saß neben ihr und weinte, aber Rosie brachte keine Träne hervor. Sie sah ihren Mann an. Er starrte unbeirrt nach vorn. Als der nächste Fall aufgerufen werden sollte, sprang er auf und verließ den Saal. Rosie und Shamira rafften sich mühsam hoch.
Gary steuerte zielstrebig auf den Parkplatz zu, sie mussten ihm regelrecht hinterherrennen. Jemand rief Rosies Namen, dann seinen, erst da blieb er stehen und drehte sich um.
Margaret ging langsam auf sie zu. »Es tut mir so leid.«
Gary lachte höhnisch auf. »Sie sind ein Arschloch.«
Margaret sah ihn versteinert an, sein Hass traf sie wie ein Schlag ins Gesicht.
»Und wissen Sie auch warum?«, fuhr Gary fort. »Nicht wegen dem, was da eben gelaufen ist. Die haben offensichtlich viel Geld für ihren Anwalt ausgegeben, und er war jeden Cent wert. Sie sind kein Arschloch, weil Sie Ihre Arbeit schlecht gemacht haben. Sie sind ein Arschloch, weil Sie meine Frau nicht aufgehalten haben, weil Sie zugelassen haben, dass sie es bis zum Ende durchzieht.« Und zum ersten Mal seit Stunden sah Gary Rosie direkt in die Augen. Es war ein Blick voller Verachtung und Hohn.
Er denkt, es ist alles meine Schuld. Rosie war geschockt.
Margaret hatte die Arme verschränkt. Ein leichtes Lächeln umspielte ihren Mund. »Tut mir leid, dass es nicht zu Ihren Gunsten gelaufen ist. Was die Anklage betrifft, konnte ich nicht viel ausrichten.« Ihr Ton und ihr Lächeln waren eisig. »Sie waren es, die zur Polizei gegangen sind.«
Gary sackte in sich zusammen. Rosie wäre am liebsten zu ihm gegangen und hätte ihn in die Arme genommen, aber sie hatte zu große Angst vor seiner Reaktion.
Er nickte betreten. »Sie haben recht. Es tut mir leid. Es tut mir leid, wie ich Sie genannt habe.« Er drehte sich um und ging zu Shamiras Wagen. »Ich bin das Arschloch.«
Auf der ganzen Fahrt nach Hause sagte er kein Wort. Auch Rosie
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