Nur eine Ohrfeige (German Edition)
Vater schnarchte. Richie schloss die Tür, zog sich bis auf die Unterhose aus und legte sich unter die Bettdecke. Er schnappte sich ein Pornoheft und fing an zu blättern. Eine irrwitzig gebaute Frau wand sich auf dem Küchenfußboden und hielt ihre rasierte Muschi in die Kamera, um sie herum Desinfektions- und Reinigungsmittel. Richie unterdrückte ein Kichern. Er legte das Heft weg und nahm ein anderes. Ein behaarter, olivbrauner Mann mit einem Tribal-Tattoo auf dem Unterarm fummelte an den Brüsten einer Blondine herum. Er sah aus wie ein Italiener oder Grieche, ein bisschen wie Hector, nur stämmigerund brutaler. Das kam also auch nicht in Frage, es wäre Verrat an Connie gewesen. Hector war ein Schwein, ein Perverser. Er legte das Heft zurück auf den Stapel.
Richie hatte einen Ständer. Er sah an sich herunter. Seine Haut war so weiß, überall Sommersprossen, und Pickel auf den Schultern. Sein Schamhaar wirkte lächerlich dicht im grellen Licht der nackten Glühbirne. Sein Schwanz sah schon fast grotesk groß aus im Vergleich zu seinem schmächtigen Körper. Er sprang auf und machte das Licht aus. Schwer atmend legte er sich wieder hin und gewöhnte sich an die Dunkelheit. Richie wusste, dass er sich einen runterholen musste, um einschlafen zu können, aber er war zu stoned, um sich auf irgendein Bild, eine Vorstellung zu konzentrieren. Er versuchte, an Nick zu denken. Er war mit Nick im Schwimmbad, sie duschten. Aus dem Zimmer nebenan kam lautes Schnarchen. Richie kniff die Augen zu und bewegte seine Hand hoch und runter. Er versuchte, seine Gedanken einfach treiben zu lassen, egal wohin. Hector saß mit ausgestreckten Beinen im Auto, Richie saß neben ihm. Hector zog seinen Reißverschluss auf und drückte Richies Kopf in seinen Schoss. Als wollte er sich selbst für diese Fantasie bestrafen, bearbeitete er wie ein Wilder seinen Schaft. Das Sperma lief ihm über die Hand und rann warm und klebrig zwischen den Finger hindurch. Fuck, fluchte er angewidert, ich bin pervers. Hector war böse. Er hatte Connie vergewaltigt. Er war krank, krank, krank. Hatte sie es in irgendeiner Form genossen? Sie musste ihn geküsst und seine Haut berührt haben. Bis zu einem gewissen Punkt musste sie es genossen haben. Richies Schwanz zuckte.
Krank, krank, krank
. Das inzwischen feuchtkalte Sperma lief ihm am Schenkel herunter. Er stöhnte und warf die Bettdecke zurück. Es war eine völlig absurde Vorstellung, dass sein Samen in Craigs Bett landete. Er zog die Unterhose aus und wischte sich damit ab. Wenige Minuten später war er eingeschlafen.
Es war später Vormittag, als er aufwachte. Er zog Jeans und T-Shirt an und ging ins Wohnzimmer. Sein Vater war schon weg, die Zigaretten lagen nicht mehr auf dem Couchtisch. Richie setzte Wasser auf und aß einen halben Schokoriegel, den er im Kühlschrank fand. Brot gab es keins. Er setzte sich aufs Sofa und sah auf sein Handy. Keine neuen Nachrichten, wahrscheinlich schliefen noch alle. Sollte er seinen Tee trinken und danach einfach die Tür hinter sich schließen? Das Tütchen mit dem Dope lag nach wie vor auf dem Tisch. Er holte sich ein paar Krümel, wickelte sie in Zigarettenpapier und steckte sie in die Tasche. Der Kessel fing an zu pfeifen. Richie goss das Wasser ein, setzte sich im Schneidersitz auf den Boden und schaltete den Fernseher ein. Er trank Tee und sah sich Musikvideos an, bis sein Vater mit einem Brot und einer Packung Milch nach Hause kam.
»Ich hab den Wagen geholt.«
Richie antwortete nicht. Er verfolgte Nelly Furtados Lippenbewegungen zu
Maneater
. Der Clip war scheiße. Er schaltete den Ton aus.
»Willst du Toast?«
Richie nickte. Während sie auf ihren Vegemite-Toasts rumkauten, starrten sie beide lustlos auf den Bildschirm.
Er hätte Craig gestern Abend noch um Taxigeld bitten und nach Hause fahren sollen. Eigentlich sollte er jetzt irgendetwas sagen, irgendeine bescheuerte Unterhaltung mit ihm führen, aber ihm fiel nichts ein, jedenfalls nichts, das nicht idiotisch oder auffällig oder eben total schwul geklungen hätte. Ihm fiel einfach nichts Normales ein.
»Soll ich dich zum Bahnhof bringen?«
»Ja, gern.« Zum Glück. Bald würde er hier rauskommen.
»Willst du vorher noch duschen?«
»Ich glaub, ja.«
»Ich hol dir ein Handtuch.«
Unter der Dusche verteilte er mit dem Finger die Zahnpasta im Mund. Erst wollte er Craigs Zahnbürste benutzen, doch dann kamihm das komisch vor. Er trocknete sich ab, versuchte, sein störrisches Haar zu
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