Nur für einen Sommer: Sommerträume (German Edition)
entspannen Sie sich jemals?“
„Wie bitte?“
„Ihre Hände sind nie still, obwohl Sie andererseits ein großes Maß an Selbstbeherrschung zu haben scheinen.“ Er bemerkte, dass ihre Finger bei seinen Worten aufhörten, mit dem Stiel des Glases zu spielen. „Seit Sie diesen Raum betreten haben, sind Sie nicht länger als ein paar Sekunden auf einem Fleck geblieben. Mache ich Sie nervös?“
Sie warf ihm einen kühlen Blick zu, setzte sich auf das Plüschsofa und schlug die Beine übereinander. „Nein.“ Doch ihr Puls fing an zu hämmern, als er sich neben sie setzte.
„Was macht Sie nervös?“
„Kleine Hunde, die kläffen.“
Er lachte. „Sie sind eine sehr unterhaltsame Frau.“ Er ergriff ihre Hand. „Sie sollten wissen, das ist das höchste Kompliment bei mir.“
„Sie legen großen Wert auf Unterhaltung.“
„Die Welt ist oft so langweilig.“ Ihre Hand war zart, das zog ihn an. Ihr Blick verbarg Geheimnisse, und es gab wenig, was ihn mehr anzog. „Was wäre sie ohne Unterhaltung?“
„Und Sie wollen unterhalten, indem Sie den Menschen Angst einjagen.“ Sie wollte von ihm wegrücken, aber fast unmerklichhatte er den Griff um ihre Hand verstärkt. Und sein Blick suchteihre Gedanken.
Er berührte ihr Haar mit einer ganz leichten, ganz natürlichen Geste. Sie ist wirklich von einer schwierigen, schwer zu widerstehenden Widersprüchlichkeit, dachte Hunter, als er seine Fingerspitzen an der Seite ihres Halses hinuntergleiten ließ. Das rote Haar, der verletzbare Blick, der kühle Touch ihres Äußeren, die bloßliegenden Nerven. Sie würde eine faszinierende Romanfigur abgeben – und eine faszinierende Geliebte. Fürs Erste hatte er sich schon entschieden. Jetzt, als er mit den Spitzen ihres Haares spielte, entschied er sich auch fürs Zweite.
Als er mit seinem Blick tief in sie eindrang, spürte sie Entschlossenheit und Begehren. Ihr Mund wurde trocken.
Es war nicht oft, dass sie von einem anderen aus dem Feld geschlagen wurde. Noch seltener war es, dass jemand sie wirklich verängstigte. Obwohl Hunter nichts sagte, obwohl er nicht näher rückte, musste sie ihre Unsicherheit bekämpfen – und sie spürte, dass zu welchem Spiel sie ihn auch herausforderte, sie es verlieren würde. Denn er würde ihr in die Augen sehen und jede Bewegung kennen, bevor sie sie machte.
Es klopfte an der Tür. Hunter sah Lee für lange, stumme Sekunden weiter an, bevor er sich erhob. „Ich habe mir die Freiheit erlaubt, ein Dinner zu bestellen.“ Er klang so ruhig, dass Lee sich fragte, ob sie sich das Aufflammen von Begehren in seinem Blick nur eingebildet hatte. Während er zur Tür ging, kämpfte sie darum, Ordnung in ihre Gedanken zu bekommen. Ich bilde mir etwas ein, dachte sie. Natürlich konnte er nicht in sie blicken und ihre Gedanken lesen. Es war ihr Spiel, und nur sie kannte die Regeln. Sie konnte gar nicht verlieren. Wieder beruhigt, erhob sie sich und trat an den Tisch.
Der Kellner servierte rosigen und zarten Lachs. Erfreut über Hunters Wahl, setzte sich Lee, während der Kellner die Tür hinter sich schloss.
Bis jetzt, überlegte sich Lee, habe ich mehr Fragen beantwortet als Hunter. Es wurde Zeit, das zu ändern.
„Den Rat, den Sie vorhin den angehenden Schriftstellern gaben, sich einen Terminplan zu machen und jeden Tag zu schreiben, egal wie entmutigt sie sind – haben Sie den aus persönlicher Erfahrung gewonnen?“
Hunter probierte den Lachs. „Alle Schriftsteller sehen sich von Zeit zu Zeit Entmutigung gegenüber. Wie sie sich auch der Kritik und Ablehnung stellen müssen.“
„Haben Sie früher häufig Ablehnung erfahren?“
„Alles, was zu leicht kommt, ist mir suspekt.“ Er hob die Weinflasche, um ihr Glas wieder zu füllen. Sie hat ein Gesicht, das für Kerzenschein einfach wie gemacht ist, dachte er und beobachtete die flackernden Schatten des Lichts auf ihrer hellen Haut und ihren zarten Zügen. Er war entschlossen, herauszufinden, was darunter lag, bevor der Abend vorbei war.
Nie würde er auf den Gedanken kommen, sie zu benutzen, obwohl er entschlossen war, sie zur Hauptfigur seines nächsten Buches zu machen und dafür alles nur Erfahrbare aus ihr hervorzulocken. Das war das Vorrecht eines Schriftstellers.
„Was hat Sie dazu gebracht, Schriftsteller zu werden?“
Er zog eine Braue hoch, während er weiteraß. „Ich war es einfach.“
Lee aß langsam. Sie musste vorsichtig zu Werk gehen, musste vermeiden, ihn in die Abwehr zu treiben, musste sich um jeden
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