Nur für einen Sommer: Sommerträume (German Edition)
koboldhafte Belustigung wie in Sarahs auf. Das ist schon ein Paar, dachte Lee und trat ein.
Sie hatte nichts so, nun, so Normales erwartet. Das Wohnzimmer war luftig, im Nachmittagslicht von der Sonne erfüllt. Freundlich. Ja, das Wort passte. Keine schattigen Ecken und verschlossenen Türen. Es gab Wildblumen in einer emaillierten Vase und dicke Kissen auf dem Sofa.
„Hast du Hexenbesen und mit Satin ausgeschlagene Särge erwartet?“ murmelte er ihr ins Ohr.
Verärgert trat sie von ihm zurück. „Natürlich nicht. Ich glaube, ich hatte einfach nicht so eine, nun ja, so eine häusliche Umgebung erwartet.“
Bei dem Wort zog er eine Braue hoch. „Ich bin häuslich.“
„Ich glaube, Tante Bonnie hat das Durcheinander in der Küche schon wieder ziemlich aufgeräumt.“ Sarah hielt einen Arm um ihren Vater, während sie Lee wieder von oben bis unten übergründlich anstarrte. „Sie will Sie kennen lernen, weil Dad nur selten Frauen sieht und nie mit Reportern spricht. Darum sind Sie vielleicht besonders, weil er sich entschlossen hat, mit Ihnen zu sprechen.“
Während sie sprach, musterte sie Lee unablässig. Sie war erst zehn, aber sie spürte schon, dass da etwas zwischen ihrem Vater und dieser Frau mit den nachtblauen Augen und dem raffinierten Haar war. Was sie nicht genau wusste, war, was sie jetzt darüber empfinden sollte. Ganz in der Art ihres Vaters entschied Sarah, abzuwarten und zu sehen, wie sich die Situation entwickelte.
Nur zögernd folgte Lee Vater und Tochter in die Küche. Sie hatte den Eindruck von sonnigen Wänden, Gemütlichkeit und Chaos.
„Hunter, wenn du schon einen Wolf im Haus hältst, dann solltest du ihm wenigstens beibringen, dass Kunst zu würdigen ist. Hallo, ich bin Bonnie.“
Lee sah eine große, schlanke Frau mit dunkelbraunem, schulterlangem Haar, das reichlich mit blonden Strähnen durchzogen war. Sie trug ein purpurrotes T-Shirt mit verblasstem pinkfarbenem Aufdruck über abgeschnittenen Jeans, die so gebraucht aussahen wie die ihrer Nichte. Die Zehennägel ihrer nackten Füße waren im knalligen Pinkton lackiert. Lee musterte ihr schmales Gesicht, das das eines Mannequins sein konnte, und war sich nicht sicher, ob sie älter oder jünger als Hunter war. Automatisch griff sie nach der zum Gruß ausgestreckten Hand.
„Wie geht es Ihnen?“
„Viel besser, wenn Santanas nicht versucht hätte, einen Imbiss aus meiner letzten Kreation zu machen.“ Sie hielt einen goldbraunen Halbkreis mit zerrissenen Enden hoch. „Er kann von Glück sagen, dass sich die Idee als schrecklich herausgestellt hat. Wie dem auch sei, setzen Sie sich.“ Sie machte eine Handbewegung zum Tisch, der mit Büchsen und Schalen vollgestellt war und wischte die Mehlschicht herunter. „Ich mache gerade Tee.“
„Du hast den Wasserkessel noch nicht aufgesetzt“, bemerkte Sarah und tat es selbst.
„Hunter, das Kind ist so naseweis. Ich mache mir ernsthafte Sorgen.“
Er zuckte nur mit den Schultern, nahm etwas vom Tisch auf, das wie ein kleiner Doughnut aussah und mit viel Vorstellungsvermögen ein Ohrring sein könnte. „Findest du Gold und Silber im Augenblick zu altmodisch, um damit zu arbeiten?“
„Ich dachte, ich könnte einen Trend schaffen.“ Wenn Bonnie lächelte, dann strahlte ganz abrupt und überwältigend ihr ganzes Gesicht. „Wie auch immer, es war ein kleiner Schlag ins Wasser. Kostet dich aber nicht mehr als drei Dollar an Mehlkosten. Setzt euch“, wiederholte sie, während sie begann, das Durcheinander vom Tisch auf die Anrichte hinter sich zu verlagern. „Und? Wie war der Campingausflug?“
„Aufschlussreich. Würdest du das nicht auch sagen, Lenore?“
„Belehrend“, verbesserte sie, obwohl die letzte halbe Stunde von allem am belehrendsten war.
„Und Sie arbeiten für CELEBRITY.“ Bonnies lange, gedrehte Goldohrringe schwangen hin und her, wenn sie ging, ungefähr so wie Sarahs Zöpfe. „Ich bin eine treue Leserin von CELEBRITY.“
„Nur, weil sie dort ein paar peinlich schmeichelnde Artikel gehabt hat.“
„Artikel?“ Lee beobachtete, wie Bonnie sich die mehlverstaubten Hände an ihrer abgeschnittenen Jeans abwischte.
Hunter lächelte, als er beobachtete, wie seine Schwester nach einer Teedose griff, und dabei auch andere Sachen auf die Anrichte fielen. „Beruflich ist sie bekannt als B.B. Smithers.“
Der Name ließ eine Glocke läuten. Seit Jahren wurde B.B. Smithers als Königin des Avantgarde-Schmucks eingestuft. Die Elite, die Reichen und die
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