Nur Fuer Schokolade
Geschichte auf der Spur zu sein. An einem Dienstag erhält der Staatsanwalt dann die offizielle behördliche Mitteilung, daß die Strafsache Leszek Pekalski an seinen Kollegen übertragen wurde. Er nimmt sich für einige Tage Urlaub und will über die neue Situation nachdenken. Immer steht ihm vor Augen, daß sein Bild und sein Name in allen Zeitungen war. Er überlegt, wie die Menschen – und vor allem die Kollegen – über ihn urteilen werden. Würden sie die Entziehung des Falles nicht als Ausdruck des Zweifels an seiner Sachkompetenz auffassen und ihn verachten? Was wird seine Familie denken? Wenige Tage später liegt er auf dem Friedhof von Slupsk. Er hat sich erschossen.
Leszeks neuer Zellengenosse ist wieder Roman Z» Die Polizei erhält Anweisung, sich unverzüglich mit dem Spion in Verbindung zu setzen und ihm auch – so behauptet er jedenfalls – einiges in Aussicht zu stellen für den Fall, daß er etwas erreichen sollte. Wieviel man ihm verspricht, kann heute nicht mehr nachvollzogen werden. Fest steht, daß sich die Polizei mit Roman zusammensetzte und man sich einig wurde, daß er für die Polizei tätig werden soll. Die Polizei versichert Roman auch, wie dankbar man anderenorts sei, wenn er dazu beitragen könnte, die Missetaten des »Ungeheuers« Leszek aufzudecken.
Roman muß ein Protokoll unterschreiben, daß er für die Polizei unter dem Decknamen »Robert«, den er sich selbst aussuchte, arbeiten würde. Doch Roman verlangt, daß dieser
»Vertrag« eine Einschränkung beinhalten müsse. Er besteht auf einen Passus in der Vereinbarung, der klarstellt, daß er nur im Falle Leszek Pekalski behilflich sein wird, nicht in anderen Fällen. Er will damit absichern, daß er nicht zum Dauerspion im Dienst des Gefängnisses wird, wie er später aussagt. Diese Vereinbarung wird geschlossen und von den Beteiligten unterzeichnet. Roman soll unverzüglich eine Ausfertigung erhalten, nur ist just in diesem Augenblick der Fotokopierer defekt. So zumindest die Darstellung Romans.
Dann wird geklärt, wie der Austausch der Informationen zwischen ihm und der Polizei zu erfolgen hat. Roman wird angewiesen, sich im Falle einer Neuigkeit mit dem Gefangenenbetreuer der Anstalt in Verbindung zu setzen. Man greift auf ein altes, uraltes Mittel zurück: Einschleusung eines Spitzels, dem Leszek vertrauen und die eigenen Taten erzählen soll. Die Polizei ist sich klar, daß dafür nur ein Mitgefangener in Frage kommt, dem auch die anderen Häftlinge vertrauen.
Und der war in Roman Z. gefunden, der eine Gefängnisstrafe verbüßen muß, weil er – wieder einmal – gestohlene Autos vermittelt hat. In den Monaten zuvor saß er in verschiedenen Zellen, und da er sich in juristischen Dingen etwas auskennt, macht er sich beliebt bei den Mithäftlingen. Für jeden Gefangenen hat er meist einen guten Rat anzubieten. Er schreibt Anträge, Erklärungen, sogar Briefe der Mithäftlinge an deren Frauen. Man weiß: Er hat selbst schon so oft eingesessen und kennt alle Schliche, um Vorteile für das Leben im Knast zu erreichen.
Auch Leszek hat inzwischen erkannt, mit welch klugem Mann er seine Zelle wieder teilen würde. Roman Z. könnte ihm bestimmt behilflich sein. Diesen hatte die Staatsanwaltschaft, damit er sich leichter entscheiden werde, natürlich wissen lassen, daß Leszek vielleicht sogar ein kleines Kind ermordet hat. Es dürfte ein wichtiger Grund für Romans Entscheidung gewesen sein, daß seine sechzehnjährige Tochter in einem Park überfallen wurde und fast Opfer eines Triebtäters geworden wäre. Was Roman bisher von Leszek gehört hat, läßt in ihm den Verdacht aufkommen, daß er auch dabei seine dreckigen Finger im Spiel gehabt hat. Seit dem Vorfall leidet die Tochter unter Alpträumen.
Langsam hatte man Leszek darauf vorbereitet, daß er bald wieder einen Zellengenossen bekommen wird. Von der psychiatrischen Abteilung des Krankenhauses in Krakau habe man in Erfahrung gebracht, daß dieser stark selbstmord-gefährdet sei, weswegen er nicht allein sein dürfe.
Im Juni 1993 kommt Roman zu Leszek, der erfreut feststellt, daß Roman wieder seinen Farbfernseher dabei hat. Noch bevor Roman sich in der Zelle einrichtet, schließt Leszek den Fernseher an. Er ist überglücklich, endlich kann er nach Herzenslust fernsehen. Natur- und Liebesfilme sieht er besonders gern.
Roman staunt nicht schlecht, als Leszek ihm vorschreibt, wo er seine Kleidung aufzuhängen habe und daß der Fernseher so stehen soll, wie Leszek
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