Nur Fuer Schokolade
Tagebuch zu beginnen. Roman sieht sich mit diesem Versprechen schon am Ziel seiner Wünsche. Denn wie lange sollte es schon dauern, bis Leszek seine Straftaten aufgeschrieben hat? Mehr als 14 Tage würde er dazu bestimmt nicht brauchen. Roman würde ihm auch helfen, wenn er Probleme mit dem Schreiben haben sollte. Und – was sollte es schon viel zu berichten geben?
Freudestrahlend informiert Roman Z. den Staatsanwalt über seinen Erfolg. Tags darauf sucht der Staatsanwalt die Gefängnisleitung auf und ordnet an, daß die Zelle 53 des Gefängnisses nicht mehr durchsucht werden darf. Die fähigsten Vollzugsbeamten werden auf diesen Zellentrakt abkom-mandiert. Um Leszek die Arbeit zu erleichtern, wird veranlaßt, daß ihm die Sicherheitsbeamten etliche Pornohefte zukommen lassen sollen. Und wie durch ein Wunder liegt nach einem Hofgang ein Stapel Papier in ihrer Zelle.
»Hab alles ich besorgt«, klärt Roman den verwunderten Leszek auf. »Ich mußte für ein paar Gefangene Anträge stellen, und da hab ich diesmal keine Zigaretten verlangt, sondern Schreibpapier.«
Das leuchtet Leszek ein. Er legt die losen Blätter sorgfältig zusammen und will mit seiner »Arbeit«, wie er es nennt, beginnen.
Roman stellt verwundert fest, wie peinlich Leszek bemüht ist, sauber und ordentlich zu schreiben, daß er die Buchstaben fast einzeln aufs Papier malt.
Leszeks Tagebuch beginnt mit der Überschrift: Leszek Pekalski 13. Oktober 1993, Arrest Slupsk.
Roman, sichtlich nervös, unterbricht ihn, bevor er mit seinen Aufzeichnungen beginnt: »Aber du mußt jedes Detail schildern, hörst du, wirklich jedes, das ist für die Psychiater sehr wichtig. Am besten, du beginnst mit deiner Kindheit, dann beschreibst du jeden Fall einzeln. Wenn du noch weißt, wo du die Opfer verscharrt hast, machst du eine Skizze von der Stelle.
Aber so genau, wie du es nur kannst. Nicht, daß man sagen kann, das stimmt alles gar nicht.«
»Und wenn du es ganz genau machst«, fährt Roman fort,
»kann gar nichts schiefgehen, dann muß und wird die ganze Welt erkennen, daß du unzurechnungsfähig bist. Man wird dich in eine psychiatrische Anstalt einweisen und ein bißchen behandeln. Dann müssen sie dich wieder freilassen. Verstehst du, frei. Bald wirst du ein freier Mann sein und kein Staatsanwalt und kein Richter können das verhindern.«
Daraufhin schreibt Leszek. Er gibt sich größte Mühe und glaubt selbst, daß man mit ihm zufrieden sein wird. Da ihm das Schreiben aber sehr große Mühen bereitet, er jedoch nicht nachlässig werden will, muß er oft Pausen einlegen. Er hört dann Musik – Schlager, gefühlvolle Schlager. Oder er sieht sich Liebesfilme im Fernsehen an.
So vergehen Tage, für Roman endlose Tage, bis Leszek seine Kindheit niedergeschrieben hat. Als Roman die Aufzeichnungen liest, ist er überrascht, über welch Gedächtnis Leszek verfügt. Er kann sich an alle möglichen kleinen Begebenheiten präzise erinnern, schildert seine geheimsten Kindheitserlebnisse.
Immer mehr treibt Roman Leszek an. Er gaukelt ihm vor, daß die »Arbeit« bald fertig sein müßte, denn der Prozeß gegen ihn würde sicher bald beginnen. In Wahrheit ist er unruhig, will endlich entlassen werden. Die Staatsanwaltschaft ist von den Erfolgen ihres Spitzels begeistert. So kommt sie voran. Nach ihren Ermittlungen, von denen Roman nichts weiß, kann sie Pekalski bereits 17 Morde, die meisten in Tateinheit mit »besonders brutaler Vergewaltigung und Leichenschändung«
nachweisen. Drei Überfälle kommen hinzu, bei denen die Frauen überlebten, eine davon grausam verstümmelt. Täglich kommen neue Erkenntnisse ans Tageslicht.
Die Staatsanwaltschaft ist sich aber auch bewußt, daß allein die bisherigen Beweise für einen Urteilsspruch nicht ausreichend sein würden. Für den leitenden Staatsanwalt wird zur Gewißheit, daß er nicht eher ruhen kann, bis die letzte Tat aufgedeckt sein würde. Sein Ziel ist, diesen Pekalski für alle begangenen Taten zur Rechenschaft zu ziehen. Leszek Pekalski soll die Strafe erhalten, die er für seine Greueltaten verdient hat. Und dazu ist ihm jedes legale Mittel recht. Wirklich nichts würde er auslassen. Wenn es der Wahrheitsfindung auch nur ein bißchen dienen kann, würde er all seine Möglichkeiten ausschöpfen. Eines steht für ihn außer Zweifel: Leszek Pekalski, der, den alle für einen armen Dorftrottel halten, ist wohl einer der größten Serienmörder Polens, wenn nicht der ganzen Welt.
Leszek macht inzwischen
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