Nur Fuer Schokolade
eine Chance, diesem Unhold zu seiner Strafe zu verhelfen: er muß Fakten wenigstens für die Fälle heranschaffen, die auch ohne Geständnis zu einer Verurteilung ausreichen können.
Leszeks großes Lebensgeständnis, das er in der Zelle 53 des Gefängnisses in Slupsk ablegt, ist in einigen Fällen nicht zu beweisen, da er sich nicht mehr genau erinnert oder erinnern will, wo er die Leichen vergraben hat. Immer wieder läßt er sich ein Hintertürchen offen. Wo er sich sicher wähnt, man habe Beweise, kann er sich aber an oft aberwitzig kleine Details der Tat erinnern. So ist es ihm möglich, genau zu beschreiben, welche Unterwäsche oder welchen Schmuck die einzelnen Opfer getragen haben, obwohl die Taten bereits fünf und mehr Jahre zurückliegen. Er weiß sehr genau, wie schnell das mühsam aufgebaute Kartenhaus der Staatsanwaltschaft ohne seine Mitarbeit zusammenbrechen kann. Leszek Pekalski erhält Vorteile vom Staat, als sei er einer seiner hochgeehrten Gäste. Instinktiv begreift er dank seiner Schläue, wie er die Justizmaschinerie zu seinem Vorteil ausbeuten kann. Nach eineinhalb Jahren psychiatrischer Behandlungen und Vernehmungen vor Polizei und Staatsanwalt ist Leszek Pekalski über die Möglichkeiten, sich der Justiz zu entziehen, aufgeklärt.
Die Staatsanwaltschaft beauftragt in dieser Zeit auch einen Experten für Graphologie damit, eine Schriftprobenanalyse von Pekalski zu erstellen. Prof. Dr. K. St. kommt zu folgendem Ergebnis:
Die tiefgründige graphologische Analyse der Handschrift des Leszek Pekalski deutet auf eine gesunde Psyche. Aus dem Bild der Handschrift des Leszek geht hervor, daß er kein komplizierter Mensch, nicht hin- und hergerissen zwischen Zweifeln und Widersprüchen zu sein scheint.
Es handelt sich eher um eine primitive Person mit einem ziemlich niedrigen IQ (Intelligenzquotient), aber trotzdem ist er in vollem Umfang zurechnungsfähig. Man kann ihn als einen infantilen Extrovertiker beschreiben, zunächst offen zu Menschen, verwandelt er sich aber in letzter Zeit zu einem Einzelgänger, immerhin mit den Elementen der Verschlossenheit (Introversion). Ein unsicheres und verlorenes Individuum, labil, unter Dominanz stehend und seit seiner Kindheit von Frauen beherrscht und mißhandelt. Er kann aber nicht ohne sie leben, er sehnt sich nach Verständnis, Freundlichkeit, Liebe und Wärme. Sie sind schuld, daß er ein Versager ist, unsicher und schüchtern, eine richtige »Schlafmütze« trotz einer guten psychischen Kondition, aber tatsächlich wenig leistungsfähig.
Er ist ein Kind der Natur und eng mit ihr verbunden. Aus dem Schriftbild geht hervor, daß ihr Autor keine komplizierten Entscheidungen trifft und sich den einfachsten Weg zum Ziel sucht, ohne die Folgen zu bedenken.
In diesem Fall scheint ihm ein Mord die sofortige Nähe zum anderen Geschlecht und den gewünschten körperlichen Kontakt zu ermöglichen. Aus der sexuellen Erregung hervor-gerufene Impulse beschleunigen derlei Entscheidungen. Der Vergleich seiner Handschrift aus dem Jahre 1991 und der eigenhändigen Opferliste, die zwei Jahre später von Pekalski geschrieben wurde, zeichnet einen Sprung in der geistigen und wahrscheinlich auch in der moralischen Entwicklung ab. In seiner früheren Schriftart kann man eine masochistische Veranlagung erkennen. Es zeigen sich allerdings keine Spuren von Aggressionen, welche mit deutlicher Verschlossenheit und Introvertismus in seiner späteren Schrift zu erkennen sind.
Es gelang bei ihm nicht, die Mechanismen der Selbst-kontrolle zu entwickeln, was bedeutet, daß er seine Instinkte und Triebe nicht beherrschen und auf normalem Weg beruhigen kann. Deswegen beruhigt er sie bewußt und mit Vorbedacht mit sofortiger Tötung unter Einfluß einer starken sexuellen Erregung. Er kann sich selbst nicht helfen, kommt zu dem Schluß, daß er nur durch sein verbrecherisches Verhalten seinen Streß und seine Komplexe wirksam bewältigen kann. Er fühlt sich durch seine Taten »geadelt« und »emporgehoben«.
Es gibt mittlerweile kaum einen Psychiater in Polen, dem Leszek Pekaiski nicht vorgeführt wurde. Entsprechend unterschiedlich fallen die einzelnen Gutachten aus; einige schätzen ihn als unterdurchschnittlich, andere als über-durchschnittlich intelligent ein. Überraschend ist, welch saubere und klare Handschrift Leszek hat, bedenkt man die schulische Ausbildung, die er genossen hat.
Eineinhalb Jahre befindet sich Leszek in psychiatrischer Untersuchung, vorwiegend in der
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