Nur Fuer Schokolade
selbst sagt: »Sie war sehr schön.« Und er stülpt ihr eine Plastiktüte über, bevor er sie vergewaltigt. Er vergräbt Frauen in der Hoffnung, daß sie ihm über Tage erhalten bleiben. Ja, er sucht nach Jahren noch nach ihnen und ist verärgert, wenn er sie nicht mehr finden kann. Er beschreibt, wie er wahllos vergewaltigt und tötet, ob einen sechs Monate alten Säugling oder eine Greisin von 80 Jahren. Vor nichts schreckt er zurück.
Für ihn gibt es keine Tabus.
Wieviele namenlose Tote sind noch in seinem Gedächtnis vermerkt? Niemand weiß es, niemand vermag sie zu zählen. Er ist ein Monster, ein fleischgewordener Alptraum.
In einer kurzen Erklärung vor Gericht gesteht er eines Tages dreiundfünfzig Morde und vier Vergewaltigungen, erstere sämtlich in Tateinheit mit besonders schwerer Vergewaltigung und Leichenschändung.
Er beschreibt akribisch genau, wann und wo er gemordet hat.
Die Namen der Opfer kennt er zwar nicht, beschreibt aber den jeweiligen Tathergang so genau, daß man die Opfer problemlos seinen Geständnissen zuordnen kann. Obwohl die Justiz die Fälle nicht einzeln nachgeprüft hat. weiß man heute, daß zumindest ein Großteil seiner Geständnisse auf Tatsachen beruhen. Tatsachen, die nur der Täter wissen kann. Roman, sein Zellengenosse, staunt nicht schlecht, als Leszek beim 50. Mord angelangt ist. Er schläft nur noch mit einem Messer unter seinem Kopfkissen, weiß aber gleichzeitig, daß ihm ein Messer gegen den anderen Leszek, den er nicht kennt, nicht helfen würde. Zu unterschiedlich ist das, was er sieht, und das, was er zuweilen heimlich liest. Die zunächst leichte Aufgabe, wird für ihn eine große Belastung. Er ist eingesperrt mit einem Menschen, von dem nun die schlimmsten Gerüchte kursieren.
Der Gelegenheitsverbrecher hat sich in eine Bestie verwandelt – jedenfalls schreibt er das.
Roman erzählt später: »Ekel, unheimlicher Ekel überkam mich, als Leszek in Details schwelgte. Meist erlebte er die Taten nach, er ergötzte sich an seinen Erzählungen. Er grunzte wie ein Schwein, die Hand ständig an seiner Hose.
Ausschweifend schilderte er, wie es ihm gefiel, wenn jemand blutüberströmt unter seinen Händen verstarb. Egal ob jung oder alt, ob Greis oder Säugling, ob Mann oder Frau.« Trotzdem geht Roman hoffnungsvoll in seinen Prozeß. Er kann sich nicht vorstellen, daß seine Mühen ohne Lohn bleiben sollen – doch erhält er keinen Straferlaß. Drei Jahre Gefängnis lautet das Urteil.
Er ist schwer enttäuscht, läßt sich aber vor Gericht nichts anmerken. Sofort sucht er nach Wegen, sich seine Gerechtigkeit selbst zu holen. Er stellt einen Antrag auf einen 24-Stunden-Ausgang. Obwohl er noch eine relativ hohe Reststrafe zu verbüßen hat, gewährt man ihm dies. Im März 1994 erhält Roman Z. Hafturlaub, darf das Gefängnis von Slupsk verlassen, um wenigstens einen Tag bei seiner Familie verbringen zu können.
Doch er will nicht nur für einen Tag und eine Nacht ein freier Mann sein. So beschließt er sofort, nie mehr ins Gefängnis zurückzukehren. Und der Fall Leszek soll für ihn nicht abgeschlossen sein, zuviel hat er dafür riskiert und erduldet. Er wendet sich an die Journalistin, die er aus Erzählungen Leszeks kennt und geht im April 1994 zur Redaktion der Danziger Zeitung »Wieczor Wybrzeza«, die ihn freudig empfängt. Roman hat mehr als Informationen aus zweiter Hand zu bieten: Er ist im Besitz des handgeschriebenen Tagebuches von Leszek Pekalski – mit allen Geständnissen.
Die ungläubigen Redakteure recherchieren bis ins letzte Detail, ob es sich dabei auch wirklich um ein von Leszek selbst geschriebenes Original handelt. Für Geld ist in diesem Lande sehr viel zu erreichen, und so steht nach einigen Tagen fest: das Tagebuch ist echt.
Mit riesigen Lettern veröffentlicht die Zeitung am 26. April 1994 das »TAGEBUCH EINES VAMPIRS«. Die Zeitung ist im Handumdrehen ausverkauft. Ganz Polen will wissen, was Leszek Pekalski niedergeschrieben hat. Im ersten Teil der Ausgabe kündigt die Zeitung an, daß Leszek zwar noch nicht verurteilt sei, aber dennoch den Titel »Vampir des Jahrhunderts« tragen dürfe. Obwohl er bei seinen Taten keinerlei Blut getrunken oder ähnliches getan hat, ging dieser Name für Leszek Pekalski von Mund zu Mund. Am Tag darauf erscheint der zweite und letzte Teil über das Tagebuch des Vampirs.
Auch die Staatsanwaltschaft in Slupsk hat diesen Artikel gelesen und ist sehr verwundert über das Material, das dieser Zeitung
Weitere Kostenlose Bücher