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Nur Fuer Schokolade

Nur Fuer Schokolade

Titel: Nur Fuer Schokolade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaques Buval
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zur Verfügung steht. Der Oberstaatsanwalt macht sich selbst auf den Weg nach Danzig, um die Angelegenheit zu regeln. Für ihn ist nicht wichtig, woher der Verlag diese Unterlagen erhalten hat – das kann er sich schon denken. Er will sich keine Blöße geben, weshalb kein Wort über Roman Z.
    und seine Flucht aus dem Gefängnis fällt. Der Chefredakteur händigt dem Staatsanwalt die Unterlagen aus, und es scheint, als sei dieser damit zufrieden. Aber er bleibt es nicht lange, denn er hat nur Kopien des wichtigen Beweismittels erhalten.
    Sofort kontaktiert er seinen Chef. Generalstaatsanwalt Wojciech H., der nun mittels Fax den Verlag um die Herausgabe der Originale ersucht. Er fordert die Herausgabe zwar höflich, aber mit Nachdruck, da diese Unterlagen ohne Genehmigung illegal aus der Strafanstalt entfernt worden seien.
    Natürlich vergißt er nicht, den Verlag darauf hinzuweisen, daß man nicht wünsche, daß über diesen Fall weiter berichtet wird.
    Dieses Fax von allerhöchster Stelle ist für alle Beteiligten der Beweis für die Echtheit des Dokuments und daß die Staatsanwaltschaft bis zu diesem Zeitpunkt gar nichts von der Existenz des fertiggestellten Tagebuchs gewußt hat. Ein peinliches Versagen, das sich auf das Verhältnis der Justizbehörde zur Presse auswirkt: fortan fließen keine Ermittlungsergebnisse mehr an die Öffentlichkeit. Denn jetzt hat man die Originale und ist damit zufrieden. Voreilig zufrieden, da man die Cleverneß Roman Z.s unterschätzte.
    Noch immer auf freiem Fuß, muß die Staatsanwaltschaft durch die Presse erfahren, daß Roman Z. im Besitz eines von Leszek geschriebenen Geständnisses ist. Wie dies alles zustande kam, vertraut Roman nur einem Menschen an. Er schüttet diesem sein Herz aus, da er noch immer auf Gerechtigkeit hofft und dazu könnte ihm nur die Presse und sein Bericht verhelfen. Dies ist die authentische Wiedergabe eines aufgezeichneten Telefongespräches mit Roman, der sich zu diesem Zeitpunkt auf der Flucht befand.
    »Es ist richtig, daß ich mich am dritten Tag meines Zellenaufenthaltes mit Leszek freiwillig zur Verfügung stellte, ihn auszuhorchen, was er alles angestellt habe. Vieles wurde über ihn berichtet, doch niemand wußte, was wirklich stimmte.
    Viel zu verworren waren all die Erzählungen über ihn, und ich sah darin meine Chance, bald meine Familie wiederzusehen, die ich so sehr liebe und von der ich nicht wußte, wie es ihr ergeht ohne mich. Eines Tages wurde ich zu einem Staatsanwalt vorgeladen, der sich mir nicht vorstellte. Ich hatte den Mann noch nie gesehen, doch als ich sein Zimmer betrat, wußte ich, wer das war. Zu genau hatte mir Leszek diesen Mann mit seinen grauen Haaren und seinem grauen Bart beschrieben. Er verhörte mich und gab mir das Protokoll zur Unterschrift. Dann erhielt ich ein dickes Heft von ihm, wo ich alles notieren sollte, was ich von Leszek erfahren würde. Das Heft gab ich an Leszek weiter, der sich sehr freute.
    Bei meinem Besuch beim Herrn Staatsanwalt bin ich davon ausgegangen, daß die Staatsanwaltschaft als höhere Instanz der Polizei, deren Zusagen, was meine Strafe betrifft, einhalten würde. Doch ich habe mich sehr getäuscht. Ich glaubte, so clever wie nie in meinem Leben gewesen zu sein, heute weiß ich, ich war der größte Idiot. Ich fühlte mich sicher mit den erhaltenen Versprechungen und mußte das Gegenteil erleben.«
    Dann beginnt Roman, Leszek zu beschreiben: »Leszek sah aus wie der größte Penner, als ich ihn zum erstenmal sah: zerknitterte Hosen, nicht rasiert, er hatte nachts offensichtlich in den Klamotten geschlafen, die er tagsüber trug. Er hatte Kleidung von der Fürsorgestelle erhalten, aber da er ständig zunahm, paßte ihm diese nicht mehr. Aber das war ihm egal.

    Und diesen Menschen mußte ich beim Betreten der Zelle fragen, ob ich bei ihm wohnen dürfe? Darauf bestand er.
    Nachdem ich ihn fragte, vernahm ich ein großzügiges Ja.
    Wahrscheinlich – oder ganz sicher –, weil ich einen Farbfernseher und einen Videorecorder hatte. Leszek hatte zwar weiter seine Rente, war aber der Meinung, daß es ihm zustünde, Kleidung zu erhalten. Sonst hätte er sich welche selbst gekauft, wie die meisten der Insassen. Lange Zeit hatte er gespart, um sich über einen Polizisten, dem er versprach, wieder einmal etwas Neues zu gestehen, einen Kassettenrecorder kaufen zu können. Denn Leszek hört gerne Musik, vor allem die Gruppe Abba.
    Zu meinem letzten Geburtstag bekam ich von meiner Frau ein Feuerzeug

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