Nur Fuer Schokolade
den Fräuleins die Handtaschen nachtragen müssen«, flachst er mit seinem Kollegen, der mit ihm Nachtdienst hat.
»Morgen Mittag, wenn ich in der Nähe bin, gebe ich sie ihrer Mutter«, mit diesem Satz ist für ihn die Angelegenheit vorerst beendet, aber nicht ohne noch lachend festzustellen:
»Den Kuß kann ich mir dann ja bei der Mutter abholen.«
Der Hausmeister des Hauses, in dem Mariola wohnt, ist am nächsten Morgen besonders früh unterwegs, um nach dem Rechten zu sehen. Er erschrickt, als er im Hausflur einen Seitengang betritt und eine Frau am Boden liegen sieht. Ihr Gesicht kann er wegen des vielen Blutes nicht erkennen. Aber die Kleidung, die weit verstreut umher liegt, kennt er sehr gut.
Die weiße Kaninchenjacke und das geblümte Kleid hat er sofort erkannt. Diese Jacke gehört Mariola, einer Mieterin des Hauses. Der Körper liegt völlig nackt auf dem kalten Fliesenboden, die Unterwäsche der Frau liegt zerrissen und blutverschmiert in einer Ecke. Wie gelähmt starrt der Hausmeister auf den Körper dieser Frau, die er so gut kennt. Es dauert einige Zeit, bis er sich wieder im Griff hat und laut schreit: »Hilfe, so kommt doch, die Mariola ist ermordet worden!«
Er ist verzweifelt. »Hört mich denn keiner!« – doch es dauert lange, bis sich die erste Tür öffnet und ein Mann über das Treppengeländer nach unten ruft: »Was schreist du denn in aller Herrgottsfrühe so, bist du denn übergeschnappt?«
»Komm runter, schnell, die Mariola liegt hier unten.
Schnell!«
Erst jetzt bemerkt der Mieter, daß etwas Außergewöhnliches vorgefallen sein muß, denn so nervös kennt er den Hausmeister nicht. Mit dem Satz, daß »Mariola dort unten liegen« würde, kann er zwar zunächst nichts anfangen, doch er stapft in Schlafanzug und Hausschuhen schließlich die Treppen zum Erdgeschoß hinunter. Mariola. Er kennt sie, schon als kleines Kind. Sie ist lebenslustig, nett, liebenswürdig. Es verschlägt ihm die Sprache, als er sie vor sich liegen sieht. Vorsichtig nimmt er die Kaninchenjacke vom Boden und deckt Mariola damit notdürftig zu. Die beiden Männer sehen sich wortlos an und begreifen zunächst gar nicht, was sie sehen.
»Hoffentlich hat dich Mariolas Mutter nicht gehört!« sagt der Mieter dann stockend. Da sich außer ihm niemand im Haus meldet, scheint es, als hätte wirklich nur er die Schreie des Hausmeisters gehört. Sie rufen die Polizei. Mariola wird von einem Leichenwagen weggebracht. Die Mutter mußte nicht mitansehen, wie man ihr totes Kind aus dem Haus brachte.
Der Pathologe der Gerichtsmedizin stellt nach seiner Untersuchung fest: Mariola hat schwerste Kopfverletzungen, hervorgerufen durch ständiges Schlagen des Kopfes auf den Fliesenboden sowie Prellungen und Brüche am ganzen Körper.
Die Zunge ist aufgeschürft, der Unterkiefer sowie zahlreiche Rippen gebrochen. Die Schamhaare sind mit Streichhölzern, die in der Scheide und im After angezündet wurden, verbrannt.
Sie wurde dann mit blanken Händen erwürgt.
Leszek Pekalski gibt den Mord an dieser Frau zu, er hat sie auf einem Foto sofort wiedererkannt. Er kann sich sehr genau an diese Frau erinnern, weil ihm diese mollige Blondine »so gut gefiel«. Dieses Geständnis legt Leszek ab, nachdem man ihn wieder einmal des Mordes an einem Baby überführen will.
Später sagt er zu seinem Zellengenossen Roman Z.: »Dann waren sie wieder zufrieden, ich konnte sie wieder einmal von dem Babymord ablenken.«
Opfer Nr. 8
Anika C., ermordet am 29.08.1989 in Lodz
Anika C. ist ein lebenslustiges Mädchen mit blondgefärbten Haaren und sehr hübsch. Viele junge Burschen der zweit-größten Stadt Polens, sie wohnt in Lodz, drehen sich nach ihr um. Als sie 16 ist, läßt sie sich von einigen Bekannten über-reden, einen Taxifahrer zu überfallen. In den Schilderungen der Freunde scheint die Sache kein Problem zu sein, und die Polizei, so schätzen sie, wird sie nicht überführen können –
wenn alles klappt. Es klappt nicht und Anika C. wird nach der Tat ihrer Schuld überführt. Sie steht im Jahr 1989 vor dem Jugendrichter und muß anschließend für ein paar Monate in einem Erziehungsheim verbringen.
Schon nach kurzer Zeit wird sie entlassen, da sie ein Zuhause hat und sich die Eltern für sie starkgemacht haben.
Anika verspricht, sich zu bessern und erhält einen Bewährungshelfer, der sie unterstützen soll. Obwohl sich der Bewährungshelfer sehr um sie bemüht, sucht sie wieder den Kontakt zu ihren alten Freunden. Am 29. August
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