Nur Fuer Schokolade
W.. Daraufhin entscheidet der Staatsanwalt zu dem Haus, das sich in der Nähe befindet, zu fahren.
Während der Fahrt beschreibt Leszek sehr genau das Haus und die Küche von Helena W.. Er erinnert sich sogar an zwei Bäume, die sich vor dem Haus befinden und erzählt, daß ihm die alte Frau ein Fotoalbum gezeigt habe. »Zwei Messer sind an ihr kaputtgegangen, darüber war ich sehr böse, denn Messer sind teuer. Außerdem weiß ich noch, die Frau war alt und häßlich.« So weiß er zu berichten, doch nicht mehr erinnern kann er sich daran, mit wievielen Messerstichen er die Frau getötet hat.
»Sie hat mich an meine Oma erinnert«, ist sein ganzer Kommentar.
Zunächst schafft es Leszek, daß man im Fall mit dem Säugling nicht weiter nachbohrt. Abermals ist das Ganze für ihn eine Luxusreise im Privatfahrzeug des Staatsanwalts, mit anschließender Übernachtung in einem Hotel und Essen in einem Restaurant. Man fährt mit ihm von Stadt zu Stadt und ist froh über den redseligen Leszek. Nicht einmal die Farbe des Kopftuches, das die alte Frau trug, bevor er es ihr vom Kopf riß, hat er vergessen. Er erinnert sich an zwei Schränke, einer davon mit Glastüren. Die Schränke befinden sich jedoch nicht mehr in der Küche. Die Angehörigen bestätigen später, daß sie diese Schränke aus der Küche nahmen, als sie nach dem Tod des Opfers den Haushalt auflösten.
»Ein Zimmer war gelb gestrichen«, gibt er zu Protokoll, was sich ebenfalls als wahr herausstellt, doch dieses Protokoll ist später unauffindbar. Alle Personen, die fünf Jahre früher mit dem angeblichen Sozialarbeiter gesprochen haben, erkennen Leszek beim Polizeiverhör zweifelsfrei als diesen wieder.
Dieses Protokoll ging nicht im Justizsystem verloren, sondern verschwand auf dem Postweg.
»Das kommt in Polen schon einmal vor«, bestätigt ein Polizist.
Opfer Nr. 7
Mariola S., ermordet am 17.03.89 in Wroclaw
Am 16. März 1989 arbeitet Mariola S. wie jeden Tag als Verkäuferin in einem Laden in ihrer Heimatstadt Wroclaw und kommt gegen 19 Uhr nach Hause. Sie ist in großer Eile, denn sie will an diesem Abend noch ausgehen. Das Umziehen dauert ihr heute viel zu lange und sie ist froh, als sie mit ihrem Aussehen endlich zufrieden sein kann. Ihre Geldbörse steckt sie noch schnell ein und verläßt das Haus, ohne ihrer Mutter Bescheid zu geben, wohin sie geht und wann sie wieder zurückkommen wird. Das ist eigentlich nicht ihre Art, denn sonst hat sie sie über ihre Unternehmungen stets unterrichtet.
Noch ungewöhnlicher ist, daß sie an diesem Abend nicht einmal die Haustür verschließt.
Zwei Stunden später, gegen 21 Uhr, wundert sich der Streifenpolizist, der jeden Abend in diesem Wohnviertel seine Runden dreht, daß die Tür des Hauses, in dem Mariola wohnt, offen steht. Er drückt auf den Lichtschalter, betritt den Hausflur und findet am Boden eine Damenhandtasche und einen Plastikbeutel. Während er die Gegenstände aufhebt und betrachtet, sieht er sich im Hausflur um, doch er kann nichts Verdächtiges oder Außergewöhnliches entdecken. Als er die Tasche öffnet, sieht er den Ausweis von Mariola S., die er gut kennt. Er weiß, die mollige junge Frau geht sehr oft abends in das nahegelegene Cafe, in dem auch er des öfteren verkehrt. Er nimmt Plastikbeutel und Tasche unter den Arm und will sie im Cafe abgeben. Er ist sich sicher, daß sich Mariola auch heute wieder dort aufhält. Im Cafe angekommen, sucht er nach ihr, doch sie ist nicht da. Er spricht mit dem Ober, der ihm bestätigt, daß Mariola zwar an diesem Abend vorbeikommen wollte, aber bisher noch nicht erschienen ist.
»Schau ich eben auf meinem Rückweg noch einmal vorbei, sicher ist sie dann schon gekommen«, sagt er zu dem Ober und geht wieder weiter auf Streife. Während seines Rundganges läßt es ihm aber keine Ruhe, wie Mariola S. ausgerechnet im Hausflur ihre Tasche verlieren kann. Er findet dafür keine Erklärung und glaubt, daß Mariola dies schon aufklären wird.
»Da verlange ich aber einen dicken Kuß als Finderlohn«, denkt er und freut sich schon ein wenig darauf. Als ihn sein Weg nach einigen Stunden wieder zum Cafe führt, stellt er aber enttäuscht fest, daß Mariola S. noch immer nicht aufgetaucht ist.
»Ich glaub, die hat einen neuen Freund«, verkündet der Ober dem Polizisten hinter vorgehaltener Hand.
»Diese Weiber!« mit diesen Worten verabschiedet sich der Polizist und geht zurück zu seinem Revier.
»Soweit haben wir’s schon gebracht, daß wir jetzt
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