Nur Fuer Schokolade
Tochter besucht. Sie stellt den Kinderwagen mit ihrem sechs Monate alten Säugling wie üblich vor dem Laden ab, kramt ihren Einkaufszettel hervor und betritt das Geschäft. Sie erkennt eine Nachbarin und unterhält sich. Ihre kleine Marta schläft, als die Frau den Wagen abstellt, und so hat sie Zeit, mit der Frau ein wenig länger zu plaudern. Man spricht über die enorm gestiegenen Lebensmittelpreise und fragt sich, wie das in Zukunft weitergehen soll – wenn die Löhne der Ehemänner gleich bleiben.
Einige Zeit vergeht, bis die beiden Frauen den Verkaufsraum verlassen. Da bemerkt die Frau, daß sich der Kinderwagen nicht mehr an der Stelle befindet, an der sie ihn abgestellt hatte.
Entsetzt blickt sie nach links und rechts, aber sie kann den Wagen mit ihrem Kind nicht sehen. Panik kommt in ihr auf, doch die Nachbarin beruhigt sie: »Vielleicht hat sich jemand einen Spaß erlaubt und den Kinderwagen um die Ecke geschoben und wartet dort auf Sie.«
»Ein schlechter Scherz!« gibt sie zur Antwort und rennt so schnell sie nur kann zur nächsten Seitenstraße. Doch weit und breit ist nichts von ihrem Kinderwagen zu sehen. Die Nachbarin, die ihr hinterherläuft, erkennt die Situation. Die Frauen wissen nicht mehr weiter, die Mutter schreit: »Wo ist mein Kind, wo ist mein Kind?«
Andere Frauen, die sich in der Nähe befinden, werden auf die beiden aufmerksam und kommen zu der Stelle, an der die Frauen wie angewurzelt stehengeblieben sind. Immer wieder ruft die Mutter den Namen ihres Säuglings und bekommt natürlich keine Antwort.
»Marta!« Ihre Stimme zittert, sie ist einem Zusammenbruch nahe. Wer hat ihr kleines Kind weggebracht? Und wohin? Die umstehenden Frauen wollen sie beruhigen, was ihnen jedoch nicht gelingt. So beschließen sie, die Gegend abzusuchen. Die Mutter des Kindes hat sich bei der Nachbarin eingehakt. Immer wieder versucht diese, die Mutter zu trösten, doch alle Worte nützen nichts. Inzwischen völlig apathisch, trottet sie neben der Bekannten her.
Nach fast einer Stunde treffen sich die Frauen wieder an der Stelle, von der sie zur Suche aufbrachen. Jede schüttelt den Kopf – sie haben nichts gefunden. So sehr sich die Frauen auch bemüht haben, in der näheren Umgebung war der Kinderwagen nicht. Sie führen die Mutter in ein Geschäft, wo sie sich hinsetzen kann. Man sieht ein, daß es keinen Sinn haben würde, allein weiterzusuchen und beschließt, die Polizei zu verständigen, die bereits nach wenigen Minuten eintrifft.
In Windeseile hat sich herumgesprochen, was dieser Frau widerfahren ist. Spontan erklären alle umstehenden Männer und Frauen, sich an der Suche zu beteiligen. Die eingetroffenen Polizeibeamten verständigen ihre Zentrale und leiten sofort eine große Suchaktion ein. Die örtliche Rundfunkanstalt unterbricht ihre laufende Sendung und fordert die Bevölkerung auf, sich an der Suche nach dem Säugling zu beteiligen.
Nach einigen Minuten bereits hat man das Gefühl, die ganze Stadt sei auf den Füßen, um an der größten Suchaktion ihrer Geschichte teilzunehmen. Nun melden sich auch Zeugen bei der Polizei, die einen Mann in heruntergekommener und zerlumpter Kleidung mit einem Säugling im Arm gesehen haben wollen. Ein Phantombild wird nach den Beschreibungen der Zeugen erstellt und sofort in allen Stadtteilen verteilt.
Nachdem sich das Verschwinden des Säuglings herumgesprochen hat, gleichen die Straßen einem aufgerissenen Ameisenbau. Viele, für die Mutter unendliche Stunden später, gegen 17.30 Uhr, wird der Kinderwagen bei einem großem Wohnhaus gefunden. Er ist leer. Entsetzt suchen die Leute noch einmal die ganze Siedlung ab, aber wiederum vergebens.
Doch die Bewohner der Stadt geben nicht auf, auch die Polizei unternimmt alles, was in ihrer Macht steht, dieses kleine Lebewesen zu finden. Man weiß, der Säugling braucht Nahrung, wie soll er sonst überleben?
Die Mutter hofft noch, daß eine verrückte Frau, die selbst kein Kind bekommen kann, ihr Baby entführt hat, doch die Zeugenaussagen sprechen klar dagegen. Und auch den beschriebenen Mann findet man nicht. So sehr man auch sucht, das Baby bleibt verschwunden, der Verdächtige ebenfalls.
Zwei Tage später, für die Eltern des Säuglings die längsten Tage ihres Lebens, macht ein junger Mann zufällig eine erschütternde Entdeckung. Durch das Fenster eines verlassenen, verfallenen Hauses sieht er einen am Boden liegenden leblosen Säugling. Er verständigt sofort die Polizei.
Als die Beamten den
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