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Nur Fuer Schokolade

Nur Fuer Schokolade

Titel: Nur Fuer Schokolade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaques Buval
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der Stimmung zu lächeln. Ich war sehr zufrieden.«
    Frage: »Womit?«
    Leszek: »Daß die Sache gut läuft.«
    Frage: »Tun Ihnen die Menschen, die starben, eigentlich leid?«
    Leszek: »Es tun mir nur die leid, denen ich etwas angetan habe, die, die ich nicht getötet habe, tun mir nicht leid.«
    Frage: »Wie denken Sie darüber: Sollten Sie nicht für Ihre Taten büßen?«
    Leszek: »Doch, aber nur im Gefängnis.«
    Frage: »Die Psychiater sagen, daß Sie nach einer Freilassung wieder töten würden. Stimmt das?«
    Leszek: »Ich weiß es selbst nicht, wie ich mich in Zukunft verhalten werde. Vielleicht töte ich wieder, vielleicht nicht, ich weiß es wirklich nicht. Am meisten habe ich Angst, mir selbst etwas anzutun. Wenn mich jemand stark aufregt, da könnte es sein, daß ich mich aufhänge oder so. Ich neige nämlich sehr stark zu Selbstmord, müssen Sie wissen.«
    Frage: »Glauben Sie, daß Sie jetzt oder später andere Menschen töten oder verletzen werden?«
    Leszek: »Ich weiß es nicht, wirklich nicht.«
    Frage: »Von was könnte das abhängen?«
    Leszek: »Von meinem Sexualtrieb, es kommt ganz darauf an, was gerade in mir vorgeht.«
    Frage: »Und wie steht es jetzt um Ihren Sexualtrieb?«
    Leszek: »Er wird jetzt durch Medikamente beherrscht. Ich nehme die ganze Zeit Pillen zur Beruhigung. Die Medikamente helfen mir und ich nehme sie auch täglich ein. Nur an den Verhandlungstagen nicht, denn da muß ich klar im Kopf bleiben.«

    Frage: »Und wie ist es bei so vielen schönen Protokollführerinnen und Reporterinnen hier im Gerichtssaal, macht sich da Ihr Sexualtrieb nicht bemerkbar?«
    Leszek: »Einige der Reporterinnen gefallen mir schon, aber ich würde doch nie eine Reporterin angreifen!«
    Frage: »Wissen Sie, welchen Rufnamen Sie in der Bevölkerung haben?«
    Leszek: »Ja, ich habe es gelesen, sie nennen mich ,Vampir’ und das ist mir sehr peinlich, solch ein schrecklicher Spitz-name. Auch ,Verbrechergroßhändler’ werde ich genannt, aber ich bekomme sowieso keine Entschädigung dafür.«

    Im Juni 1996 brechen die Gerichtsferien an und der Prozeß gegen Leszek Pekalski wird unterbrochen. Er soll im Oktober fortgesetzt werden. Fest steht zu diesem Zeitpunkt: Das Gericht wird weitere Zeugen laden. Eine wichtige Rolle soll auch den nochmals vorgeladenen Psychiatern zukommen, die die Frage klären sollen, ob Leszek nun zurechnungsfähig ist oder nicht und warum er ständig seine Aussagen ändert und widerruft.
    Einige Psychiater behaupten, daß die Neigung zum Phantasieren eine der Ursachen für die Benachteiligung in seinem Leben ist. Andere wiederum sind der Meinung, daß er intelligent ist und bei allem was er sagt oder tut, äußerst raffiniert vorgeht.
    Leszek Pekalski macht sich Sorgen um sein Leben, doch ist ihm andererseits klar, daß Polen keine Todesstrafe verhängt. Er befindet sich zur Zeit der Verhandlung in Zelle 53 des Gefängnisses in Slupsk in Nordpolen. Seine Zellengenossen werden sehr sorgfältig ausgewählt, es müssen ruhige Mitgefangene sein und ihre Verbrechen dürfen nichts mit Sexualdelikten zu tun haben. Dank Pekalski haben sie mehr Zigaretten, Kaffee und Süßigkeiten als andere. Er teilt mit ihnen, was er bekommt. Den Rest versteckt er wie ein kleines Kind unter seinem Kopfkissen. In seiner Zelle hat er ein Radio, einen Kassettenrecorder und viele Kassetten. Er schreibt so gut wie nichts mehr seit seinem Geständnis. Manchmal löst er ein Kreuzworträtsel, ansonsten unterhält er sich mit seinen Zellengenossen. Bemerkenswert ist, daß er seit Prozeßbeginn viel gepflegter wirkt und auf sein Äußeres achtet.
    Nach einigen Wochen verändert sich sein Verhalten in der Zelle grundlegend, vor allem, nachdem die Gefängnisleitung beschlossen hat, keine Mitgefangenen mehr zu ihm auf die Zelle zu verlegen. Man will, daß er die Zeit bis zum neuerlichen Prozeßbeginn allein verbringt.
    Am Ende des letzten Prozeßtages vor der Unterbrechung bringt man Leszek Pekalski mit dem blauen Gefängniswagen, wie immer an das Seitenfenster gekettet, zurück in das Gefängnis. Dort angekommen, sieht er den Gefängnisdirektor, den er überfreundlich grüßt. Der Beamte, der ihn zu seiner Zelle führt, fragt ihn aus Spaß: »Na, Leszek, wird man dich nun hängen oder nicht?«
    Leszek antwortet: »Ich habe niemandem etwas getan, warum soll man mich hängen?«
    »Aber du hast doch vor dem Richter fast achtzig Morde gestanden?«
    »Ja, weil er es hören wollte. Aber ich habe längst alle

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