Nur in deinen Armen: Roman
bedeutete auch, dass er guten Gründen zugänglich war, und das war entschieden ein Punkt zu seinen Gunsten.
Henry Grisby versuchte, den nächsten Tanz mit ihr zu tanzen, doch sie lehnte höflich ab und ging dann in Richtung Ruheraum davon. Es war niemand zu sehen, als sie die Treppe hinaufschlich. Oben im Flur wandte sie sich nach rechts. Sie erreichte Cedrics Zimmer, die Hand hatte sie bereits auf die Türklinke gelegt, als sie Schritte hörte. Als sie sich umsah, kam Lucifer von der Treppe auf sie zu.
Er entdeckte sie, sie winkte ihm zu und öffnete dann die Tür. Nicht einmal eine Minute später war er bei ihr und schloss die Tür vorsichtig hinter sich. Phyllida sah ihm entgegen, als er auf sie zukam und sich in dem Zimmer umsah. Dann ruhte sein Blick auf ihr.
Das Mondlicht fiel durch das Fenster, vor dem die Gardine zurückgezogen war, und erhellte sein Gesicht. Sie erinnerte sich plötzlich daran, wie er vor drei Nächten ausgesehen hatte, als er durch ein solches Zimmer auf sie zugekommen war. Es waren die gleichen Augen, die sie unter halb gesenkten Lidern hervor ansahen, die gleichen sinnlichen Lippen. Sein Blick ging zu ihrem Mund, und sie hätte schwören können, dass er die gleichen schlimmen Gedanken hatte wie sie.
Ihr stockte der Atem.
Er blieb vor ihr stehen, nur wenige Zentimeter trennten sie noch. Sie fühlte seine Wärme, sein Blick ging zu ihren Augen. Tief sah er hinein, dann hob er die Hand und strich mit dem Daumen über ihre Lippen. Ein Schauer rann durch ihren Körper.
Seine Mundwinkel zogen sich ein wenig hoch, nicht verlockend, sondern eher ein wenig verächtlich. »Hüte«, murmelte er. »Wo würde Cedric seine Hüte verstauen?«
Phyllida blinzelte, dann deutete sie zu einer schmalen Tür. »In seinem Ankleidezimmer. Es gibt dort ein Hutregal.«
Lucifer blickte zu der schmalen Tür, die nur angelehnt war, dann sah er sie mit hochgezogenen Augenbrauen an.
»Das war das Zimmer von Sir Bentley, er war jahrelang krank, und ich habe ihn oft besucht.«
Phyllida ging zu der Tür hinüber, sie ignorierte die verlockende Wärme seiner Nähe. Und sie versuchte auch zu ignorieren, dass er ihr dicht folgte.
Lucifer trat in das Ankleidezimmer, ein langer, schmaler Raum, der genauso lang wie das Schlafzimmer war. Ein Hutregal war in Kopfhöhe an einer Wand angebracht. Es war mit Hüten voll gepackt.
»Das hier ist nicht London.« Er warf Phyllida einen Blick zu. »Cedric besitzt mehr Hüte als jeder modisch gekleidete Gentleman, den ich kenne.«
»Noch ein Grund mehr, genau nachzusehen, es sieht aus, als hätte er noch nie einen davon ausgemustert.«
Für Phyllida waren die Hüte zu hoch, deshalb reichte er ihr einen nach dem anderen. Sie nahm jeden in beide Hände, betrachtete ihn, hielt ihn auf Armeslänge von sich entfernt, dann schüttelte sie den Kopf und reichte ihn ihm zurück. Im Licht des Mondes, der durch das schmale, hohe Fenster fiel, schienen alle Hüte die gleiche Farbe zu haben - braun.
Langsam gingen sie an dem Regal entlang. Mit einem Seufzer reichte sie ihm auch den letzten Hut zurück und schüttelte den Kopf. Er legte den Hut gerade auf das Regal zurück, als sie ein leises Geräusch hörten, es war kein Klicken und auch nicht das Geräusch von Schritten. Lucifer erstarrte.
Auch Phyllida hatte mitten in der Bewegung innegehalten, sie legte den Kopf ein wenig schief. Dann sah sie Lucifer an. Er legte den Finger auf die Lippen und wandte sich um.
Das Schlafzimmer hatte zwei Türen, durch eine davon waren sie gekommen, sie war in der Nähe des Ankleidezimmers. Eine andere Tür führte in das nächste Zimmer, wahrscheinlich ein Wohnzimmer. Sie hätten gehört, wenn jemand über den Flur gekommen wäre. Hatte jemand das Zimmer von diesem Wohnzimmer aus betreten?
Cedric? Aber warum sollte der Gastgeber den Ball verlassen?
Wäre er der Mörder, dann könnte er das vielleicht tun.
Lucifer holte tief Luft und trat in das Schlafzimmer.
Ein Luftzug, ein schwaches Geräusch, warnte ihn, er wich zurück, und ein schwerer Knüppel krachte auf seine linke Schulter.
Der Schlag ließ ihn in die Knie sinken, doch er fing sich mit einem Arm am Türrahmen auf und sah die Gestalt eines Mannes im Schatten verborgen, der durch die Tür in den Flur floh. Man hörte Schritte, die sich schnell entfernten.
»Du liebe Güte! Er läuft weg!« Phyllida, die hinter ihm gefangen war, hob die Röcke und sprang über ihn.
Er hielt sie mitten in der Bewegung fest und riss sie zurück. » Nein
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