Nur in deinen Armen: Roman
nippte daran, die ganze Zeit über hielt er ihren Blick gefangen. »Ich habe mich entschieden, dass es mir in Colyton gefällt.«
»Ausgezeichnet!« Sir Jasper strahlte. »Ein wenig frisches Blut können wir hier ganz gut gebrauchen.« Ausschweifend erklärte er die Vorzüge der Gegend, und Lucifer ließ ihn reden, während er gleichzeitig versuchte, den Blick in Phyllidas braunen Augen zu deuten. Mit ruhigem Gesicht beobachtete sie ihren Vater, doch ihre Augen … und die Winkel ihres hübschen Mundes zogen sich ein wenig nach unten …
Sir Jasper war endlich fertig, Lucifer sah zu ihm hinüber. »Da gibt es noch etwas, das ich erwähnen möchte. Ich sehe Horatios Erbe als ein Geschenk an, ein Geschenk, das ich nicht annehmen könnte, wenn ich nicht alles daransetzen würde, seinen Mörder der Gerechtigkeit zuzuführen.«
Sir Jasper nickte. »Ihre Gefühle ehren Sie.«
»Schon möglich, aber ich könnte mich in Horatios Haus niemals wohlfühlen, ich könnte seine Sammlung niemals in Besitz nehmen, wenn ich nicht alle Hebel in Bewegung setzen würde, seinen Mörder zu finden.«
Sir Jasper warf ihm einen verschmitzten Blick zu. »Soll ich das als Warnung auffassen, dass Sie wirklich die Absicht haben, jeden Stein umzudrehen?«
Lucifer hielt seinem Blick stand. »Jeden Stein. Sogar jeden einzelnen Kiesel.«
Sir Jasper dachte darüber nach, dann nickte er. »Ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, aber wie Sie wohl zweifellos wissen, wird es nicht leicht sein, diesen Mörder zu fassen. Tatsache ist, niemand hat ihn gesehen.«
»Es könnte noch andere Beweise geben.« Lucifer leerte sein Glas.
Sir Jasper folgte seinem Beispiel. »Das können wir nur hoffen.« Als Phyllida die leeren Gläser auf das Tablett zurückstellte, meinte er: »Natürlich können Sie so viele Nachforschungen anstellen, wie Sie möchten. Und wenn Sie irgendwelche behördliche Unterstützung brauchen, werde ich alles tun, was mir möglich ist.« Er stand auf. »Horatio war einer von uns. Ich nehme an, Sie werden sehr schnell feststellen, dass es eine ganze Anzahl von Menschen gibt, die Ihnen gern dabei helfen, seinen Mörder zu finden.«
»In der Tat.« Auch Lucifer stand auf, sein Blick ruhte auf Phyllida. »Ich hoffe, das wird der Fall sein.«
Er wollte, dass sie ihm dabei half, Horatios Mörder zu finden. Doch die Frage hatte er noch nicht gestellt.
Sie wollte ihm helfen. Selbst wenn er sie nicht fragen würde, so würde sie ihm doch ihre Unterstützung nicht verwehren.
Leider war dieser vielversprechende Morgen, an dem sie gehofft hatte, ihm alles erzählen zu können, einem frustrierenden Nachmittag gewichen, und jetzt wurde daraus auch noch ein entsetzlicher Abend. Aus einem unerfindlichen Grund hatte ihre Tante sich entschieden, an diesem Abend ein informelles Abendessen für einige wenige Menschen zu geben, die auf der Beerdigung dabei gewesen waren. Es sollte so eine Art Totenmahl werden. Phyllida war nicht begeistert davon.
Sie hatte die Absicht gehabt, ein schwarzes Kleid zu tragen, doch dann hatte sie sich für ihr lavendelfarbenes Seidenkleid entschieden. Es war eines ihrer hübschesten Kleider, sie konnte ein wenig Aufmunterung sehr gut gebrauchen.
Sie war die Letzte, die den Speisesaal betrat. Lucifer war bereits da, in seinem mitternachtsblauen Rock, der die gleiche Farbe hatte wie seine Augen, sah er erstaunlich gut aus. Sein Haar schien im Schein der Kerzen schwarz zu sein, die elfenbeinfarbene Krawatte hatte er in einem eleganten Knoten gebunden. Er stand zusammen mit ihrem Vater und Mr Farthingale vor dem Kamin, doch von dem Augenblick an, in dem sie über die Schwelle trat, ließ er sie nicht mehr aus den Augen.
Phyllida senkte grüßend den Kopf, dann ging sie zu den beiden Misses Longdon hinüber, zwei Jungfern unbestimmbaren Alters, die sich ein Haus teilten, das an der Straße lag, die zur Schmiede führte.
Sechzehn Menschen saßen am Esstisch. Nachdem Phyllida noch ein schnelles Wort mit Gladys gewechselt hatte, setzte sie sich. Lucifer saß am anderen Ende des Tisches, gleich rechts von ihrer Tante neben Regina Longdon. Regina Longdon war beinahe taub, also hatte Lady Huddlesford in ihr keine Konkurrenz. Mary Anne und Robert saßen beide viel zu weit weg, als dass sich Phyllida mit ihnen hätte unterhalten können. Da sie also nichts anderes zu tun hatte, überwachte sie das Abendessen.
Ihr Vater vertat nie seine Zeit mit dem Portwein, er führte die Gentlemen in den Salon zurück, nur fünfzehn
Weitere Kostenlose Bücher