Nur nicht aus Liebe weinen
sie nicht so schnell locker.“
Kleinlaut starrte sie zu Boden. „Du hast ja recht, aber ich fühle mich einfach so hilflos.“
„Angela wird es schon überstehen, Laine. Du kannst dich nicht ständig nach ihr richten. Leb dein eigenes Leben. Bald machst du deine Abschlussprüfungen, und dann wirst du studieren. Das sollte jetzt für dich an erster Stelle stehen.“
„Entschuldige, Dan.“ Bin ich von allen guten Geistern verlassen? „Ich hätte nicht versuchen sollen, dich in die ganze Angelegenheit mit reinzuziehen.“
Auf einmal war seine Stimme wieder sanft. „Und ich hätte dich nicht so anfahren dürfen, verzeih mir. Vielleicht tut mir die australische Luft gut und ich kann ein wenig Abstand gewinnen.“
Solange du nur zu mir zurückkehrst …
Sein Blick ließ jeden Muskel in ihrem Körper erstarren. Für den Bruchteil einer Sekunde fühlte es sich so an, als näherten sich seine Lippen zärtlich ihren Wangen. Behutsam neigte sie ihren Kopf in seine Richtung.
Doch plötzlich wich er zurück. „Die Zeit heilt alle Wunden. Das stimmt wirklich, Laine.“ Und dann hatte er sich ohne ein weiteres Wort abgewandt und sie einfach stehen gelassen.
Damals war ich so naiv, ihm zu glauben, dachte Laine, während sie sich unruhig im Bett hin und her drehte.
Nur einige Tage später hatte das Unglück schon seinen Lauf genommen. Als Laine an jenem Tag aus dem Dorf zurückgekommen war, stand ihr riesiger Koffer im Flur. Im Wohnzimmer wartete Angela.
„Mum, wie kommen meine Sachen aus Randalls hierher?“
„Ich habe sie schicken lassen“, informierte Angela sie beiläufig, ohne den Blick von ihrer Modezeitschrift zu heben. „Räum den Koffer bitte gleich weg, er ist so schrecklich sperrig.“
„Aber das Schuljahr ist doch noch nicht vorbei, und ich habe schon so viel versäumt. Die Prüfungen stehen vor der Tür, da kann ich es mir auf keinen Fall leisten, noch länger zu fehlen.“
„Und ich kann es mir einfach nicht leisten, noch länger für deine Ausbildung aufzukommen. Mrs. Hallam hatte vollstes Verständnis dafür, dass deine Familie dich jetzt braucht“, erwiderte Angela ungerührt.
„Aber ich habe doch ein Stipendium, Mum. Wenn es nicht verlängert worden wäre, hätte man mir das doch mitgeteilt.“
„Für deine Extrawünsche und die Schuluniform reicht aber das Stipendium nicht aus.“ Kalte Schauer überliefen Laine, und es war, als würde sie immer tiefer in einen Abgrund gezogen.
„Ohne einen Abschluss kann ich doch nicht studieren.“
„Und damit werden wir sehr viel Geld sparen. Jamies Ausbildung hat mich bereits ein Vermögen gekosten. Aber wir müssen jetzt ohne Simons Unterstützung auskommen. Du wirst also lernen müssen, auch mal zu verzichten und dich für die Familie einzusetzen. Seit dem Tod eures Vaters habe ich meine Wünsche zurückgestellt. Es wird Zeit, dass du erwachsen wirst und Verantwortung für deine Mitmenschen übernimmst. Deshalb wirst du in Zukunft die Arbeit von Mrs. Evershott erledigen. Solange sie noch hier ist, erklärt sie dir die wichtigsten Aufgaben. Auf diese Weise lernst du, einen Haushalt zu führen.“
„Du kannst Evy doch nicht einfach entlassen!“, schrie Laine auf.
„Das ist allein meine Entscheidung. Ich hoffe sehr, dein entsetzlich teurer Kochkurs im letzten Schuljahr war sein Geld wert. Jetzt gönne mir bitte ein wenig Ruhe.“
Wie gelähmt stand Laine auf dem Flur. Zwar war das Verhältnis zu ihrer Mutter nie besonders gut gewesen, aber soeben hatte Laine unmissverständlich zu spüren bekommen, welchen Groll ihre Mutter gegen sie hegen musste.
In der Küche traf Laine auf Mrs. Evershott, die mit ernster Miene das Abendessen vorbereitete. Laine schlang tröstend die Arme um sie.
„Oh Evy, es tut mir so schrecklich leid.“
„Über all die Jahre habe ich mich um euch gekümmert. Und das ist der Dank dafür? Simon hätte niemals zugelassen, dass eure Mutter mich so behandelt.“
Laine nickte zustimmend. Und Simon hätte auch unter keinen Umständen geduldet, dass sie zu einer Hausangestellten gemacht wurde.
Mithilfe von Mrs. Evershott gelang es ihr, eine Art Routine zu entwickeln, sodass sie die Anstrengungen der ersten Tage schnell überwand.
Als einige Wochen später Laines achtzehnter Geburtstag bevorstand, hielt ihre Mutter eine Party jedoch für unangemessen, da sich die Familie noch in Trauer befände. Umso mehr freute sich Laine über den unerwarteten Besuch ihrer Freundin Celia. Gemeinsam mit einigen anderen
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