Nur nicht aus Liebe weinen
Zeit hatte sich ihr Leben von einem Tag auf den anderen völlig verändert. Und Laine hatte nur zu gern die Gelegenheit ergriffen, eine Wohnung mit Jamie zu teilen. Zumal Celias Vater Laine einen interessante Stelle in einer Kunstgalerie vermittelt hatte.
Im Grunde schien sich damals wie heute alles zum Besseren zu wenden. Sosehr sie jedoch versucht hatte, sich ihre Einsamkeit und ihren Schmerz auszureden, sie waren immer noch vorhanden. Und zwar genauso deutlich wie damals.
Es war endlich an der Zeit, sich diesen Gefühlen zu stellen.
Laine begriff, dass jeder Versuch, davor zu fliehen, zwecklos gewesen war. Sie musste den Tatsachen ins Auge sehen, es gab keine Medizin und keinen Zauber, die ihre Gefühle für Daniel einfach verschwinden ließen. Sie ganz allein musste lernen, den Schmerz zu verarbeiten. Und diesmal würde sie es schaffen.
Als Laine am frühen Abend in die Wohnung zurückkehrte, war Daniel bereits zu Hause. Vor seiner Tür hielt sie kurz inne und klopfte. Nach einer ganzen Weile öffnete ihr Daniel, nur mit einem Bademantel bekleidet.
„Welch ein Zufall, dass du mich immer unter der Dusche erwischst“, knurrte er.
„Tut mir leid.“ Laine errötete ein wenig. Es versetzte sie in Rage, dass Daniel es immer wieder schaffte, sie aus der Fassung zu bringen. Wenigstens trug er diesmal mehr als ein Handtuch.
„Ich … muss mit dir reden. Aber vermutlich ist es gerade ungünstig.“
„Später passt es noch weniger. Ich gehe heute Abend aus. Also solltest du lieber gleich mit der Sprache herausrücken.“
Natürlich, weil du sicher wieder die ganze Nacht fortblei ben willst.
So gelassen wie möglich erwiderte sie: „Eigentlich wollte ich dich um einen Gefallen bitten.“ Sie konnte beinahe spüren, wie Daniels Blick auf ihrer Haut brannte. Sorgfältig musterte er ihr Outfit.
„Bist du dafür nicht ein wenig zu hochgeschlossen gekleidet? Oder welche Art von Gefallen schwebt dir vor? Wir wollen uns doch schließlich nicht schon wieder missverstehen. Nicht wahr, meine Liebe?“
„Dan, bitte … mach es mir doch nicht so schwer“, seufzte Laine.
Sein hartes Lachen ließ sie zusammenfahren.
„Das kann nicht dein Ernst sein. Wer hat es denn wem schwer gemacht? Denkst du etwa, es war leicht, meinen Anwälten zu erklären, dass diese Ehe nicht einmal vierundzwanzig Stunden gedauert hat?“
„Nein, selbstverständlich nicht. Mir ist klar, dass du mir in keiner Weise verpflichtet bist. Entschuldige bitte.“ Sie wandte sich zum Gehen.
„Noch habe ich nicht Nein gesagt. Aber ich müsste erst einmal wissen, worum es überhaupt geht“, lenkte er ein.
Sie drehte sich zu ihm um und hob ihr Kinn. „Seit heute Morgen habe ich wieder einen Job. Ab Montag arbeite ich für das Reinigungsunternehmen City Clean …“
„Das ist ja fast wie damals“, fiel er ihr ins Wort. Zwar hatte sie eine ähnliche Reaktion erwartet, doch sein Zynismus traf sie trotzdem. Tapfer fuhr sie fort: „Die Kunden sind meist außer Haus, wenn wir für sie arbeiten. Und deshalb legen sie größten Wert auf Integrität. Meine neue Chefin verlangt deshalb zwei Empfehlungsschreiben. Eines bekomme ich von Fiona aus der Kunstgalerie. Und das andere … ich meine, könntest du vielleicht …“
„Was soll ich denn schreiben? Etwa, dass man dir bedingungslos Glauben schenken kann? Obwohl Ehrlichkeit nicht so deine Sache ist?“
„Wenn du das so siehst.“ Sie biss die Zähne zusammen, um gegen den Schmerz anzukämpfen. „Ich glaube aber, meine Chefin möchte in erster Linie sichergehen, dass sie keine Diebin einstellt. Und du kannst nicht behaupten, dass ich dich jemals bestohlen hätte. Vielleicht könntest du dich überwinden, ein paar nette Sätze zu finden.“
„Vielleicht. Wenigstens verlangst du nicht, dass ich den edlen Ritter spiele und dich aus deiner finanziellen Misere errette.“
Vor lauter Enttäuschung verschlug es ihr die Sprache. Doch dann zwang sie sich, den Kampf aufzunehmen. „Rede nicht mit mir, als wäre ich ein kleines Mädchen. Ich halte mich ganz sicher nicht für die bedauernswerte Lily Maid. Und du bist alles andere als ein edler Ritter.“
„Da bin ich aber erleichtert. Denn mir ist ganz bestimmt nicht nach Edelmut. Aber lass mir ruhig die Anschrift deines neuen Arbeitgebers zukommen, dann wird meine Sekretärin sich um alles Weitere kümmern.“
„Ich … bin dir wirklich sehr dankbar.“
„Offensichtlich. Dass du nicht der temperamentvolle Typ bist, habe ich auch schon bemerkt. Der
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