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Nur noch diese Nacht

Nur noch diese Nacht

Titel: Nur noch diese Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Mira Lyn
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sein würde, in ihr zu sein. Vorher musste er jedoch etwas klarstellen.
    „Was Dahlia betrifft, die Sache mit ihr ist vorbei. Seit über einem Monat. Und damit du Bescheid weißt, ich benutze immer Kondome.“
    Falls er erwartet hatte, es würde Claire beruhigen, dass nur die Hälfte von dem stimmte, was die Sensationspresse über ihn berichtete, wurde er enttäuscht. Claire wirkte plötzlich bedrückt.
    Endlich fragte sie: „Erwartest du jetzt, dass ich mein Sexleben vor dir ausbreite?“
    „Nein“, erwiderte er rau und merkte, dass Eifersucht in ihm aufstieg. Er wollte keine Details wissen. „Mir ist klar, dass es andere Männer gegeben hat.“ Im Moment wollte er jedoch nur wissen, ob er in Weltrekordtempo zur Drogerie sprinten sollte oder ob sie auf der Stelle weitermachen konnten.
    Dann bemerkte er ihren Gesichtsausdruck. Das kannte er noch so gut von früher, wenn sie vergeblich versuchte, etwas vor ihm zu verheimlichen, das er längst aus ihrem Gesichtsausdruck abgelesen hatte.
    Claire wich seinem Blick aus, wandte sich ab. Die Frau, die ihn gerade noch angebettelt hatte, weiterzumachen, konnte ihm jetzt nicht mehr in die Augen sehen.
    Er umfasste ihr Kinn und drehte ihren Kopf zu sich hin. „Es hat doch andere Männer gegeben?“
    Fast unmerklich zuckte Claire zusammen.
    Nein. Hoffentlich interpretierte er das falsch.
    „Bitte“, flehte Claire und versuchte, sich seinem Griff zu entziehen.
    Das konnte sie ihm nicht antun. Panik überkam Ryan.
    „Sag mir, dass ich mich irre! Sag mir, dass es einen anderen gegeben hat.“
    Wenigstens einen! flehte er innerlich. Aber so wie sie ihn ansah …
    „Ryan …“
    „Nein.“ Auf einmal konnte er sich nicht schnell genug wieder anziehen. Erinnerungen überfielen ihn. Er war damals schnell weitergezogen, weil Claire das auch getan hatte. Gewissensbisse hatte er nicht gehabt. Bis jetzt.
    Die ganze Zeit … wie konnte sie …
    Es fiel ihm schwer, zu atmen. „Hast du erwartet, dass ich zu dir zurückkomme?“
    „Meine Güte, nein!“ Es war schlimmer, als Claire sich vorgestellt hatte.
    Bittend streckte sie ihm die Hand entgegen, doch er schob sie von sich.
    „Was dann?“ Anklagend sah er Claire an. „Und wieso …?“
    Er wollte es wissen. Aber er würde sie nicht verstehen. Der alte Schmerz war wieder da.
    „Wie kannst du das fragen? Du warst doch da, hast gesehen, wie es mir ging, nachdem wir Andrew verloren hatten …“ Bilder des viel zu kleinen Körpers ihres viel zu früh geborenen Kindes überfielen sie. Sie schüttelte den Kopf, zwang sich, tief ein- und auszuatmen, kämpfte gegen die dunklen Gefühle an, die sie zu überschwemmen drohten, wenn sie zu tief in den alten Schmerz eintauchte. „Ich bin daran zerbrochen, war innerlich wie tot.“
    „Ich weiß, dass du danach … anders warst.“ Ryan schob sie von sich, als wäre es ihm jetzt unerträglich, sie anzurühren. „Schließlich habe ich dich zum Psychiater begleitet. Ja, ich wusste es. Aber dass du all die Jahre über keinen … ich dachte, du würdest …“
    Mit einer gequälten Bewegung wich er zurück und fuhr sich durchs Haar. „Meine Güte, Claire, ich bin mir sicher, dass ich gesehen habe, wie ein Mann dein Apartment verlassen hat. Um fünf Uhr morgens. Wer, zum Teufel, war das?“
    Er hatte Claire gesehen. Und obwohl es ihn fast wahnsinnig gemacht hatte, war es der Schlüssel zu seiner Freiheit gewesen. Er hatte den Freibrief eingesteckt und war gerannt. Auch Claire hatte sich ein neues Leben aufgebaut, den unwiderruflichen Schritt getan und ihre Ehe aufgegeben, die seit Jahren schon keine mehr war.
    Wie ein Tier hatte er gelitten, gleichzeitig war er erleichtert gewesen. Widerstrebend war er in jener Nacht losgezogen und hatte sie mit einer Frau verbracht, die nicht mehr gesucht hatte als er.
    Es war weder besonders schön noch bedeutungsvoll noch besonders intensiv gewesen. Ein One-Night-Stand eben. Eine Flucht, und er hatte sich deswegen verachtet. Doch danach war er frei gewesen und hatte sich verboten, zurückzublicken.
    Aber jetzt hatte Claires gequälte Reaktion ihn gezwungen, sich mit den Einzelheiten auseinanderzusetzen, die er hatte vergessen wollen.
    „Wovon sprichst du?“ Mit bebenden Fingern zog sie sich die Sachen wieder an, die er ihr im Taumel der Leidenschaft erst kurz zuvor heruntergerissen hatte.
    Er wollte ihr helfen, aber im Moment konnte er Claire einfach nicht anrühren. Er fühlte sich schrecklich, sein Selbstverständnis, alles, worauf er sein Leben

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